Schön, dass Du vorbei schaust...

Hallo und herzlich Willkommen in meiner Welt!
Hier schreibe ich über die Dinge, die ich so erlebe, Lustiges, Kurioses, Ärgerliches... Über all das, was jedem von uns jeden Tag im Alltag widerfährt und wo man vielleicht denkt, wieso schreibt da eigentlich nicht mal einer drüber?
Was ich schreibe, kann man gut finden, muss man aber nicht. Kann man kommentieren, muss man aber nicht. Frei nach dem Motto: Alles geht, nichts muss.

In diesem Sinne: viel Spaß!
Deine Violet

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Warum ich manchmal doch froh bin, eine Jungensmutter zu sein…

Als Jungensmutter hat man es ja nicht immer leicht. Jungen sind in der Regel draufgängerischer als Mädchen und dadurch auch häufiger mal verletzt. Sie tun sich beim Lernen schwerer als Mädchen und sind oft Entwicklungsnachzügler. Meistens werden Jungensmütter zur Kita-Leitung und zur Lehrersprechstunde bestellt, weil der kleine Rabauke mal wieder über die Stränge geschlagen hat.

Und doch gibt es Momente, wo ich ehrlich gesagt ziemlich froh bin, keine Tochter zu haben. Zum Beispiel heute. Derzeit herrschen ja draußen Minusgrade. Und doch begegneten mir heute zwei junge Mädchen, vielleicht 15 oder 16, nur mit Leggings, einem dünnen Shirt und einer leichten Strickjacke bekleidet. Keine Mütze, kein Schal, von einer dicken Jacke ganz zu schweigen. Und die beiden erinnerten mich ganz stark an mich in dem Alter, wo Minusgrade absolut kein Hinderungsgrund für Miniröcke und bauchfrei waren. Ich ließ mir doch nicht vom Wetter diktieren, was ich anziehe (sondern nur vom Modeteil der Bravo)! Und ich erinnere mich auch noch sehr genau, wie meine Mutter ebenso verzweifelt wie vergeblich versucht hat, mich von temperaturangemessener Kleidung zu überzeugen. Vernünftige Kleidung ist nicht schick und nicht cool und wird deshalb auch nicht getragen. Punkt.

Dass ich nicht ständig im Winter mit Lungen- oder Nierenbeckenentzündung danieder lag, erscheint mir im Nachhinein wie ein Wunder. Aber so sind Mädchen in dem Alter eben. Jungen sind da meines Erachtens etwas vernünftiger bzw. die Mode diktiert ihnen weder Leggings noch Miniröcke noch leichte Strickjäckchen im tiefsten Winter, sondern allenfalls Baggy Trousers (unter die prima eine lange Unterhose passt) und Kapuzenjacken mit Plüschfutter und Fellbesatz sowie klobige Sneakers.

Ein weiterer Vorteil als Jungensmutter ist, dass ich weder um meine Schminkutensilien fürchten noch nach auf mysteriöse Weise verschwundenen Kleidungsstücken und Schuhen suchen muss (zumindest hoffe ich das…).

Jungen wollen nicht auf das Konzert von Tokio Hotel oder ähnlichen Boygroup-Alpträumen und Jungen blockieren ab einem gewissen Alter nicht dauernd und stundenlang das Telefon, um mit ihrem besten Freund den vergangenen Schultag noch einmal minutiös zu erörtern („Ja, meinst Du, er hat geguckt? Ich weiß ja nicht… Ob er mich anruft? Und was, wenn nicht???“).

Aber dafür werde ich vermutlich so oft zum Klassenlehrer meines Sohnes zitiert, dass die anderen Eltern davon überzeugt sein werden, ich hätte ein Verhältnis mit ihm. Und wahrscheinlich sollte ich jetzt schon mal einen Förderfond anlegen, um die sicherlich notwendigen Nachhilfestunden bezahlen zu können.

So hat dann jeder sein Päckchen zu tragen…

Dienstag, 14. Dezember 2010

Hilfe, ich muss zum Arzt!

Ärzte hassen Patienten. Es gibt wohl nichts auf der Welt, was ein Arzt mehr verabscheut als den kranken, hilfesuchenden Menschen.

Warum er dann Arzt geworden ist? Keine Ahnung. Vielleicht hat er in seiner Jugend (je nach Geburtsjahrgang) zuviel „Schwarzwaldklinik“ oder „Emergency Room“ oder „Das Krankenhaus am Rande der Stadt““ gesehen und war daher der Meinung, dass Ärzte irgendwie ein cooles Leben haben, mit echt viel Geld, tollen Autos und jeder Menge williger Krankenschwestern / Arzthelferinnen, die nur darauf warten, mit einem Halbgott in Weiss in den Kissen zu wühlen.

Denn ein Interesse an den Menschen bzw. diesen zu helfen, kann unmöglich der Ursprung der Berufswahl gewesen sein.

Muss man heute einen Arzt aufsuchen oder gar ins Krankenhaus, wird man vom mündigen Bundesbürger zum lästigen Bittsteller (wenn man gesetzlich krankenversichert ist) oder zum Goldesel (wenn man privat versichert ist).

Der gesetzlich Krankenversicherte stört immer. Deswegen bekommt er auch nur mit Vorlaufzeiten von bis zu drei Monaten einen Termin und muss dann, wenn er pünktlich in der Arztpraxis erscheint, erst mal noch gepflegt ein bis zwei Stunden warten, bevor er dann 5 Minuten zum Arzt ´rein darf, der ihn wie am Fließband abfertigt, eilig, distanziert und desinteressiert. Freundlich geht anders.

Der Privatpatient stört nie, darf immer, Tag und Nacht, in der Arztpraxis aufschlagen, muss nie warten und bekommt die Handynummer des behandelnden Doktors, um ihn nötigenfalls auch am Wochenende oder nachts konsultieren zu können. Dafür bekommt der Privatpatient Behandlungen auf’s Auge gedrückt, die er weder will noch für seine Genesung braucht, die aber gemäß ärztlicher Gebührenordnung ordentlich Geld in die Kasse des Arztes spülen.

Fragen stellen sollte man weder als Kassen- noch als Privatpatient, das nervt nämlich total und wirklich interessant ist man als Patient auch nur dann, wenn man irgendwas richtig Schlimmes hat (am besten unheilbar), worüber der Arzt dann einen Artikel in einer Fachzeitschrift schreiben bzw. einen Vortrag auf einem Symposium halten kann, was ihm, man kann es sich denken, erneut Geld in seine Kasse spült.

Ansätze von Freundlichkeit gibt es nur, solange sie gemäß Gebührenordnung abzurechnen sind. Sprich, sollte es nicht gelingen, in der zugeteilten Behandlungszeit von fünf Minuten alle Fragen zu stellen und man sich unvorsichtigerweise mit einer Nachfrage, eventuell sogar per Telefon, an den behandelnden Arzt wendet, so darf man nicht mit allzu viel Entgegenkommen rechnen, schon gar nicht am Ende des Quartals, wo ja die meisten Ärzte laut eigener Aussage bei der Behandlung noch draufzahlen müssen. Die Armen!

Aber vielleicht habe ich ja auch zuviel „Schwarzwaldklinik“ und „Grey’s Anatomie“ gesehen und deswegen völlig überzogene Erwartungen in die heilende Zunft. Reicht doch völlig aus, wenn ich nach einem Arztbesuch wenigstens nicht noch kränker werde…

Freitag, 10. Dezember 2010

Atomkraft – nein danke, ich nehm’ den Strom aus der Steckdose!

Nun hat also unser Bundespräsident "Mr. Charisma" Christian Wulf mit seiner Gesetzes-Unterschrift der Verlängerung der AKW-Laufzeiten zugestimmt.

Scheint, dass das Angebot von Mademoiselle Roche, bei Nicht-Unterschrift eine Liebesnacht mit ihm zu verbringen, irgendwie nicht so gezogen hat (möglicherweise hat er ihr Buch „Feuchtgebiete“ gelesen und war daher der Idee nicht so zugeneigt…). Vermutlich hätte ein solches Angebot auch eher von einer Dame vom Typ Michelle Hunziker kommen müssen, um ihn wirklich in Versuchung zu führen.

Wie auch immer, nun haben wir den Salat und es drohen noch mindestens 12 weitere Jahre kleinere oder auch größerer Störfälle, Atommüll-Problematik, Castor-Transporte und Unwohlsein bei dem Gedanken an den Zustand und das Alter so mancher Atomkraftwerke.

Nicht, dass jetzt ein falscher Eindruck entsteht. Natürlich koche ich, sehe fern, höre Radio, benutze den Computer und tue all dies lieber bei angemessener Beleuchtung als bei romantischem Kerzengeflacker. Und früher mal war Atomstrom ja auch aus verschiedenen Gründen der Stromerzeugung mittels Kohle vorzuziehen.

Aber die Zeiten haben sich geändert und ich bin mir über die wahren Gründe der AKW-Laufzeitverlängerung nicht so ganz im Klaren. Denn eigentlich müsste doch jeder, der bei Verstand ist, sauberen, sicheren Strom aus erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind und Wasser einer derartig tickenden Zeitbombe vorziehen. Tut unsere Regierung aber scheinbar nicht, was natürlich einige Rückschlüsse zulässt…

In einem Artikel der Online-Ausgabe der "Zeit" hat Greenpeace dargestellt, dass die Laufzeitverlängerung auf jeden Fall nicht damit begründet werden kann, dass Atomstrom ja so billig ist. Und es ist in der Tat zu vermuten, dass es hier um etwas anderes geht als darum, uns Verbrauchern gaaaanz günstig Fernseher und Herd laufen zu lassen, nämlich eher darum, dass man mit Atomstrom beziehungsweise dessen Erzeugung und auch Entsorgung ziemlich gut verdienen kann. Atomstrom hat in Deutschland eine mächtige Lobby, erneuerbare Energien nicht.

Mir ist wirklich nicht klar, warum man weiterhin Geld in diese gefährliche und wenig nachhaltige Art der Stromerzeugung steckt anstatt, wie es ja auch geplant war, den sukzessiven Ausstieg aus der Atomkraft voranzutreiben und dafür zu sorgen, dass wir künftig wirklich guten und ruhigen Gewissens den Strom aus der Steckdose nehmen können.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Vom Sinn und Unsinn von Schildern



Natürlich haften Elten für ihre Kinder! Wer denn sonst?!? Der Nachbar von gegenüber? Oma Schmidt aus dem 3.Stock? Der Bundespräsident? Oder gar der forsche 10jährige selbst? Wohl kaum!

Mir ist schon klar, welchen Zweck dieses Schild nebst Hinweis verfolgt, aber nichtsdestotrotz ist es großer Blödsinn.

Montag, 6. Dezember 2010

Deko-Diät

Ich bin ja ein bekennender Weihnachtsfan und finde es herrlich, die Wohnung ab dem ersten Advent weihnachtlich zu dekorieren.

Doch in diesem Jahr und vermutlich in den nächsten zwei bis drei Jahren kann ich meinem Deko-Trieb leider nicht in dem Maße ausleben, wie ich es gerne möchte und bin unfreiwillig auf „Deko-Diät“.
Der Grund für die innenarchitektonische Zurückhaltung ist knapp 20 Monate alt und liebt es, den Dingen bis zum bitteren (weil zerstörten) Ende auf den Grund zu gehen.

Sprich, wer ein kleines Kind hat, kann sich das festliche Dekorieren der Wohnung bis auf weiteres von der Backe putzen. Dekoriert werden können nur Bereiche, die so hoch oben liegen, dass der kleine Zerstörer nicht dran kommt und es können nur Deko-Artikel ohne scharfe Kanten oder Kleinteile benutzt werden, die beim runterfallen nicht kaputt gehen können und nicht dazu einladen, sie durchzukauen. Da bleibt eigentlich nur Filz übrig…

Für mich heißt das, dass ich Weihnachtsmänner, Elche, Wichtel und Tannenbäume aus Filz gekauft habe und nur für meinen Sohn unerreichbare Regale, Kommoden und Sideboards (unerreichbar, weil der Laufstall zum Schutzwall wurde…) geschmückt habe. Auch weihnachtliche Tischdecken oder Tischläufer fallen flach, denn sobald sie vom Tisch herunterhängen, laden sie irgendwie unwiderstehlich dazu ein, an ihnen zu ziehen und zu zerren. Sprich, besonders weihnachtlich sieht es dieses Jahr nicht bei uns aus.

Ob wir dieses Jahr einen Weihnachtsbaum haben werden, ist noch nicht final entschieden, denn das Risiko, dass sich unser Kind tarzan-artig von Ast zu Ast schwingen möchte, Falltests mit meinen sehr alten Weihnachts-Glaskugeln durchführen oder die Standfestigkeit des Baumständers prüfen will, ist nicht unerheblich. Und die Schäden, die da entstehen können, zahlt einem doch wieder keine Versicherung…

Freitag, 3. Dezember 2010

Der Schrei-o-mat

Jeder, der Kinder hat, kennt den Schrei-o-mat.

Der Schrei-o-mat funktioniert so: man liegt nachts im Bett, vermutlich selig schlummernd, und auf einmal geht's los.
Da der Schrei-o-mat mehrere Stufen hat, fängt es vielleicht ganz harmlos mit einem leichten Ächzen (oder wie wir sagen, Öffen) an. Manchmal wird man davon schon wach, manchmal nicht.

Je nach Zustand des Schrei-o-mat kann es sein, dass es dabei bleibt, es kann aber auch sein, dass es sich nun kontinuierlich steigert und sich das leichte Öffen in ein infernalisches Gebrüll ausweitet. Ist dies der Fall, hat man wenig Optionen, man muss aufstehen und nachsehen, was los ist und wie man den Schrei-o-mat wieder abstellen kann. Da man durch die langsame Steigerung schon ein wenig wach geworden ist, verläuft das Aufstehen in der Regel ohne Kreislaufkollaps und damit verbundenen Verletzungen durch spontanes Hinfallen ab.

Anders ist es, wenn der Schrei-o-mat ohne Vorwahnung gleich auf die höchste Stufe schaltet und praktisch von null auf infernalisches Gebrüll im Bruchteil einer Sekunde geht. Dann sitzt man erst einmal senkrecht im Bett und schießt dann, noch völlig schlaftrunken, wankend in Richtung des Schrei-o-mat-Standortes. Dies ist sehr häufig mit Kreislaufproblemen und Herzrasen verbunden und auf Dauer nicht gesund (und sorgt überdies auch für sehr miese Laune!).

Beim Schrei-o-mat angekommen, gilt es nun, den richtigen "Aus-Knopf" zu finden (Schnulli wieder reinstecken, Getränk anbieten, streicheln, die Spieluhr anwerfen,...) was im komatösen Halbwach-Zustand nicht immer einfach ist.

Wenn es dann (endlich!) gelungen ist, den Schrei-o-mat wieder auszuschalten und sich die Pulsfrequenz wieder im Normalbereich befindet, kann es allerdings sein, dass man durch das kurz zuvor in rauen Mengen ausgeschüttete Adrenalin ziemlich wach ist, was nachts um drei irgendwie blöd ist.

Die schlechte Nachricht bezüglich des Schrei-o-mats ist, er hat eine ziemlich lange Funktionsdauer (bis zu zehn Jahre...). Die gute Nachricht ist, dass man nachts zusätzliche Zeit gewinnt, die man sonst sinnlos verschlafen würde und die man nutzen kann, um z.B. ein gutes Buch zu lesen, die geschlechtsspezifischen Dokumentationen auf Sendern wie Das Vierte, Tele 5 und Hamburg 1 anzuschauen oder auch liegengebliebene Wäsche zu bügeln. Kommt man ja tagsüber oft nicht dazu...

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Winter-Blues

Der Spätherbst bzw. der Winter sind definitiv nicht meine Jahreszeiten. Zu nass, zu kalt, zu grau, zu graupelschauerig, zuviel Schnee, zu wenig Grad auf dem Thermometer.
In der Zeit von November bis Anfang März gelingt mir auch nicht wirklich was. Keine Energie, keinen Elan, irgendwas auf die Beine zu stellen.

Wenn ich morgens aufstehe und es ist nicht nur dunkel, nein, es platscht auch noch der Regen an die Scheibe, dann muss ich mich echt schwer zusammenreißen, nicht wieder zurück ins Bett zu kriechen und mir die Decke über die Ohren zu ziehen (Wunschdenken, denn meinem Kind ist es grad mal egal, ob es draußen noch dunkel ist oder regnet, denn es ist wach, lustig und munter).

Im Dezember, wetter- und dunkelheitstechnisch auch nicht gerade berauschend, hat man wenigstens noch die Weihnachtszeit, die man mit dekorieren, Plätzchen backen und essen (ich gehöre eher zur essenden Fraktion) sowie dem einen oder anderen Glühwein ganz gut ´rum bekommt.

Aber November, Januar und Februar… furchtbar. Da kann ich hier in der Wohnung auch noch so viele Kerzen anzünden, noch so viel Tee trinken und die Heizung hochdrehen, meine Laune verbessert das nicht wirklich.

Insgesamt bin ich also nicht gerade der Herbst-/Winter-Typ. Mein Traum ist es, irgendwann man an einen Ort zu ziehen, wo es nur Frühling und Sommer gibt. Wenn ich dies äußere, kommt eigentlich immer von irgendeinem klugen Menschen das Argument, das wäre doch auch nichts und ich würde Herbst und Winter sicherlich schnell vermissen.

Nein. Würde ich nicht. Im Herbst und Winter gibt es definitiv nichts, aber auch wirklich gar nichts, was ich mir schmerzlich fehlen würde, wenn ich irgendwo in der Sonne säße, im Top mit Flatterrock und Schläppchen, ein Eis oder wahlweise auch ein nettes Kaltgetränk in der Hand. Ich würde weder Schnee, Regen, Graupelschauer und Kälte vermissen. Und auch mehr als 12 Stunden Dunkelheit am Tag würden mir auch nicht signifikant fehlen. Selbst zur Weihnachtszeit brauche ich kein Winterwetter, ich kann auch bei 25° Grad im Schatten „Last Christmas“ schmettern.

Aber da ich ja nun mal hier lebe, in Hamburg, der Stadt mit gefühlt schlechtesten Wetter in ganz Deutschland, muss ich mich irgendwie mit den Gegebenheiten arrangieren. Und halte mich mit folgenden Zeilen von Herrn Rolf und seinen kleinen Freunden bei Laune:

Immer wieder kommt ein neuer Frühling
Immer wieder kommt ein neuer März
Immer wieder bringt er neue Blumen
Immer wieder Licht in unser Herz

In diesem Sinne Augen zu und durch!

Montag, 29. November 2010

Lesen Sie das Kleingedruckte!

Heute habe ich nach längerer Zeit mal wieder meinen Sohn in die Kita gebracht. Normalerweise macht das ja mein Göttergatte auf dem Weg zur Arbeit, aber heute war ich mal dran.

Als ich ihn dann so an den Frühstückstisch zu den anderen Kindern gesetzt habe, schaute er mich, sein derzeitiges Lieblings-Auto (Audi TT, silberfarben) fest in seiner kleinen Hand umklammert, sehr ernst aus großen Augen an. Und *wuuuusch* bekam ich eine volle Breitseite vom schlechten Mütter-Gewissen um die Ohren gehauen.

Trotzdem ich weiß, dass er sich in der Kita wohlfühlt, gerne hingeht und die Erzieherinnen wirklich liebevoll und umsorgend mit den Kleinen umgehen, obwohl ich weiß, dass es ihm und seiner Entwicklung gut tut, in der Kita mit anderen Kindern zusammen zu sein (so sozialkompetenzmäßig), brach es mir völlig unerwartet immer noch fast das Herz, ihn dort zu lassen.

Und da frage ich mich doch ernsthaft, warum ich so bescheuert bin. Liegt das in der Natur des Mutter-Seins, so zu fühlen?? Also sprich, es ist genetisch festgelegt und somit unumgänglich? Und wird es wenigstens irgendwann mal weniger?

Meine Hebamme, eine wie ich finde, sehr weise Frau, sagte mal zu mir, das schlechte Gewissen und die ständige Angst ums Kind sind die dunkle Seite der Mutterliebe.
Sozusagen systemimmanent.

Dies alles steht im Kleingedruckten der Stellenbeschreibung „Senior Educating Officer“ (oder kurz „Mutter“), aber man kann es leider nicht lesen durch die rosarote Brille, die man hormonbedingt in der Schwangerschaft aufhat.
Wenn dann diese rosarote Brille irgendwann runter fällt (so ungefähr vier Wochen nach der Geburt), ist es zu spät zum Nachverhandeln der Konditionen.

Na ja. Welcher Job ist schon perfekt…

Freitag, 26. November 2010

Kinderflohmarkt!

Kinder wachsen ja am Anfang irrsinnig schnell. Zwei Kleidergrößen in einem Jahr sind da eigentlich normal (ok, zugegeben, dass kann größeren Menschen auch leicht mal passieren…).

Am Anfang bekommt man ja viel geschenkt und natürlich kauft man für den kleinen Schatz auch gerne ein. Aber irgendwann kommt man an einen Punkt, wo man sich denkt, hm, muss ich für eine Hose, die mein Kind ca. 2 Monate trägt, wirklich um die 25€ bezahlen (Durchschnittswert, ergibt sich aus 3,99€ bei Kik, 9,99€ bei H&M, 29,99€ bei Esprit und 59,99€ bei Petit Bateau, letzteres allerdings nur im Ausverkauf).
Und man fragt sich, was die anderen Muttis mit den sicherlich noch gut erhaltenen Hosen von H&M, Esprit und Petit Bateau machen, wenn die Zwerge rausgewachsen sind.

Das ist dann der Zeitpunkt, wo man zum ersten Mal nach Kinderflohmärkten in seiner Stadt googelt. Und wenn man damit erst mal angefangen hat, kann man irgendwie nicht wieder aufhören. Folglich ist man in der Flohmarkt-Saison (von Januar bis ca. Juni und von September bis Dezember) Samstags und Sonntags gut beschäftigt.

Hach, da wird die Jägerin und Sammlerin in uns wach! Schnäppchen schlägt ja sowieso jede Frau gern und daher werden Flohmarktstände in Kirchen, Kitas, Eltern-Schulen, Gemeinde- und Vereinshäusern mit großer Leidenschaft und Akribie nach gut erhaltenen Stücken (gerne Markenklamotten) durchforstet. Und welche Freude herrscht, wenn man ein Hemd von Calvin Klein oder einen der höchst beliebten Wendeoveralls von Petit Bateau für „´nen Appel und ein Ei“ ergattert!

Allerdings geht es bei diesen Flohmärkten einigermaßen rauh zu. Das ist nichts für empfindsame Gemüter! Da wird gedrängelt, deteckelt, geschoben und gelauert, dass es die helle Freude ist. Niemand ist gnadenloser als Muttis auf der Jagd nach Schnäppchen. Da ist jeder Schlussverkauf bei C&A Kinderfasching dagegen.
Ich habe es schon erlebt, dass ich mir ein Stück angeschaut habe und neben mir stand eine Mutti und fixierte mich bzw. das Stück wie eine Tigerin die Gazelle. Kaum hatte ich mich gegen einen Kauf entschieden, stürzte sie sich wie ein Adler drauf.

Und wer sich nicht mindestens eine Stunde vor Flohmarktöffnung in die Warteschlange einreiht, braucht eigentlich auch gar nicht mehr hingehen, denn die guten Sachen sind 10 Minuten nach Öffnung alle weg.

Ich wollte das ja am Anfang alles gar nicht glauben. Diese Berichte von erfahrenen Flohmarktgängerinnen, die von Frauen erzählten, die sich, eine der großen blauen IKEA-Taschen über der Schulter, wie von Sinnen auf die Tische stürzen und raffen, was geht. Und alle finden diese Raff-Muttis schrecklich. Was mich hier nur nachdenklich stimmt, wenn alle die Raff-Muttis schrecklich finden, dürfte es doch eigentlich gar keine geben, oder?
Oder, oh Graus, bin ich etwa… Oh Gott! *schluck* selbst eine Raff-Mutti??? Ach nein, niemals!☺

Auf jeden Fall bin ich, und das gebe ich offen zu, ein Flohmarkt-Junkie geworden. Und ich fixe alle Mütter in meinem Freundes- und Bekanntenkreis an, die noch nicht abhängig sind. Mittlerweile platzen die Schränke meines Kindes aus allen Nähten, weil ich einfach nicht nicht auf den Flohmarkt gehen kann bzw. wenn ich erst mal da bin, nicht nichts kaufen kann.

Donnerstag, 25. November 2010

Mütter-Mobbing

In letzter Zeit begegnet mir immer häufiger das Phänomen des Mütter-Mobbings. Immer mehr Frauen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis erzählen mir ihre Schauer-Geschichten, wie sie von erfolgreichen, geschätzten, ja, man könnte fast sagen, teilweise geliebten Mitarbeiterinnen zur persona non grata werden, nur, weil sie dummerweise irgendwie schwanger geworden sind.

Die Vorgehensweise ist eigentlich immer die gleiche. Irgendwann nach Bekanntgabe der Schwangerschaft und vor Beginn des Mutterschutzes wird eine Absprache zum Thema Elternzeit und Rückkehr in den Job getroffen. Häufig kommen heutzutage die Frauen recht schnell wieder und bevorzugt in Teilzeit.
Gegen den Wunsch einer werdenden Mutter, Teilzeit in Elternzeit zu arbeiten, kann der Arbeitgeber qua Gesetzgebung wenig machen. Einige Chefs fragen zwar nichtsdestotrotz bei ihrer Personalabteilung an, ob sie der Teilzeit wirklich zustimmen müssen oder ob man der Frau nicht einfach kündigen kann. Da dies nicht geht, (denn es gibt so was wie Kündigungsschutz in der Elternzeit) werden dann gerne schon mal Ideen wie inhaltliche und gehaltliche Degradierung geäußert (zu denen natürlich die arbeitsrechtlich versierte Personalabteilung nur bedauernd den Kopf schütteln kann).

Sprich, der Arbeitgeber hat also nun eine werdende Mutter am Hals, die im Verlauf ihrer Schwangerschaft unter Umständen weniger belastbar ist und die dann erst mal weg ist, eine Stelle blockiert und dann noch die Chuzpe hat, in Teilzeit arbeiten zu wollen. UND ER KANN NICHTS DAGEGEN TUN! Zumindest nichts rechtlich und moralisch Korrektes.

Ab hier beginnen dann die Überlegungen, was man denn stattdessen tun kann. Und man kann versichert sein, da gibt es einiges.

Meistens beginnt es mit sehr dubiosen Feedbackgesprächen, in denen die Frau mit an den Haaren herbeigezogenen Vorwürfen wie Unzuverlässigkeit und nachlassendem Engagement (diese beiden Punkte tauchen übrigens immer wieder auf…), konfrontiert wird. Für die Vorwürfe gibt meist keinerlei Nachweise außer „Es wurde uns zugetragen, dass…“. Wer da wem was zugetragen hat, bleibt in Dunkeln.

Anfangs wird in den Gesprächen noch Verständnis demonstriert. Ja, die Rückkehr in den Job ist nicht einfach, man war eine zeitlang weg, die Welt im Unternehmen dreht sich aber weiter, Job und Kind unter einen Hut zu bekommen, ist schwierig und ob es denn irgendwas gibt, wo man die Mitarbeiterin unterstützen kann.
Nach und nach jedoch wird der Ton rauer. Immer mehr Vorwürfe kommen, es wird von mangelndem Vertrauen und einer Gefährdung der weiteren Zusammenarbeit gesprochen, wenn die Frau nicht ihr Verhalten ändert. Es wird gewarnt, teilweise gedroht, es wird von persönlicher Enttäuschung gesprochen und betroffen geguckt.
Dann wird meist noch ein Gang zugelegt: Aufgaben werden entzogen, Termine so gelegt, dass die betroffene Frau nicht teilnehmen kann, es wird kontrolliert und Druck gemacht. Natürlich macht man unter solchen Bedingungen mehr Fehler als vorher und liefert unfreiwillig den nächsten guten Grund für ein weiteres Tribunal beim Chef.

Die Frauen sind in der Regel völlig geschockt von den Vorwürfen und wissen überhaupt nicht, was sie auf einmal anders machen als vorher und welches Verhalten um alles in der Welt sie denn ändern sollen!
Sie stehen den Vorwürfen, mit denen sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit überzogen werden und die im Verlauf dieses ganzen Mobbing-Prozesses immer haltloser und bezugloser werden, hilflos gegenüber.
Zudem ziehen sich Kollegen und Mitarbeiter merklich zurück, denn wenn da ständig jemand zum Gespräch zum Chef rein muss, da kann ja was nicht stimmen und überhaupt, die ist ja auch nie da, besonders, wenn man sie mal braucht und immer ist das Kind krank und die ganze Arbeit bleibt an den Kollegen hängen.

Und manche der Kollegen sind überdies Kriegsgewinnler, sprich, sie würden einen Vorteil daraus ziehen, wenn die betroffene Frau nicht mehr im Unternehmen wäre, wie zum Beispiel eine Festanstellung oder gar eine Beförderung. Da ist die Motivation, mitzumachen, natürlich groß.

Das ganze kulminiert dann nach einer gewissen Zeit in Ultimaten, Einträgen in die Personalakte und in letzter Instanz in Abmahnungen.

Irgendwann, nach ein paar Wochen, vielleicht Monaten, je nachdem wie dick das Fell der Betroffenen ist, hat man sie dann soweit. Sie gibt auf, zieht sich zurück. Entweder kündigt sie gleich oder sie stoppt die Teilzeitaktivitäten im Unternehmen und geht zurück in die erwerblose Elternzeit. Oder sie wird richtig krank, klappt einfach zusammen, wenn sie den Rückzug nicht rechtzeitig schafft bzw. durchhalten will.

Und das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass die Frauen anfangen, sich selbst in Frage zu stellen. Was habe ich bloß falsch gemacht? Wo hätte ich mich anders verhalten können?

Sie haben nichts falsch gemacht. Sie haben auch keine Fehler gemacht, außer denen, die im Arbeitsprozess nun mal jeden Tag passieren und über die bei jedem anderen überhaupt kein Wort verloren würde.
Sie haben nichts falsch gemacht. Sie haben nur in einem der kinderfeindlichsten Länder der Welt ein Kind bekommen.

Das sind alles Einzelfälle? So etwas wie Mütter-Mobbing gibt es nicht in Deutschland?
Nun, 66.700 Ergebnisse bei Google unter diesem Stichwort sprechen meines Erachtens nach eine andere Sprache.

Ausgwählte Links zum Thema:

Und raus bis Du!

Mütter-Mobbing


Mobbing Zentrale

Dienstag, 23. November 2010

Wuuursssst!

Kinderernährung ist ja so eine Sache. Von Anfang an kann man da unglaublich viel falsch machen.

Klar, stillen ist das Allerbeste, am liebsten bis zum zweiten Lebensjahr (neueste Empfehlung der WHO sowie UNICEF, tolle Idee, wie ich finde, denn wenn so ein Kind erst mal selbst zur Milchquelle laufen kann, ist das doch wahnsinnig praktisch...*Ironie-Modus aus*).
Wer nicht stillen kann oder will, kann sich da bereits im Krankenhaus, kaum dem Kreißsaal entronnen, einiges anhören, denn mittlerweile hat jedes Krankenhaus, dass was auf sich hält, eine Stillberaterin, die in der Regel der Leche Liga angehört, einer Vereinigung, die mit so Erfindungen wie der Weltstillwoche jede frischgebackene Mutter zum stillen missionieren will.
Stillen muss sein, und jede Neu-Mutter, die sich durch die ganze Situation (plötzlich ist der kleine Mensch aus dem Bauch nicht mehr in selbigem und schreit und wirkt so zerbrechlich) noch nicht genügend verunsichert fühlt, soll das Stillen ruhig mal in Frage stellen.
Ich kenne genügend Mütter, die heulend da saßen, weil es mit dem Stillen nicht klappen wollte und denen zusätzlich zu dem eigenen Gefühl der Unzulänglichkeit auch noch von den wohlmeinenden Stillberaterinnen ein schlechtes Gewissen gemacht wurde. Dogmatischer als bei den Still-Fanatikerinnen geht es meines Erachtens nur in der katholischen Kirche zu.

Nach ein paar Monaten stillen (oder eben nicht…) muss man sich dann mit dem Thema Beikost beschäftigen, sprich, zu welcher Milch auch immer wird dann Brei gereicht, der nach und nach alle Milchmahlzeiten ersetzt (außer natürlich bei den Hardcore-Still-Müttern, die machen trotz Beikost konsequent weiter mit der Milchbar und erfreuen die WHO und UNICEF).

Ich glaube, es gibt nur wenige Themen, die in Mutti-Internet-Foren so intensiv diskutiert werden wie die Beikost-Ein- und -Fortführung. Was füttere ich wann und wie viel, koche ich selbst oder gebe ich Gläschen (make an educated guess…), was darf der kleine Schatz trinken und so weiter und so fort.
Will man sich so richtig mies fühlen, empfehle ich ein Buch der Ernährungsexpertin Dagmar von Cramm, denn nach Lektüre des Buches weiß man, dass man bisher alles, aber auch wirklich alles falsch gemacht hat. Und die Tatsache, dass die neusten Erkenntnisse in Sachen Baby- und Kinderernährung meist schon kurz nach Veröffentlichung wieder überholt sind, macht es nicht gerade einfacher.

Dabei ist es eigentlich ganz leicht. Mir haben zwei Prinzipien ziemlich gut geholfen:
1. Das Kind sollte möglichst satt werden.
2. Alles in Maßen.

Wenn ich Zeit habe, koche ich. Wenn nicht, gibt es ein Kinder-Fertigmenü. Mein Kind darf ab und zu einen Keks und etwas Kuchen. Ja, auch mit bösem raffiniertem Zucker, denn die Dinkel-Hafer-Kleie-Kekse nur mit Fruchtsüße oder die zucker-, ei- und milchfreien Kuchenkreationen schmecken wie Presspappe. Er bekommt Naturjoghurt mit Obst, aber auch mal einen Fruchtzwerg. Wie gesagt, alles in Maßen.

Nur bei einem Lebensmittel klappt das mit dem Maßhalten irgendwie nicht und das ist Wurst / Fleisch. Wenn es unbedingt sein muss (weil Mama da so penetrant drauf besteht…) isst mein Sohn auch Brot und Gemüse, empfindet es aber meistens als störend und ablenkend vom seinem Lieblingsnahrungsmittel (was seinem vegetarisch essenden Vater die Tränen in die Augen treibt…). Mittlerweile kann er auch „Wurst“ sagen (es hört sich an wie „Wuuursssst“) und so sitzt er am Esstisch, deutet auf die Köstlichkeiten vom Metzger und verlangt sehr energisch nach seiner „Wuuursssst“. Und er sieht niemals glücklicher aus als wenn er ein Stückchen Wurst kaut. Mmmmhhhmmmm!

Und die Moral von der Geschicht’? Wäre es nicht fein, wenn Eltern bei der Ernährung ihres Kindes auf ihren Instinkt hören dürften und nicht von allen Seiten mit guten Ratschlägen überhäuft würden? Ich denke, die meisten Eltern sind schon groß und fragen nach, wenn sie sich unsicher sind. Und denjenigen Erziehungsberechtigten, die ihren Anderthalbjährigen Kaugummi, Cola und Chips geben, ist meines Erachtens auch mit guten Ratschlägen nicht beizukommen. Da hilft dann nur noch die Supernanny!

Samstag, 20. November 2010

Der Weltraum – unendliche Weiten…

Um die Welt so richtig zu verstehen, muss man sich eigentlich nur intensiv mit Star Trek auseinander setzen.
Denn dort wird einem alles erklärt, was man wissen muss. Relevant hierbei sind allerdings nur die Ur-Serie „Raumschiff Enterprise“ und der Nachfolger „Next Generation“. Alles was danach kam, ist zwar „nice to have“, aber irgendwie auch redundant.

Richtige Hardcore-Trekkies gehen sogar soweit zu sagen, dass nur TOS (The Original Series) wirklich relevant ist. Sie belegen dies mit den folgenden „Axiomen“:
Ein Captain ist keine Frau.
Blinde haben im Maschinenraum nichts zu suchen. (Und das ist schon die von mir entschärfte Version!)
Klingonen sind keine Freunde.

Dies ist natürlich total übertrieben.

Aber: Star Trek hilft, die Menschen besser zu verstehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man alle Menschen, ja, wirklich alle Menschen, in Kirk-Typen und in Picard-Typen unterteilen kann.

Der Kirk-Typus ist charmant, ungestüm, impulsiv, entscheidungsfreudig und extrovertiert. Sein Motto lautet: „Erst schießen, dann denken.“ Er ist ein Macher-Typ, über mögliche Konsequenzen macht er sich allenfalls hinterher Gedanken. Und er erzielt mit dieser Vorgehensweise immer wieder Erfolge (aber auch ´ne Menge Schlappen…).

Der Picard-Typus ist auch charmant, aber sehr viel ruhiger, überlegter und diplomatischer. Er ist nicht weniger entscheidungsfreudig als der Kirk-Typus, aber er geht die Dinge mehr kognitiv und weniger emotional an. Sein Motto lautet: „Erst denken, dann schießen.“ Auch er ist mit seiner Art erfolgreich, wirkt aber manchmal etwas bedächtig (was den Kirk-Typen wahnsinnig machen kann!).

Mein Sohn ist eindeutig ein Kirk-Typ. Er legt einfach los, ohne sich groß vorher einen Kopf zu machen, Konsequenzen sind ihm erst mal Wurscht, er macht einfach. Daher sieht er auch meistens ziemlich zerbeult aus und hat eigentlich ständig Beulen, Schrammen und blaue Flecke.

Der Sohn meiner Freundin (er ist fünf Monate älter als mein kleiner Bengel) ist ein Picard-Typ. Ein besonnenes Kind, das erst überlegt und dann macht. Er agiert vorsichtig und wägt bereits Risiken ab. Deswegen hat er auch fast nie Beulen und meines Wissens nach war meine Freundin auch noch nie mit ihm in der Notaufnahme des Kinderkrankenhauses, um eine Platzwunde kleben zu lassen.

Mein Mann und ich sind unterschiedliche Typen, er Picard, ich Kirk. Und so wie es scheint, hat sich bei unserem Sohn meine Gene als dominant erwiesen und durchgesetzt. Aber ich habe die Hoffnung, dass mein Sohn auch ein bisschen Picard abbekommen hat, was mit zunehmendem Alter vielleicht mehr zu Tage tritt. Ansonsten wird mein kleiner Hitzkopf wohl weiterhin total zerdengelt aussehen…

Freitag, 19. November 2010

Bäh, ich mag Dich nicht mehr!

Ich weiß nicht, wer den Youtube-Spot von Serdar Somuncu kennt, in dem er seinem Hass auf Facebook und den zahllosen Freundschaftsanfragen von Leuten, die man kaum oder sogar gar nicht kennt, freien Lauf lässt (bisschen hart, das Ganze, aber sehenswert…). Auf Facebook hat man statt wie im realen Leben nicht nur eine Handvoll Freunde, sondern so um die 150 (es gibt auch Leute, die bringen’s auf noch mehr).

Interessant ist in diesem Zusammenhang, wie auf Facebook Freundschaften beendet werden.
Da will man nach Wochen und Monaten mal wieder gucken, wie es denn Traudel so geht und muss feststellen, dass Traudel wohl irgendwie unzufrieden mit der Freundschaft war und einem *pow!* virtuell in den Hintern getreten hat. Denn auf einmal steht da, dass Traudel bestimmte Informationen nur mit ihren Freunden teilt, zu denen Du offensichtlich nicht mehr zählst, denn ansonsten käme die Meldung nicht, sondern Du könntest sehen, dass Traudel grad Maulaffen feilhält oder ihre neusten Urlaubsfotos aus Riedrode anschauen.

Nich, dass das wirklich schlimm wäre, man hat ja noch 149 andere Freunde und es kommen ja auch ständig welche dazu, aber irgendwie wurmt es einen doch. Mehr ist man Traudel nicht wert? Nur einen Klick auf „Als FreundIn entfernen“? Wie sich das anhört, entfernen. Bin ich ein Fleck, der entfernt werden muss?!

Aber so ist das eben in der Zeit der sozialen Netzwerke. Wenn sogar Beziehungen per SMS beendet werden, wird man eben als Freund entfernt.

Irgendwie ist mir Twitter da sympathischer. Twitter ist ehrlicher, direkter. Bei Twitter hat man keine Freunde, da hat man Follower. Die folgen einem oder tun’s irgendwann auch nicht mehr. Und das macht nun wirklich nichts, denn Follower kommen und gehen nun mal…

Warum ich noch bei Facebook bin? Tja, gute Frage, weiß ich auch nicht so genau. Vielleicht will ich die Chance nutzen und meinen Freundeskreis noch ein bisschen aufräumen…☺

Donnerstag, 18. November 2010

Und, schläft er schon durch?

Es gibt nur wenige Themen, die Neu-Eltern ähnlich umtreiben wie dieses: Durchschlafen.

Ab wann schläft das Baby durch, was bedeutet überhaupt durchschlafen, wie lange schläft das Baby am Stück und so weiter und so fort.

Und es gibt auch kaum ein Thema, wo so sehr geschönt und geflunkert wird. „Ach, Emil schläft schon lange durch, seitdem er zwei Wochen ist.“ „Hilda-Luise schläft eigentlich von Anfang an durch, wieso?“

Ja, nee, is’ klar. Wenn dem tatsächlich so wäre, wie erklären sich dann bei Hilda-Luises Eltern die Augenringe bis zum Kinn und bei Emils Mutter die glasigen, nur mit Mühe offen gehaltenen Augen beim nachmittäglichen Treff im Café?

Bis Babys verstehen, dass es so was wie Tag und Nacht gibt und was man da jeweils so macht, vergehen in der Regel drei Monate. Vorher schläft das Baby, wenn es keinen Hunger hat und wacht auf, wenn der Hunger wiedergekommen ist. Sprich, das Babys von Anfang an die ganze Nacht durchschlafen, ohne irgendwann einen kleinen Imbiss zu wollen, ist ziemlich unwahrscheinlich.

Aber da haben wir schon den nächsten offenen Punkt: was heißt denn eigentlich durchschlafen bei Babys? Leider heißt dies nicht, dass man den kleinen Schatz abends gegen 19 Uhr ins Bett legt und er dann erstmal 12 Stunden gepflegt durchschnarcht.
Durchschlafen bedeutet so ab dem 3.Monat, dass die Babys Schlafperioden von ca.4-6 Stunden haben. Das heißt, das Baby schläft nachts, nach einer letzten Mahlzeit so zwischen 23 Uhr und Mitternacht günstigstenfalls bis zum nächsten Morgen 6 Uhr. Das ist aber meilenweit von dem entfernt, was man als Kinderloser unter Durchschlafen versteht!
Für frischgebackene Eltern jedoch sind 6 Stunden Schlaf am Stück so was wie das Paradies.

Warum man allerdings nicht zugeben mag, dass man im ersten Lebensjahr des Kindes unheimlich viel Zeit in der Nacht wach verbringt, in der man mit stillen oder Fläschchen geben, mit herumtragen und singen und manchmal auch mit verzweifeln beschäftigt ist, ist mir ein Rätsel. Wem will man denn da was vormachen? Oder geht es darum, den Preis für das pflegeleichteste Kind zu gewinnen? Muss der kleine Engel bereits in diesem jungen Alter in irgendwas der Beste sein?

Mein Kind hat wie nach Lehrbuch ca. ab dem 3. Monat ungefähr 6 Stunden am Stück geschlafen. Dies tat es so ungefähr drei Monate lang. Danach ist es vier Monate lang jede verdammte Nacht 2-3 Mal wachgeworden und wollte einen Snack. Irgendwann hatte ich nur noch Grütze im Kopf und verlegte bei der Arbeit mein Büro in die Küche, direkt neben die Espresso-Maschine. In dieser Zeit hat mir eine Statistik geholfen, die besagt, das 95% aller Kinder nach 12 Monaten durchschlafen und das ab da durchschlafen auch tatsächlich mal 12 Stunden am Stück bedeuten kann (je nach Veranlagung).

Im Grunde gibt es beim Kinderschlaf sowieso nur eine Devise (wie ansonsten mit den Mini-Monstern auch ☺): Zähne zusammen beißen und durchhalten!

Montag, 15. November 2010

Alles war aus Gold





Diesen Song von Bakkushan mag ich ja im Moment sehr. Es geht darum, dass am Ende nur die guten Zeiten zählen und man die schlechten vergisst.
Und so kommt es wohl, dass man rückblickend immer denkt, früher war alles besser.
Man sah besser aus, war glücklicher und erfolgreicher. Komisch nur, dass man sich damals auch nicht immer so gefühlt hat.

Ich erinnere mich noch, als ich Mitte zwanzig war, hatte ich an meinem Äußeren genauso viel auszusetzen wie jetzt. Wenn ich mir aber jetzt Fotos aus der Zeit anschaue, denke ich mir immer, boah, was sah ich gut aus! Tolle Figur, tolle Frisur (damals dachte ich natürlich genau wie jetzt, ich hätte keine Frisur, sondern nur einen Mop auf dem Kopf…), keine Falten, sonniges Lachen. Und ich gehe mal davon aus, dass, wenn ich mir mit 60 Fotos anschaue, auf denen ich 40 bin, ich das gleiche denken werde.

Aber es ist nicht nur das Äußere. Auch die Lebensumstände erscheinen einem im Rückblick immer viel besser als in der Situation selbst.
Mein Studentenleben zum Beispiel erscheint mir heute wie ein immerwährender Urlaub, paradiesisch und unbeschwert. Und das, obwohl ich genau weiß, dass es durchaus nicht so wahr, dass ich auch damals viel gearbeitet habe, sowohl für die Uni als auch für meinen Lebensunterhalt und dass mich die studententypische Geldknappheit oft schwer genervt hat. Aber klar, damals konnte ich frei entscheiden, was ich tue und wann, das kann ich heute nicht mehr in dem Ausmaß. So lässt sich die Verklärung meines Blickes vielleicht erklären.

Tja, und wenn ich dann dereinst Rentnerin bin und auf die heutige Zeit zurückblicke, dann werde ich mit Sicherheit seufzen, ach, was war es doch schön damals, als mein Kind noch so klein war!
Mit Sicherheit werde ich verdrängt haben, wie müde ich manchmal war, wie anstrengend ein kleines Kind sein kann und wie sehr ich daran zu knabbern hatte, nicht mehr die selbstbestimmte Person zu sein, die ich mal war. Aber das ist dann wohl das, was man den Lauf der Zeit nennt.

Freitag, 12. November 2010

Es ist egal, wie groß Du bist...

Nachtrag zum Post vom 9.November:



Wollte ich Euch nicht vorenthalten!

Viel Spaß beim gucken!

Endlich spricht es mal jemand aus!

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Eltern (12/2010) spricht die Autorin des Artikels „Nicht mehr klein, aber noch nicht groß“ das aus, was mir (und ich vermute mal, vielen anderen Eltern mit Kinder zwischen 12 und 24 Monaten) schon die ganze Zeit im Kopf umhergeht, was man sich aber irgendwie nicht traut, auszusprechen (denn eigentlich ist ja jede Sekunde mit dem kleinen Schatz ganz toll, oder??): So ein Tag mit Kleinkind ist lang.

Mein Sohn ist jetzt 19 Monate alt und ein quirliges Kerlchen. Er ist kein Erforscher, nein, er ist ein Entdecker. Vor ihm ist nichts sicher, keine Schränke (über Schranksicherungen kann er nur lachen), keine Steckdosen, nichts, was auf Schränken, Regalen oder Tischen liegt. Alles ist interessant und das, was Mama verbietet, ist am interessantesten.

Wenn ich mit ihm rausgehen kann, ist eigentlich alles prima. Dann wird der Spielplatz erkundet (im Sand buddeln ist total öde!), die höchsten Klettergerüste für die größeren Kinder werden angesteuert und die Gebüsche rund um den Platz durchsucht (nach was? Keine Ahnung, da müsst Ihr mein Kind fragen!). Gut, ich muss immer hinterher sein, denn so was wie Angst kennt er nicht, also muss ich die für ihn haben. Und ab und zu, wenn er etwas nicht kann, bekommt er auch mal einen Wutanfall, aber das ist nicht so schlimm, denn draußen gibt es so viele Sachen, die ihn schnell wieder ablenken. Draußen kann er sein Entdecker-Gen voll ausleben!

Aber jetzt, wo der Herbst ungemütlich wird und der Winter vor der Tür steht (der übrigens arktisch werden soll, na vielen Dank für’s Gespräch!), müssen mein Kind und ich drinnen bleiben. Und das kann mit ihm eine echte Herausforderung sein. Klar beschäftigt er sich auch mal eine Weile alleine, mit seinen Autos, seinen Quadro-Baussteinen oder seinen zahllosen Bilderbüchern (im Moment der Favorit: Kleine Ente Nelli, eine höchst dramatische Geschichte über eine kleine Ente, die ihre Mama sucht…). Aber meistens dauert das nicht lange, 15 Minuten sind schon eine echte Leistung für ihn (wie gesagt, er ist halt kein Erforscher). Und dann muss Mama sich was überlegen und Programm machen.

Manchmal ist Mama dann ganz schön erschöpft (vor allem ihre kreativen Spielideen…), während das Kind fröhlich strahlend nach mehr verlangt. Aus dem fröhlichen Strahlen wird dann aber ziemlich schnell wütendes Nörgeln, wenn Mama schwächelt. Und irgendwann, so gegen 17 Uhr, wenn der Selbstbeschäftigungsgrad des Kindes gen null geht, kommt er, der böse Gedanke: Boah, wann ist denn endlich Schlafenszeit?!?

Ich fühle mich dann immer irgendwie mies, wenn ich das denke. Denn im Grunde ist es wirklich eine tolle Zeit mit so einem knapp zweijährigen Kind, das immer mehr kann und täglich große Entwicklungssprünge macht. Aber es ist halt auch anstrengend.

Aber wenn mein kleiner Bengel dann irgendwann tatsächlich in der Falle liegt und selig schlummert, stehe ich oft an seinem Bettchen und dann freue ich mich schon auf den nächsten quirligen, aufregenden, interessanten Entdecker-Tag mit ihm.

Donnerstag, 11. November 2010

Können Zitronenfalter Zitronen falten?

Ein Posting auf dem Blog einer anderen Hausfrau und Mutter (übrigens sehr lesenswert: http://hausfrau-und-mutter.blogspot.com/) hat in mir mal wieder die Frage aufgeworfen, ob eine Familienministerin nicht auch Ahnung von der Materie Familie haben sollte.

Unsere aktuelle Familienministerin ist ja da im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin eher noch unerfahren. Gut, sie hat kurz nach Amtsantritt geheiratet (ob das Bedingung für die Bennennung war???), aber irgendwie fehlt mir das Vertrauen in ihre Person bezüglich familienpolitischer Themen. Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde, jemand, der sich hauptberuflich mit Familienpolitik befasst, sollte auch Erfahrungen mit dem Thema Familie haben. Studiert man Frau Dr. Schröders Vita, findet man nicht den geringsten Hinweis, was genau sie denn nun befähigt, Familienministerin zu sein (laut eigener Aussage ihr Studium und Gremienarbeit… aha.).

Nicht das ich nun der größte Fan von Uschi von der Leyen bin, bestimmt nicht, aber ihr als siebenfacher Mutter (auch, wenn sie ihre Kinder sicherlich nicht alleine großzieht und versorgt) traue ich beim Thema Familienpolitik doch eher über den Weg.
Denn was Eltern brauchen und was Eltern hilft, was sie bewegt und umtreibt, dass kann man sich nicht anlesen, dass muss man selbst erfahren, um es wirklich verstehen zu können. Und sie hat mit dem Elterngeld was wirklich Brauchbares und Sinnvolles auf die Straße gebracht.
Frau Dr. Schröder hat sich unter anderem das Thema „Mehr Männer in die Kitas“ und das wirklich bahnbrechende Konzept des „Boys Day“ auf die Fahnen geschrieben. Nee, klar, das sind wirklich unsere brennendsten Themen.

Familien brauchen finanzielle Unterstützung und Entlastung, flächendeckende, kostengünstige und unkomplizierte Kinderbetreuung (nein, ich werde nicht müde, dieses Thema zu stressen), die Möglichkeit bzw. die Lobby, ohne blöde Bemerkungen (im besten Fall) oder gar negative Konsequenzen (im übelsten Fall) Elternzeit zu machen und in Teilzeit zu arbeiten.

Warum also macht man eine junge Frau ohne Kinder und meines Erachtens zu wenig Erfahrung in diesem Thema zur Familienministerin? Weil’s irgendwie ein nicht so wichtiges Ressort ist? Da kann man ruhig mal eine Anfängerin ´ran lassen?

Insgesamt kommt mir unsere Regierung grad wie ein großer Ausbildungsbetrieb vor, wo die Azubis den Laden schmeißen dürfen (gibt’s ja auch bei Aldi ab und zu mal, dass eine Filiale für eine gewisse Zeit von den Azubis geführt wird…). Denn unser Gesundheitsminister sieht nicht nur aus wie ein Trainee, er agiert auch wie einer. Problem ist nur, wer hält den jungen Leuten den Rücken frei und räumt den Sauhaufen, den sie anrichten, hinterher wieder auf?

Das ist polemisch? Ja, vielleicht. Aber wenn ich mit meinem Auto in die Werkstatt fahre, finde ich es schon schön, wenn die Mitarbeiter dort sich aufgrund von praktischer Erfahrung mit der Reparatur von Autos auskennen und nicht nur ein paar Bücher und themenbezogene Abhandlungen gelesen haben.

Mittwoch, 10. November 2010

Meine Nachbarn von gegenüber…

Mein Mann und ich, wir wohnen in einem netten Wohnblock am Kanal. Gegenüber unserem Mehrparteienhaus steht ein zweiter Wohnblock. Und aus meinem Küchenfenster habe ich einen prima Blick in die Wohnzimmer und Balkone gegenüber.

Und da ist ja immer einiges los. Da gibt es das Paar, das bereits morgens um halb sieben bei Wind und Wetter auf dem Balkon seine erste Kippe raucht. Die beiden stehen da auch bei Schneesturm und minus 20 Grad, da kennen die nix.

Dann ist da noch die Dame von der Dachterrasse genau gegenüber. Auch sie quarzt gerne mal eine und entspannt dabei ihre Augen, indem sie direkt in unser Bad stiert. Dieses hat zwar nur ein kleines Fenster, aber eines mit Klarglas, so dass man von gegenüber immer hübsch sehen kann, was dort gerade verrichtet wird. Also haben wir recht schnell nach Einzug eine Jalousie angebracht. Na ja, aber immer im Dunkeln im Bad ist ja auch nix, also hat die Dame immer mal wieder was zu stieren, wenn wir vergessen, abzudunkeln.

Unten Mitte wohnt das Party-Pärchen. Ich bin mir nicht sicher, was die den ganzen Tag so tun, denke aber, sie erholen sich von ihren nächtlichen Balkon-Partys, die sie ungeachtet von Wochentag und Schlafbedürfnis der Nachbarn regelmäßig feiern (hach, selten habe ich mich so über den November mit seinen Graupelschauern und niedrigen Temperaturen gefreut!).

Und dann gibt es da noch dieses Paar im gleichen Stockwerk wie wir genau gegenüber. Dieses Paar ist eine echte Provokation für jede Otto-Normal-Verbraucher-Langzeit-Beziehung.
Die beiden sitzen jeden Abend, den Gott werden lässt, bei Kerzenschein an ihrem Esstisch und essen, trinken Wein und führen vermutlich hochgeistige, inspirierende und unfassbar beziehungsfördernde Gespräche. Das ist für mich, die ich seit 19 Monaten Teil eines Elternpaares bin (was bedeutet, dass sich Gespräche mit dem anderen Teil des Elternpaares auf Themen wie Kinderkrankheiten, Stuhlkonsistenzen, Impfungen und Kita-und Spielplatzerlebnisse beschränken) nur schwer zu ertragen.

Die Nachbarn ganz oben rechts von uns aus gesehen, haben die schönste Dachterrasse. Ganz viele Pflanzen, schöne Deko, einladende Möbel... Dort würde ich gerne mal bei einem Glas Wein die Sonne untergehen sehen…

Und der Nachbar unten Mitte ist ein eifriger Vertikutierer, Heckenschneider und Rasenmäher, gerne sonntags um die Mittagszeit.

Höre ich da jetzt so fiese Stimmen, die sagen, ich bräuchte nur noch so ein Oma-Kissen für’s Fenster zum rausgucken? Stimmt! :-)

Dienstag, 9. November 2010

Die Anderen

Es gibt eine Gruppe von Menschen, denen es auf mysteriöse Weise gelingt, ein perfektes Leben zu führen, die immer glücklich und zufrieden sind und denen es nie an irgendetwas fehlt. Jeder kennt diese Gruppe und schielt mehr oder weniger neidisch zu ihnen hin, manchmal mit einem Seufzer im Kopf: „Haben die es gut!“.

Diese mysteriöse Gruppe sind die Anderen. Die Anderen haben die tolleren Jobs, die braveren Kinder, bei den Anderen sieht es daheim immer ordentlicher aus als bei einem selbst.
Die Anderen fahren immer die neusten Autos und keiner weiß, wie sie sich die leisten können. Die Anderen haben ein Haus und fahren dreimal im Jahr in den Urlaub, an exotische Orte versteht sich, nicht in den Harz oder an die Ostsee.

Die Anderen sind nie krank und fühlen sich irgendwie unfit oder schlecht gelaunt. Die Beziehungen der Anderen sind viel besser und die Anderen streiten sich auch nie. Die Anderen ernähren sich immer gesund, essen nie Fast Food oder Gummibärchen oder Schokolade und wenn doch mal, dann nur ein Gummibärchen und ein Stück Schoki und nicht gleich die ganze Tüte oder die ganze Tafel.

Wieso denken wir das eigentlich immer, dass es da andere gibt, denen es besser geht als einem selbst? Und die alles irgendwie besser machen als wir selbst?
Es fängt ja schon im Kindesalter an: „Die Anderen dürfen aber alle bis 9 Uhr aufbleiben!“ oder „Die Anderen bekommen alle mehr Taschengeld als ich.“

In der Sesamstraße gab es früher ein Lied, das ging ungefähr so: „Es ist egal, wie schnell Du bist, da ist immer noch jemand schneller als Du!“ Und da wurden dann alle möglichen Adjektive durchgeorgelt (ich denke, darum ging es in dem Lied auch, um die verschiedenen Adjektive, Nebeneffekt war der Beginn dieses irgendwie unzufriedenen Gefühls).

Eigentlich sollte es uns doch egal sein, ob es da jemand gibt, der reicher, klüger oder erfolgreicher ist als wir selbst. Eigentlich sollten wir doch schauen, was wir haben und damit zufrieden sein. Eigentlich. Klappt aber irgendwie nicht.

Ist das dann Neid? Oder eher die eigene Unzufriedenheit? Oder beides zusammen?

Ganz verblüfft bin ich immer, wenn jemand zu mir sagt, Mensch, hast Du es gut. Ach ja, hab ich?

Also scheint es wohl eine menschliche Eigenart zu sein, dass wir glauben, dass das Gras drüben irgendwie grüner ist als bei uns. Und drüben kann dann wohl scheinbar auch hier sein.

Mittwoch, 3. November 2010

Klettverschlüsse

Für manchen mögen sie eine der größten Errungenschaften der Menschheit sein, ich halte sie für die größte Plage: KLETTVERSCHLÜSSE!

Da hat irgendwann mal irgendwer den glorreichen Gedanken gehabt, dass es irgendeine Alternative zu Knopf und Reißverschluss geben muss und hat diesen vermaledeiten Verschluss erfunden.

Insbesondere die Designer von Kinderkleidung scheinen Klettverschlüsse besonders zu mögen und manche von ihnen geraten beim designen in einen regelrechten Klettverschlussrausch!

Das Ergebnis: man bekommt praktisch keine Jacke, keine Schuhe, keine Tasche für Kinder ohne einen Klettverschluss. Auch bei den allseits beliebten Dreieckstüchern geht nix ohne diese Wunderwaffe der Verschlusswütigen.

Und die Dinger sind echt teuflisch. Ich weiß nicht, wie viele Ziehfäden, Laufmaschen und Löcher ich schon an meinen Pullis, Strumpfhosen und Schals davon getragen habe. Manches war hinterher bestensfall noch als Putzlappen nutzbar.
Denn irgendwie bleibt man immer an etwas Empfindlichen mit dem doofen Verschluss hängen, egal, wie sehr man aufpasst. Das ist ein typischer Fall von Murphys Gesetz.
Selbst wenn man wirklich gut aufpasst und die garstigen Dinger von feinen und wolligen Tuchen fernhält, spätestens in der Waschmaschine setzt der Klettverschluss sein Werk der Zerstörung fort, auch wenn man die Verschlüsse aller zu waschenden Teile sorgfältig verschließt.

Ich prangere das an! Ich plädiere für Druckknöpfe, Knebelknöpfe, die guten alten Schnürsenkel und last but not least den Klassiker aller Verschlusssachen: den seit Jahrhunderten bewährten stinknormalen und unspektakulären Knopf!

Montag, 1. November 2010

Irgendwann kriegt er auch Dich!

Ich habe mir immer geschworen, wenn ich mal ein Kind haben sollte, kommt mir Rolf Zuckowski mit seiner Kindermucke nicht ins Haus. Einige seiner Lieder waren ja auch immer mal wieder in den Charts, so zum Beispiel seine Variante von Volker Lechtenbrinks „Ich mag…“-Song („Und ganz doll mich!“) oder auch „Du da im Radio“.

Musik und Texte fand ich irgendwie doof und wollte meinem Kind nicht gleich am Anfang die Gehörgänge und Synapsen mit so was verkleistern.

Heute weiß ich, dass mir damals einfach noch der intellektuelle Zugang zu dieser Art von Musik fehlte (um mit Hape Kerkeling zu sprechen…).
Denn heute ist mir klar, hast Du ein Kind, kommst Du um Rolf und seine kleinen, penetrant niedlichen Freunde einfach nicht rum.
Irgendwer schenkt Dir garantiert eine Rolf-Zuckowski-CD, na ja, und dann denkst Du Dir, was soll’s, leg ich sie halt mal rein, das Kind kann ja mit den „Editors“ eh noch nicht soviel anfangen.

Und dann passiert’s. Herr Zuckowski und eine Bande kleiner Künstler fangen an zu singen und irgendwie sind Text und Melodie so angelegt, dass sie sich Dir bereits beim ersten Hören unwiderruflich auf Dein internes Speichermedium brennen. So mancher erfolglose Musiker sollte vielleicht mal Nachhilfeunterricht bei Rolf Z. nehmen, denn jedes, aber wirklich jedes seiner Lieder ist ein hartnäckiger Ohrwurm, der sich gnadenlos in jeden Gehörgang fräst..
Ich persönlich würde da ja schon von Manipulation sprechen, vielleicht sind auch zwischen den Zeilen satanische Botschaften versteckt, die uns alle zu willenlosen Sklaven des Herrn Z. machen.

Auf jeden Fall ertappst Du Dich, wie Du bei der Arbeit oder beim Saubermachen auf einmal „Nackidei, Nackidei, alle sind heut’ Nackidei…“ summst oder bei dem Lied von der tapferen Meike („Ich schaff das schon!“) eine Träne aus dem Augenwinkel streichen musst.

Und spätestens beim ersten Geburtstag des Kindes läuft sowieso von morgens bis abends „Wie schön, dass Du geboren bist!“ (Kann man sich schon mal drauf einstellen, ist der Klassiker auf Kindergeburtstagen).

Nach einiger Zeit ist dann jeglicher Widerstand gebrochen und man findet die Musik sogar irgendwie total gut, so schöne Texte, so harmonische Melodien, so kindgerecht halt.

Na ja, die „Editors“ kann man dann ja immer noch wieder hören, irgendwann…

Freitag, 29. Oktober 2010

Die Schuh-Frage

Wenn man ein Kind bekommt, weiß man, dass das Großziehen desselben bis zum 18. Lebensjahr so ca. 200.000,00€ kosten wird.
Man weiß, das Geld geht weg für Windeln, Essen, Kleidung, Spielzeug, Betreuung, Ausbildung, Förderung und so weiter und so fort.

Aber irgendwie ist einem doch nicht ganz klar, wie diese Riesensumme zustande kommt. Bis man das erste Mal Kinderschuhe kaufen muss. Und es gibt nur wenig Bereiche, wo man so viel falsch machen kann wie hier und wo man soviel Schimpf und Schande ernten kann! Bei Windeln dürfen es auch ruhig mal die günstigen der Drogerie-Eigenmarke sein, aber bei Schuhen hört der Spaß auf!

Und da erinnert man sich auf einmal an so verrückte Geschichten, wo Eltern ihren Kleinkindern bei einem Fußwachstum von bis zu drei Schuhgrößen im Jahr völlig übertrieben teure Schuhe kaufen. Und man nimmt sich fest vor, diesen Wahnsinn nicht mitzumachen. Man selber hat doch auch in Schuhen einer Marke mit Rüsseltier laufen gelernt und hat es einem geschadet? Nein!

Und dann hört man auf einmal, dass Kinder das Laufen am Besten in Lederpuschen lernen, das ist dann fast wie barfuß laufen und das ist ja nun mal echt das Beste für den kleinen Fuß (unbenommen, ist halt nur blöd, wenn das Kind eben nicht im Juli mit dem Laufen beginnt, sondern im Januar). Und man kann nicht irgendwelche Lederpuschen kaufen, wohlmöglich welche, die nicht aus mit schadstofffreien Ökofarben durchgefärbtem Bioleder sind (pfui Teufel!!). Nein, man muss da schon gucken und dann kosten auf einmal so ein paar Lederschlappen, die der Zwerg gefühlte 14 Tage trägt, 35€.

Man schluckt. Und schielt bei Deichmann doch mal auf die billigere Variante. Aber nein, geht nicht, man will ja nur das Beste für den kleinen Schatz. Nicht, dass der in so Schadstoff-Latschen das Laufen lernt und am Ende noch einen gesundheitlichen Schaden davon trägt, weil das Leder von einer nicht glücklichen Kuh stammt…

Nach den Lederpuschen kommen dann die Lauflernschuhe. Ohne Fußbett, das ist nix für den kleinen Fuß, aber mit Leder innen und richtig ausgemessen. Was nun tun?
Da man es gut meint und alles richtig machen möchte, geht man also in ein Kinderschuh-Fachgeschäft. Da steht man dann zwischen all den Markenschuhen und schluckt erneut. Wie, 79,95€ für ein Paar Kinderschuhe Größe 21 und das ist schon der reduzierte Preis? Was um alles in der Welt haben die Dinger vorher gekostet? Und wer hat sie zu diesem Mondpreis am Ende noch gekauft?!?
Egal, man lächelt der Kinderschuh-Fachverkäuferin freundlich zu und geht.

Und so versucht man sein Glück dann doch noch mal bei Deichmann (oder einem anderen Schuhdiscounter). Und ja, man entscheidet sich nach kindlicher Fußvermessung tatsächlich für ein Paar Schuhe der Rüsseltierfirma und fühlt sich auch ganz wohl damit.

Wenn aber die Rüsseltierfirma und auch die anderen Schuhdiscounter nix gescheites in der richtigen Größe haben, bleibt nur die Rückkehr ins Schuhfachgeschäft, wo man von der wissend lächelnden Kinderschuh-Fachverkäuferin (am Ende kommen sie alle wieder…) bereits erwartet wird und legt dann zähneknirschend die 79,95€ für das Paar Schuhchen auf den Tisch.

Und auf einmal wird einem klar, wie die 200.000€ zustande kommen bzw. was genau an dieser Summe einen großen Anteil hat.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Die kritische Mutti

Von allen Muttis in der Kita meines Sohnes ist sie meine ganz spezielle Freundin: die kritische Mutti.

Nein, diesen Namen habe ausnahmsweise mal nicht ich ihr gegeben, den hat sie sich selbst verpasst. Beim ersten Elternabend in der Kita (ich berichtete schon darüber…) fand nichts in und an der Kita ihre Zustimmung. Das Spielzeug war nicht aus Holz und somit nicht pädagogisch wertvoll genug, das Außengelände hat keine Rasenfläche, die Hüpfburg ist aus Kunststoff, die Kita-Projekt-Wochen zu einseitig.

Ich weiß nicht, ob sie irgendwann die Genervtheit einiger Eltern und Erzieher fast körperlich gespürt hat, auf jeden Fall fühlte sie sich bemüßigt, uns alle aufzuklären (nur für den Fall, dass wir es noch nicht bemerkt hätten), dass sie eben eine „kritische Mutter“ sei.

Ach!

Der kritischen Mutti ist nichts biologisch, öko, fair trade und nachhaltig genug und ich glaube, wenn es ihr gelänge, die Weltherrschaft an sich zu reißen, würde sie sofort sämtliche Kunststoffe, ob im Spielzeug, der Kleidung und ihrer Umgebung verbieten und vernichten lassen (welch eine unglaubliche Umweltbelastung, da stimmt die CO²-Bilanz ganz sicher nicht!) und uns alle per Dekret zu kbA-Baumwolle und fair gehandelten Lebensmitteln ohne Industriezucker verpflichten. Und wer, so wie ich, sein Kind auch mal Kekse und Kuchen aus Weißmehl! mit Ei und Milch! und ohne Agavendicksaft gesüßt! oder gar „Fruchtzwerge“ essen lässt, müsste wohl mit dem Schlimmsten rechnen.

Wenn, ja, wenn es da nicht einen winzigen schwarzen Fleck auf der blütenweißen Weste der kritischen Mutti gäbe! Und dieser Fleck ist nicht nur schwarz, er ist sozusagen teer-schwarz.
Die kritische Mutti quarzt nämlich gerne mal eine. Ist ja auch nichts gegen einzuwenden, auch Tabak kann ja kontrolliert biologisch und nachhaltig angebaut werden.
Albern und unglaubwürdig wird das ganze Ökö- und Gesundheits-Gehampel aber, wenn man es dann heimlich tut, an vermeintlich verschwiegenen Ecken, hinter Bäumen, wenn man sich unbeobachtet glaubt.

Nicht, dass das hier ein falsches Geschmäckle bekommt, wie die Schwaben sagen, ich finde Bio und Öko und Fair Trade auch gut und bemühe mich nach Kräften, dass mein Kind vernünftige Dinge isst und ab zu auch mal mit was spielt, was nicht aus China kommt, blinkt und piept.
Aber mit zweierlei Maß messen gehört zu den Dingen, die mich schon immer gestört haben.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Dienstag, 26. Oktober 2010

Und wir hätten ihn doch Paul nennen können!

Als ich erfuhr, dass ich schwanger bin, habe ich mich sehr gefreut. Sofort habe ich mir ausgemalt, wie es wäre, eine kleine Tochter zu bekommen. Wie ich mit ihr shoppen gehe und sie mit mir all ihre Kümmernisse bespricht. Denn ich war einfach fest davon überzeugt, mit einer Tochter schwanger zu sein, insbesondere, weil ich die ersten 17 Wochen sehr, sehr, sehr oft mit dem großen weißen Telefon im Badezimmer gesprochen habe (Und es heißt ja, wenn die Schwangere sehr viel spucken muss, wird’s ein Mädchen…).
Ich wusste auch schon, wie sie heißen würde (natürlich verrate ich den Namen jetzt nicht, denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, nicht, dass mir dann einer den Namen wegschnappt!).

In der 13.Schwangerschaftswoche wurde dann ein hochauflösender 3D-Ultraschall gemacht und der anwesende Arzt ließ bereits mit einem Blick und wenigen Worten all meine Pläne zerbröseln: „Ach, da sehen wir ja schon den kleinen Penis, das ist ja selten, so früh...“.

Peng. Da saßen wir nun da (na ja, also ich lag eigentlich mehr…). Mein Mann konnte seine Begeisterung ob dieser Nachricht nur schwer verbergen und hyperventilierte in unmännlich hohen Tönen Worte wie „Carrera-Bahn!“ und „Miniatur-Wunderland!“.
Ich hingegen musste das erst mal verdauen, denn wir hatten namensmäßig keinen Plan B. Aus unerfindlichen Gründen hatte ich nicht im Entferntesten in Erwägung gezogen, dass wir auch einen Sohn bekommen könnten.

Gott sei Dank hatten wir ja nun noch einige Woche Zeit, einen Namen zu finden, aber der Weg dahin war lang und steinig und keinesfalls das Ziel, sondern vielmehr die Pest.
Wir begannen nun, komplexe Excellisten zu erstellen (mein Mann ist IT'ler), mit Ja/Nein/Vielleicht-Spalten und Filtern, so dass man immer nur die Namen sehen konnte, die gerade noch im Rennen waren (wobei sich das ständig änderte).

Mein absoluter Lieblingsjungenname war und ist Paul. Paul ist kurz, knapp, knackig. Paul ist für mich ein süßer, blonder Bub, frech, ein Bengel und ein Engel, ich träumte sogar von ihm. Nun ist Paul aber ein Name, den nicht nur ich toll finde, sondern, wie ein Blick auf die im Internet zahllos bereitgestellten Namenshitlisten seit Anno Knack bestätigt, gefühlte 35 Millionen andere Eltern auch. Paul ist seit Jahren immer in der Top Ten.

Nun möchte man ja vermeiden, dass man seinem Kind statt eines Namens eine Sammelbezeichnung gibt (insbesondere, wenn man selbst mit einer solchen gesegnet ist, seufz…), also nahm ich blutenden Herzens und tränenden Auges Abstand von Paul.

Die Namensfrage ist eine heikle. Es ist ein Balanceakt zwischen Namen, die zwar schön sind, aber zu häufig vorkommen und Namen, die schön, aber so selten und vielleicht auch eigenwillig sind, dass man seinem Kind auch keinen Gefallen tut (Adel, Enno, Jarno, Ted…).
Man möchte seinem Kind einen sympathischen, passenden Namen geben, einen, der bezaubert und Menschen für sich einnimmt, einen, den alle toll finden, einer, mit dem er eines fernen Tages Abitur macht und danach Medizin studiert und mit Auszeichnung abschließt und dann in Stockholm den Nobelpreis für Medizin mit den Worten entgegen nimmt: „…und dies verdanke ich alles meiner Mutter! Danke Mama!“ Und wie neueste Studien unter GrundschullehrerInnen ergaben, lässt sich dass als Justin nun mal schwer realisieren.

Irgendwann haben mein Mann und ich uns dann auf einen Namen für unseren Sohn geeinigt. Und wie ich derzeit feststellen muss, in der Kita, in Krabbelgruppen, auf dem Spielplatz, hätten wir ihn doch ruhig Paul nennen können, denn bislang ist mir kein einziger Paul dort begegnet. Aber ein anderer Name begegnet mir im Moment dauernd und ich muss echt mal wieder einen Blick auf die Namenshitlisten werfen. Ich bin mir sicher, dieser Name ist derzeit ganz weit vorn!

Unser Sohn hat jetzt einen Namen, der an einen polnischen Underground-Regisseur erinnert. Und so gebe ich mich süßen Träumen hin, wie mein Sohn dereinst im Kodak Theatre in Los Angeles den Oscar für den besten ausländischen Film annimmt und seiner alten Mutter daheim auf dem Sofa für die nicht enden wollende Unterstützung dankt, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre: „Danke Mama!“

Ach, schön!

Montag, 25. Oktober 2010

Wo bin ich und welches Jahr haben wir?

Hamburg ist eine Stadt, die gern und viel von Touristen und Geschäftsreisenden besucht wird.
Jedenfalls kommt es mir so vor, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, als sei jedes zweite Autokennzeichen nicht HH, sondern K, B, BO, PCH, M, S, LÖ und so weiter und so fort.

Und wenn ich so ein Kennzeichen vor mir habe, bekomme ich spontan Lust, mein Auto zu verlassen und den Fahrer im Wagen vor mir (rattan rattan radadadatan...) zu verhauen.
Denn aus irgendwelchen, mir nicht ganz nachvollziehbaren Gründen vergessen die Autofahrer mit dem Nicht-HH-Kennzeichen sämtliche Verkehrsregeln, sobald sie die Grenze ihrer Heimatstadt verlassen (der von mir bereits beschriebene Kiez-Effekt??)

Da wird maximal 20 kmh gefahren, wo man 50 fahren darf, ohne ersichtlichen Grund an grünen Ampeln gebremst, Vorfahrtsregeln nicht beachtet (rechts vor links gilt unfassbarerweise auch in Hamburg, kaum zu glauben!), Zebrastreifen ignoriert, Spuren lebensgefährlich ohne Blinker,Schulterblick und Rücksicht auf Verluste gewechselt, da wird geschnitten und übersehen, dass es die helle Freude ist.

Und besonders übel fahren die Fahrer mit den großen Schlitten, die entweder genügend Kohle für ein Navigationssystem haben oder dieses sogar serienmäßig in der Ausstattung ihres Wagens integriert haben. Diese Fahrer müssen doch gar keine Straßenkarten parallel zum Autofahren studieren, weshalb fahren sie dann wie die letzten Deppen? (Weil sie's können, würde mein Göttergatte jetzt grinsend einwerfen...)

Daher mein Appell an alle Nicht-Hamburger-Autofahrer: ich verstehe, Ihr seid fremd in der Stadt, wisst nicht genau, wo Ihr hin müsst und es ist alles auch größer und aufregender als Nottuln-Appelhülsen. Aber bitte: die allgemeinen Verkehrsregeln gelten auch in Hamburg! Also gebt bitte Gas, fahrt zügig über grüne Ampeln, schaut mal über Eure Schultern und setzt den Blinker, bevor Ihr von gaaaanz links nach gaaaanz rechts überzieht, weil Euch grad klar geworden ist, dass Ihr in 500 Metern rechts abbiegen müsst, beachtet Stop- und Vorfahrtschilder und haltet nicht den gesamten Verkehr auf. Die Hamburger, allen vorweg meine Wenigkeit, werden’s Euch danken!

Dienstag, 12. Oktober 2010

Eine heiße Tasse Kaffee…

Wenn zu mir die berühmte gute Fee käme und mir sagen würde, ich hätte denn ja jetzt drei Wünsche frei, dann müsste ich zumindest bei einem Wunsch nicht lange überlegen.

Ich wünsche mir eine heiße Tasse Kaffee. Ein profaner Wunsch, mag sich er geneigte Leser jetzt denken, problemlos und in Sekundenschnelle erfüllbar. Welch ein Frevel, hierfür einen der sehr raren Wünsche der noch rareren guten Feen zu verschwenden.

Nun, das ist nur eure Meinung. Ich trinke nämlich seit vielen Monaten meinen Kaffee nur noch lauwarm bzw. kalt. Woran das liegt? Tja, ich weiß auch nicht, aber ich bringe mein Kind damit in Verbindung.

Die Herstellung der heißen Tasse Kaffee ist in der Tat problemlos und dauert nur wenige Sekunden (Kaffeevollautomat sei Dank). Aber sobald der Kaffee fertig ist und mit einem guten Schuß Vollmilch veredelt darauf wartet, von mir genossen zu werden, passiert das Merkwürdige: irgendetwas kommt dazwischen.

Zum Beispiel eine volle Windel, eine Beule am Kopf durch die Kollision von Kind und Tischkante, eine fertige Wasch- bzw. Spülmaschine bzw. ein fertiger Wäschetrockner, die Türklingel, das Telefon und noch siebentausend andere Dinge passieren immer in der Sekunde, wo mein Kaffee noch heiß ist. Gut, manche Dinge würden auch ein wenig Aufschub dulden (z.B. sämtliche fertige Reinigungsmaschinen) und der Anrufer könnte sich auch erst einmal mit dem Anrufbeantworter unterhalten, aber das mit dem Aufschub bekomme ich irgendwie nicht hin. Also erledige ich, was zu erledigen ist und wenn ich mich dann meinem Kaffee wieder nähere, ist er halt bestenfalls noch lauwarm.

Vermutlich ist das wieder so ein Mutti-Ding, alle Dinge gleichzeitig erledigen zu wollen und jede Minute optimal zu nutzen. Klar, denn bis zu einem gewissen Kindesalter lassen sich manche Dinge nur dann erledigen, wenn das Kind grad schläft oder in der Kita ist oder mit Oma beim Spaziergang. Wer schon mal die Spülmaschine ausgeräumt hat, während das anderthalbjährige Kind wach und munter ist, wird mir zustimmen oder kauft sich gerne neues Geschirr.

Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf: irgendwann kommt der Tag, wo ich meinen Kaffee wieder heiß genießen kann (ich glaube, deswegen gehen viele Eltern auch so gerne
arbeiten...).

Montag, 4. Oktober 2010

Mutterschaft als Zeitmaschine

Das Zeitreisen rein theoretisch möglich sind, wissen wir ja bereits seit Herrn Einstein. Dass es aber tatsächlich und in der Realität möglich ist, in der Zeit zurückzureisen, erfährt eine Frau in der Regel, sobald sie ein Kind bekommen hat.

Denn auf einmal findet sie sich völlig unvermittelt in den 50er Jahren wieder, in denen die Frau Hausfrau war und ihre Hauptaufgaben darin bestanden, am Herd zu stehen, sich um Göttergatte, Kinder und Schwiegermutter zu kümmern und der Familie ein gemütliches Heim zu schaffen.

Das Problem an dieser Art von Zeitreise ist, dass sie eben nur in die Vergangenheit geht und außerdem in den seltensten Fällen freiwillig angetreten wird. Denn eigentlich plant die moderne, emanzipierte, gut ausgebildete Frau was ganz anderes, nämlich trotz Kind irgendwann wieder arbeiten zu gehen (hu, was für ein wagemutiger Plan!!)

Toll, sagen da die Politiker und Unternehmen, super, dass sich die Frauen von heute nicht mehr nur mit der Mutti-Rolle zufrieden geben, sondern mehr wollen. Und sowohl Politik als auch Unternehmen unterstützen die Frauen in ihrem Plan, wieder arbeiten zu gehen, ganz immens!

Die Politik mit leeren Versprechungen einer besseren, flächendeckenderen und unkomplizierteren Kinderbetreuung (wer in der Hansestadt Hamburg mal einen Kita-Gutschein beantragen musste, weiß wovon ich rede…) und die Unternehmen, indem sie die Frauen gerne wieder in den Schoß der Firma aufnehmen, klar, natürlich, aber leider nur in Vollzeit.

Teilzeit, sagen die Unternehmen, das ist schlecht. Das ist nicht effizient, da fehlt die Kontinuität. Da bleibt immer irgendwas liegen, Termine können nicht eingehalten werden, Meetings zu planen wird ja so aufwendig, weil die Teilzeiterin ja nicht immer da ist und überhaupt, wer Teilzeit arbeitet, kann kein Leistungsträger sein.
Und dann ist immer das Kind krank und irgendwie hat der Chef es so im Gefühl, dass die Frau sich nicht mehr richtig engagiert und andere Prioritäten hat als das 27. Umstrukturierungsprojekt. Nee, also Teilzeit is’ einfach nix.

Sprich, wenn die Frauen also ohne Hilfe der Politik und der Stadt eine Vollzeit-Kinderbetreuung organisieren, die auch greift, wenn das Kind mit 40 Grad Fieber krank im Bett liegt und wenn die Unternehmen einfach gar nicht merken, dass es sich bei der Marketing Managerin oder der Personalreferentin oder der Key Acoounterin auch um eine Mutter handelt, ja, dann ist es doch wirklich ganz toll, wenn Frauen sich nicht nur mit der Mutterrolle zufrieden geben.

Wirklich. Ganz toll. Und so kommt es dann, dass wir uns auf einmal in Rollen und Strukturen wiederfinden, die wir so nie gewollt und geplant haben, nämlich als Hausfrau und Mutter auf unbestimmte Zeit mit dem Göttergatten als Ernährer.

Und egal, wie gut man plant und sich organisiert, am Ende muss man dann doch irgendwann resigniert zugeben, dass es scheinbar in Deutschland irgendwie einfach nicht gewollt ist, dass Mütter in Teilzeit in ihren alten Job zurückkehren. Denn auf dem sitzt ja auch bereits in Vollzeit die jüngere, unverheiratete, kinderlose und dazu auch noch viel billigere, da weniger erfahrene Kollegin.

Was bleibt? In die Selbständigkeit starten oder warten, bis das Kind aus dem Gröbsten raus ist und dann irgendeinen Job annehmen, der zu dem Zeitpunkt eben verfügbar ist.

Natürlich gibt es in Deutschland auch eine Handvoll Unternehmen, wo es anders ist. Wo man als Mutter nach der Elternzeit an seinen alten Arbeitsplatz oder einen äquivalenten zurückkehrt und dies in Teil- oder Vollzeit, so wie man es eben möchte. Aber diese Unternehmen sind rar gesät. Leider.

Mittwoch, 29. September 2010

Die Impf-Frage

Über kaum ein Thema läßt sich, wenn man Kinder hat, so trefflich streiten wie über die Impf-Frage.
Soll man sein Kind impfen lassen, wenn ja, gegen was und vor allem wann?

In dieser Frage gibt es zwei Lager, die Impfbefürworter und die Impfgegner. Zwischen diesen beiden Gruppen klafft eine Schlucht, so tief und unüberwindlich wie der Mariannengraben. Hier wird es niemals eine goldene Brücke geben, über die die Parteien schreiten, um sich dann in der Mitte zu treffen und einander die Hand zu reichen. Leben und leben lassen kann es in diesem Disput nicht geben.

Die Impfbefürworter halten jegliche Impfung für eine total wichtige und gute Sache, auch gesellschaftlich gesehen. Impfen ist gut, Impfen ist toll, nur so können wir endgültig und ein für alle Mal fiesen Krankheitserregern den Garaus machen und impfen lassen sollen sich möglichst alle, um die armen Impfversager (bei denen das Immunsystem einfach ignoriert, dass da gerade Krankheitserreger injiziert wurden) qua sogenanntem Herdenschutz vor Pest und Cholera zu bewahren. Ach nee, das wurde ja bereits ausgerottet, na dann Röteln und Diphtherie und Tetanus und Keuchhusten und und und…

Das Schönste für die Impfbefürworter wäre eine Impfpflicht für alle, so wie in der ehemaligen DDR. Und dann sind wir alle für immer gesund und werden, so uns nicht ein Bus überrollt, uralt.

Was für die Katholiken der Papst, ist für die Impfbefürworter die STIKO, die Ständige Impfkommission, ein Gremium besetzt mit Ärzten, Wissenschaftlern und großen Tieren der Universitäten. Was die STIKO sagt, ist für Impfbefürworter das Wort Gottes. Kritik, dass die in der STIKO sitzenden Ärzte und Wissenschaftler oftmals von der Pharmaindustrie gesponsort werden, wird empört zurückgewiesen, mit den an den Haaren herbeigezogenen Erklärungen entschuldigt oder schlicht stumpf ignoriert.

Das andere Lager der Impfgegner ist nicht weniger radikal in seinen Ansichten. Impfen ist per se schlecht, dem kindlichen Organismus bereits im dritten Lebensmonat bis zu acht verschiedene Substanzen zuzuführen, die dann zu übelsten Impfschäden von Quengeln und Quakigkeit über Rötungen an der Impfstelle bis hin zu geistigen Behinderungen, Autismus und im schlimmsten Fall dem Tode führen können, grenzt an Kindesmisshandlung und muss eigentlich streng geahndet oder zumindest auf’s schärfste angeprangert werden. Statistiken, nach denen Impfschäden zwar vorkommen, aber eben äußerst selten, werden als von der Pharmaindustrie gefälscht und geschönt hingestellt.

Und dann gibt es da noch eine Gruppierung in diesem Thema und das ist die Gruppe, zu der vermutlich die meisten Eltern gehören, die Gruppe der Impf-Pragmatiker.
Wer schon mal nachts am Bett seines weinenden, weil kranken Kindes saß, wer Fieber sorgenvoll überwacht, damit es nicht zu hoch wird, wer in Notaufnahmen von Krankenhäusern gesessen hat, weil sich das Kind grad die Seele aus dem Leib spuckt, wer all die kleinen und doch schon ausreichend nervigen Infekte miterlebt (gerne dann auch am eigenen Leib, denn wenn das Kind krank wird, wird es meistens der Rest der Familie auch), gegen die es keine Impfung gibt und die mit Start des Kita-Besuches zum Alltag gehören, der hat überhaupt kein gesteigertes Interesse daran, dass sein Kind so richtig krank wird und Keuchhusten, Mittelohrentzündung, Masern, Mumps oder Windpocken bekommt.

Für den Impf-Pragmatiker gehört Impfen zur Gesundheitsvorsorge seines Kindes dazu, alleine schon deswegen, um die eigenen Nerven zu schonen. Klar sollte man sich informieren, aber nicht alles, was die STIKO vorschlägt, ist Mumpitz und manche Krankheiten lassen sich nun mal nicht mit Globuli verhindern.

Dienstag, 28. September 2010

Kein Platz mehr für Euphemismen...

Normalerweise gibt es bei der Wettervorhersage der Tagesschau immer sehr schöne Umschreibung auch für das letzte Mistwetter.
Da ist dann von „mehr oder weniger starken Niederschlägen“ die Rede oder auch von „ergiebigem Regen“ oder einer „Niederschlagswahrscheinlichkeit von 100%“.

Am letzten Samstag gingen dem Wettersprecher aber angesichts der Vorhersage für Sonntag und die nächsten Tage scheinbar einfach die Euphemismen aus. Er sagte nur ganz trocken: „Die Vorhersage für die nächsten Tage: es schüttet.“

Ich war da ehrlich gesagt etwas hin und her gerissen: einerseits nennt da endlich mal einer das Kind beim Namen (der Mann wäre vielleicht was für Parteien, wenn sie eine Wahl haushoch verloren haben und die Niederlage dann schön reden…), aber andererseits klingt die Formulierung auch ein bisschen nach Resignation dem Schietwetter der letzten Wochen gegenüber. Dem Sprecher fällt nach wochenlangem Regen einfach keine hübsche Umschreibung mehr.

Mich besorgt das ein bißchen, denn wir haben ja erst September und der schlimmste Monat steht uns noch bevor (der November, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass es hier Unsicherheit gibt, welchen Monat ich meinen könnte).

Aber gut, schauen wir dem Ungeheuer genannt Wetter ins verregnete Auge und finden wir uns damit ab: bis zum nächsten Frühling wird es noch ganz schön häufig schütten!

Sonntag, 26. September 2010

Deine Freunde sind nicht meine Freunde!

Mein Sohn hat in der Kita einen Freund gefunden. Die beiden hängen ständig zusammen und spielen und haben sich so richtig gern.

Das freut mich natürlich, denn wer möchte schon, dass sein Kind alleine in der Ecke hockt. Was mich weniger freut, auch und obwohl mir klar war, dass dies passieren würde, ist, dass Sörens Mama jemand ist, mit dem ich im „normalen“ Leben keine drei Worte wechseln würde, denn wir haben schlicht nichts gemeinsam (außer den Kindern).

Und das ist die fatale Crux, der man als Eltern bedauerlicherweise immer wieder begegnet: die Freunde des Kindes haben nicht zwingend Eltern, mit denen man sich auch anfreunden mag.

Gut, dieses Problem relativiert sich mit den Jahren, irgendwann ist es egal, ob man die Mutter von Sören mag oder nicht, denn irgendwann ist das Kind in der Lage, auch ohne Mama zu Freunden zum spielen zu gehen. Da spielt man dann höchstens noch Chauffeur und das war’s. Und ein kurzes „Hallo-wie-geht’s-alles-klar-na-prima-ich-hol-ihn-dann-gegen-fünf-wieder-ab“ kriegt man immer irgendwie hin.

Bis es soweit ist, vergehen aber in unserem Fall noch ein paar Jahre und so kann es passieren, dass man sein Kind zum Spielen zu Sören bringt (weil die beiden sich ja in der Kita soooo gut verstehen und soooo süß zusammen spielen) und dann sitzt man da mit Sörens Mutter und denkt sich, oh Gott, spielt schneller!

Denn Sörens Mutter hat in der Regel eine Einrichtung, die man schon bei den Schwiegereltern nur schwer erträgt, serviert einem Instant-Cappuccino (weil sie ja nur grünen Tee trinkt, den man selbst zum speien findet) und selbstgebackene, staubtrockene Dinkel-Haferkekse ohne Zucker („Sören bekommt keinen Industriezucker!“, was bedeutet, dass sich Sören beim ersten Kindergeburtstag einer seiner Freunde dermaßen mit Gummibärchen, Schokolade und kaltem Hund vollstopfen wird, dass er alles noch vor dem großen Topfschlagen-Event wieder erbricht…). Des Weiteren hält Sörens Mutter auch bei einer Außentemperatur von 30 Grad gar nichts von Deos (pure Chemie, bähbäh!) und hat sich aber leider direkt neben einen auf die Couch gesetzt.

Also atmet man flach durch den Mund, mümmelt verkrampft lächelnd einen Keks („Ist ja sooo lecker, wusste ich ja gar nicht, dass gesund backen so gut schmecken kann…“), spült ihn mit Instant-Cappuccino runter (was für einen Kaffeeliebhaber so ziemlich das Widerlichste ist, da schmeckt selbst Spülwasser noch besser…) und hofft, dass dieser Nachmittag endet, bevor man einfach stumpf von der braungemusterten Breitcord-Couch kippt.

Es hilft nichts, man muss es mit Fassung tragen. Und vermutlich denkt sich Sörens Mutter auch nach so einem Nachmittag „Gott, diese oberflächliche Kuh hat mich ganz wahnsinnig gemacht mit ihrem Gesabbel. Na, wenigstens hat ihr dieser scheußliche Instant-Cappuccino geschmeckt, den ich noch stehen hatte. Warum die keinen grünen Tee trinkt, ist doch viel gesünder als das gezuckerte Zeug. Warum muss sich Sören denn nun auch ausgerechnet mit deren Kind anfreunden…“ *kopfschütteln*
Wir sind halt alle nur Menschen!

Freitag, 24. September 2010

Sage mir, wo Du wohnst und ich sage Dir, wer Du bist!

Hamburg ist eine Weltstadt. Das Tor zur Welt mit seinem Hafen, Metropolregion. Weltoffen, modern, liberal.

So sagt man. Ist aber totaler Quatsch. Hamburg ist ein Konglomerat von Stadtteilen und Kiezen, die miteinander wenig zu tun haben und dies auch nicht wirklich wollen. Denn der Hamburger bleibt da, wo er wohnt. Wo er seinen Kiez hat. Dort wird eingekauft, ausgegangen, dort leben alle Freunde und das gesamte soziale Netzwerk, dort gehen die Kinder in den Kindergarten und zur Schule und dort trifft man sich auf den Spielplätzen.

Die Menschen sind in der Regel ziemlich stolz auf ihren Stadtteil und würden sich eher drei Wochen lang kopfüber irgendwo aufhängen lassen, als in einen anderen Stadtteil umzuziehen. Ja, es fällt ihnen teilweise schon schwer, den Stadtteil zu verlassen, weil sie in einem anderen Stadtteil arbeiten (ist unwahrscheinlich, kann aber passieren) oder dort ein Geschäft mit Dingen ist, die es auf ihrem Kiez nicht gibt (auch unwahrscheinlich, zumal die Anpassungsfähigkeit enorm groß ist und lieber nach einem auf dem Kiez vorhandenen Alternativprodukt gesucht wird).

Wenn es dann aber doch mal passiert, dass, sagen wir mal, der eingefleischte St. Paulianer seine Komfortzone verlassen muss, fremdelt er doch sehr und fühlt sich derartig unwohl, dass er die Abwesenheit von daheim so kurz wie nur irgend möglich hält.

Natürlich gibt es so was wie assoziierte Stadtteile, also Stadtteile, in die man, wenn man denn den eigenen verlassen muss, eher geht als in andere. Da wird dann zwar auch gefremdelt, aber nicht ganz so stark und man hält es ein wenig länger aus. Sprich, der Winterhuder erträgt die Abwesenheit aus seinem Stadtteil am besten in Eppendorf, gegebenenfalls noch in Eimsbüttel und der Altonaer kann in Ottensen und Bahrenfeld noch einigermaßen frei atmen.
Aber der Ausflug in einen gaaaanz weit entfernten und wohlmöglich in den Norden oder Osten der Stadt wie zum Beispiel nach Barmbek oder Wandsbek löst Panikattacken aus (nicht umsonst gibt es das geflügelte Wort: „Wandsbek, Hamm und Horn schuf der Herr im Zorn…“).

Nein, da ist man schon eigen. Und man zeigt auch seine Zugehörigkeit zu seinem Stadtteil, in dem man die entsprechende Uniform des Kiezes trägt.

In Winterhude und Eppendorf ist das die Bluse oder das Hemd von Ralf Lauren, gerne zart gestreift, der Pagenkopf oder der Pferdeschwanz für die Damen, vorzugsweise in blond, Schuhe von Tods oder Lumberjacks (ja, tatsächlich, es gibt sie noch, ein Relikt der 80er Jahre…), der sogenannte Sylter Kringel, ein locker um die Schultern geschlungener Pullover und das Polohemd mit dem hochgestellten Kragen. Eingekauft wird ausschließlich in den kleinen Boutiquen im Stadtteil, wozu woanders hinfahren, hier gibt es ja alles für die Uniform.

In Altona, Ottensen und Bahrenfeld kommt man eher alternativ gestylt daher, also in mit umweltfreundlichen Naturfarben gefärbter kbA-Baumwolle, Birkenstocks oder Outdoor-Sandalen, Shorts und Hosen aus Leinen-Baumwollmischungen in khaki, beige oder matt dunkelblau, weit geschnitten für die Damen, etwas schmaler geschnitten für die Herren. Man kauft ein bei Hess Natur oder Maas, natürlich auch für die Kleinen! In diesen Stadtteilen sieht man auch verstärkt Tragetücher für die Babys, ist irgendwie natürlicher und ursprünglicher als die Tragegurte (die, wenn man die dann aber doch nutzt, von Ergo-Carrier, Manduca oder Bondolino stammen, natürlich auch aus kbA-Baumwolle, klar!).

Auf St. Pauli, im Karoviertel und in der Schanze läuft man eher grungig durch die Gegend. Sprich, man muss dem Kleidungsstück ansehen, dass es schon einiges erlebt hat. Daher wird auch eigentlich nur im Secondhandladen, auf dem Flohmarkt oder im Kilo-Shop vom Roten Kreuz gekauft. Je schrammeliger desto besser. Man wohnt in kleinen, zugigen Altbauwohnungen mit defekten Heizungen und abgerockten Treppenhäusern, denn nur so kommt ein wenig „Hafenstraße-Feeling“ auf und das muss sein.
An dieser Stelle muss man allerdings sagen, dass die Schanze sich gerade in einem Umbruchprozess befindet und sich sozusagen zwischen die Stühle gesetzt hat, denn es ziehen zunehmend die von der alternativen Szene so verhassten Yuppies in die neugebauten Eigentumswohnungen, um dann mit ihrem ihren Nachwuchs im Bugaboo-Kinderwagen zu den teuren und mit alternativen Touch versehenen Kinderboutiquen wie „Zaza“, „Lille Folk“ und dem „Nasenbär“ zu fahren.

Eimsbüttel und die angrenzende Hoheluft waren Studiviertel, sind Studiviertel und werden auch immer Studiviertel bleiben. Hier ist Hamburg tatsächlich noch am weltoffensten, denn wer hier wohnt, tut dies in der Regel nur vorübergehend, nämlich solange er studiert. Er kommt von woanders und geht nach dem Studium wieder, also sind seine Berührungsängste bezüglich anderer Stadtteile noch am geringsten.
Allerdings kann es natürlich passieren, dass er in Hamburg hängen bleibt. Dann tritt der Kiez-Effekt über kurz oder lang ein und er wird Eimsbüttel nie wieder verlassen, höchstens in Richtung Hoheluft.

Und so hat jeder der 105 Hamburger Stadtteile seinen Kiezeffekt mit seinen Menschen und ihren Eigenheiten. Ist man zugereist, wundert man sich am Anfang und schmunzelt vielleicht auch ein bisschen. Aber es dauert meist nicht lange, bis der Borg-Effekt eintritt: „Sie wurden assimiliert!“

Mittwoch, 22. September 2010

Vom Abenteuer des Wickelns…

Solange man noch ein Kind hat, das noch nicht trocken ist, gibt es jeden Tag immer wieder neue Herausforderungen, nämlich immer dann, wenn man außerhalb der eigenen vier Wände Windeln wechseln muss. Fernab vom heimischen Wickeltisch kann dies nämlich gerne mal zum Wickel-Abenteuer werden.

So ist man natürlich in erster Linie schon mal heilfroh über Wickelgelegenheit in Cafés, Restaurants, Kaufhäusern, Möbelhäusern (hier sind schwedische Möbelhäuser wirklich ganz weit vorn!), eben da, wo man sich gerade in der Öffentlichkeit aufhält.

Eine Frage, die sich dabei jedoch schnell aufdrängt, ist, warum sind diese Wickelgelegenheiten zumeist auf der Damentoilette? Natürlich ist es schon mal toll (wie gesagt…), wenn man nicht auf dem Fußboden oder am Tisch, wo man gleich noch essen möchte, den Verwertungs-Output des Nachwuchses entsorgen muss, aber das Fragezeichen bleibt.

Gehen die Restaurant-, Kaufhaus-, Café-Betreiber spontan einfach mal davon aus, dass bei 99% aller Eltern der weibliche Part wickelt? Gibt es da eine geheimnisvolle Statistik, die ich nicht kenne? Oder ist dies gar ein kulturelles Statement, mit dem mehr oder weniger subtil die Abkehr von der Gleichberechtigung und die Rückkehr zum Patriarchat gefordert werden?

Nun, zugegeben, letzteres ist unwahrscheinlich, aber das Befremden bleibt. Und das Unwohlsein des Vaters ebenfalls, wenn er denn dann in der Damentoilette verlegen lächelnd seinem Junior die Windeln wechselt. Denn das kann’s ja nun nicht sein, dass nur, weil der Wickeltisch auf dem Damenklo ist, wir Mamas dann bei jedem Restaurantbesuch die Gelackmeierten sind. Und ich kenne durchaus Väter, die dies mit einem scheinheiligen Grinsen (Du, sorry, ich kann nicht, ist doch auf der Damentoilette…) schamlos ausnutzen. Da hat man sie dann mit Müh und Not dahin getrimmt, Teile der Versorgung des Kindes zu übernehmen und dann so ein Rückschritt? Das ist ja wohl auch eine Prinzipienfrage!

Schöne Erlebnisse beim Wickeln hat man auch gerne auf Flughäfen. Kommt man z.B. auf dem Flughafen in Palma de Mallorca in die Verlegenheit, einen Windelwechsel vornehmen zu müssen, landet man natürlich! auf der Damentoilette (da sind die stolzen Spanier eigen) und findet dort einen Wickeltisch zum runterklappen. Dieser ist jedoch in einer Höhe angebracht, dass Mütter, die größenmäßig nicht so von der Natur begünstigt sind, mit in die Höhe ausgestreckten Armen und blind wickeln müssen. Sind die Spanierinnen alle 1,75m???

Zusammenfassend ist zu sagen, dass ich dem Tag entgegen fiebere, an dem mein Sohn den Sinn und Zweck der Toilette verstanden hat (nein, sie dient nicht zum Spielzeug versenken…). Dann werde ich mit ihm hocherhobenen Hauptes in die Herrentoilette marschieren!

Und noch ein paar versöhnliche Worte zum Abschluss: doch, es gibt sie auch, die Wickelräume ohne Toiletten- und damit Geschlechtsanbindung, freundlich-praktisch eingerichtet und manche sogar mit allen Windeluntensilien ausgestattet. Allerdings, wie schon gesagt, haben hier die Schweden die Nase vorn, sowohl in ihren Möbelhäusen als auch in ihren Bekleidungsgeschäften…

Mittwoch, 1. September 2010

Oh je, ich lese...

Sobald man erzählt, dass man ein Kind erwartet, bekommt man in der Regel verschiedene Büchertipps bzw. bekommt verschiedene Ratgeber zum Thema Kinder, Kinderkriegen, Kinderentwicklung und –erziehung geschenkt.

Das kann teilweise hilfreich sein, manchmal macht es einen aber nur noch zusätzlich kirre.
So werden zum Beispiel in einem Buch von zwei niederländischen Psychologen die Entwicklungsschübe des Kindes in den ersten 14 Lebensmonaten erklärt. Das ist nicht schlecht, denn dadurch versteht man als Greenhorn-Mutter besser, warum das sonst so sonnige Kind auf einmal so viel weint und so quengelig ist, nämlich, weil es gerade „schubt“ (Umgangssprachlicher Ausdruck für einen Entwicklungsschub in den einschlägigen Internet-Mutti-Diskussionsforen).

Fatal ist allerdings, wenn man dann liest, was der kleine Schatz nach dem Schub denn nun alles können müsste und der kleine Schatz aber überhaupt keine Anstalten macht, mit sechs Monaten alleine mit Messer und Gabel zu essen, der Mami Kussshändchen zuzuwerfen oder sein Bilderbuch auswendig zu repetieren. Wenn dann noch eine andere Mutti daher kommt, deren Kind dies selbstverständlich alles kann (klar!), passiert wieder genau das, was man eigentlich lassen sollte: man vergleicht. Und fühlt sich schlecht dabei. Dumm das.

Von Ratgebern dieser Art gibt es unzählige, geschrieben wie gesagt von niederländischen Psychologen, schweizer Kinderärzten und dänischen Erziehungsexperten, die irgendwie versuchen wollen, einem die neue Welt zu erklären, in die man da blind getappt ist und die einen statt dessen oftmals nur noch mehr verunsichern.

„Ach,“ höre ich da wieder die sehr abgeklärten Mütter sagen, „ich habe mich davon gar nicht beeindrucken lassen, ich ziehe mir aus den Büchern, was ich brauche und lasse mich nicht verunsichern.“
Natürlich ist es vernünftig, Ratgeber jeglicher Art genauso zu lesen: sich das rausziehen, was man braucht und den Rest ignorieren. Und nach einiger Zeit mit dem Kind kommt man auch in eine Routine und gewinnt Sicherheit, einfach weil man selbst am besten weiß, was das Kind gerade hat oder braucht oder kann. Beim zweiten oder dritten Kind weiß man dann auch von Anfang an, dass jedes Kind seine eigene Norm und sein eigenes Tempo hat. Aber beim ersten Kind ist die Unsicherheit eben groß.

Frage ist jetzt, was verwirrt eigentlich mehr, der Ratgeber oder die coolen Alles-Wisser-Muttis? Beide, würde ich sagen. Und so muss man eben durch die Phase der Unsicherheit inklusive Ratgeber-Studium und Super-Mutti-Diskussionsforen durch, bis man selbst am besten weiß, was gut und richtig ist. Ist man dann eigentlich auch eine Super-Mutti???

Sonntag, 29. August 2010

Manchmal sagen Bilder mehr als Worte...


...diesen Cartoon fand ich neulich in einer Zeitschrift und ich finde, er beschreibt die Situation in Deutschland recht gut...

Dienstag, 24. August 2010

Rebellische Zonen

So wie die meisten Frauen meines Alters habe auch ich sogenannte Problemzonen. Die Oberschenkel erinnern an Waffelpiqué, der Bauch hat nach einer Schwangerschaft auch schon bessere Zeiten gesehen und das Stillen nicht gut für die Beschaffenheit der Oberweite ist (also ich meine die Post-Stillphase), kann ich nun bestätigen.

Also legen wir Frauen uns gerne diverse Produkte zu, um die Straffheit der frühen 20er Jahre wieder herzustellen.
Ich habe mich für ein pflanzliches Produkt eines französischen Anbieters entschieden, der damit wirbt, dass die Natur der Frau noch nie so gut verstanden wurde wie von ihm. Dieses Produkt enthält gemäß Aufschrift den Extrakt grüner Kaffeebohnen und hat auch selbige Farbe. Über die Wirksamkeit lässt sich streiten, man muss den grünen Kaffeebohnen aber zugute halten, dass die Aufgabe, meinen Körper zu straffen, für sie alleine eine nicht zu bewältigende Aufgabe darstellt (da müssten noch weniger Gummibärchen und mehr Sport zur Hilfe kommen).

Was mich aber an dem Produkt wirklich begeistert, ist die französische Beschreibung dessen, wofür bzw. wogegen es gut ist. Während auf Deutsch mal wieder sehr sachlich und nüchtern von Problemzonen die Rede ist (sehr unschönes Wort, wenn auch auf den Punkt), spricht der revolutionserfahrene Franzose sehr einfühlsam von „zones rebelles“. Ist das nicht hübsch?
Oberschenkel, Bauch und Busen geben also nicht einfach nur dem altersbedingten Verfall und der Schwerkraft nach, sondern sie rebellieren!
Man sieht sie förmlich vor sich, zu hunderten durch die Innenstädte ziehend, mit Protestplakaten, auf denen zu lesen ist: „Ich will nicht auf mein Aussehen reduziert werden!“ und „Es leben die inneren Werte!“.

Die Rebellion des eigenen Körpers ist einfach besser zu ertragen als seine blanke Resignation gegenüber der wachsenden Anzahl von Lebensjahren. Klug erkannt von dem französischen Anbieter!

Montag, 23. August 2010

Mein Kind ist ein rücksichtsloser Raser!

Vor einigen Wochen erstand ich auf einem Flohmarkt für 2 Euro für meinen Sohn einen Lauflernwagen. Das ist so eine Art kleine Schubkarre, mit deren Hilfe Kinder das Laufen lernen sollen. Mädchen haben hierfür meistens ihren kleinen Stubenwagen.

Ich brachte den Wagen also mit nach Hause und präsentierte ihn meinem Kind. Nach anfänglicher Skepsis avancierte der Wagen aber schnell zum absoluten Lieblingsspielzeug, ohne das schlichterdings nichts mehr geht.

Mein Sohn startete eigentlich auch recht vorsichtig mit dem Wagen. Erste Schrittchen, ganz langsam. Doch nach und nach wurde er mutiger. Nach einer Weile hatte er die „Maschine“ voll im Griff, eignete sich eine ausgefeilte Kurventechnik an und bog mit quietschenden Reifen um die Ecken unserer Wohnung.

Und auf einmal wurde meinem Mann und mir klar: unser Sohn ist ein rücksichtsloser Raser. Er hält, ohne mit der Wimper zu zucken, auf jegliches Hindernis zu, in der festen Überzeugung, dass, wenn er angeprescht kommt, man ihm schon Platz machen wird.

Nun, Schränke, geschlossene Türen und Kommoden sind da relativ stoisch und schmerzunempfindlich und bewegen sich nicht automatisch zur Seite. Aber mein Mann und ich sollten das schon tun, ansonsten brettert unser Sohn eben über unsere Füße oder schrabbt an unseren Achillessehnen entlang, wobei unsere Schmerzensschreie ihn perverserweise noch anzuspornen scheinen.

Dementsprechend graut uns vor dem Zeitpunkt, wo er gerne den Führerschein machen und dann auch ein eigenes Auto besitzen möchte. Denn ich fürchte wirklich, dass er die Führerscheinprobezeit nie und nimmer besteht und wenn doch, dass er dann irgendwann eine Dauerkarte für den Führerscheinidiotentest-Kurs sein Eigen nennt.

Ich sehe ihn schon übellaunig und fluchend hinter dem Steuer seines Autos, alle vor ihm fahrenden und für sein Verständnis ungeheuer lahmarschigen Verkehrsteilnehmer auf’s übelste beschimpfend. Er sollte vermutlich niemals einen Sportwagen fahren…

Und auch beim Parken sehe ich Probleme auf ihn zukommen. Ich bin mir sicher, er bevorzugt die Variante des französischen Einparkens und würde bei leise geäußerter Kritik an seiner Parktechnik sicherlich nur barsch erwidern, was man denn denke, wofür der Stoßfänger am Auto da sei.

Zusammenfassend stellt sich mir die Frage, ob es wirklich klug war, ihm den Wagen mitzubringen oder ob ich damit nicht die Weichen für eine Raser-Drängler-Karriere gestellt habe…