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Hallo und herzlich Willkommen in meiner Welt!
Hier schreibe ich über die Dinge, die ich so erlebe, Lustiges, Kurioses, Ärgerliches... Über all das, was jedem von uns jeden Tag im Alltag widerfährt und wo man vielleicht denkt, wieso schreibt da eigentlich nicht mal einer drüber?
Was ich schreibe, kann man gut finden, muss man aber nicht. Kann man kommentieren, muss man aber nicht. Frei nach dem Motto: Alles geht, nichts muss.

In diesem Sinne: viel Spaß!
Deine Violet

Montag, 10. Januar 2011

Textinterpretationen

Ich habe meinem Sohn vor einiger Zeit einen kleinen Kassettenrecorder von Fisher Price und einige Kassetten mit Kinderliedern gekauft. Er findet den Recorder und seine Kassetten auch wirklich prima und fordert jeden Tag mehrfach „Musssik!“.

Hört man sich nun die Texte der Kinderlieder mal genauer an (was nicht ausbleibt, wenn sie jeden Tag rund um die Uhr dudeln...), fallen einem die drolligsten Dinge auf.

Da wäre zum Beispiel das allseits bekannte Lied „Anne Kaffeekanne“. Rein refrain-mäßig sowieso schon ein Knaller, geht es hier aber auch knallhart emanzipatorisch zu Sache. So soll das Mädchen Anne, welches auf seinem Besenstiel herumfliegt, gleich in mehreren Strophen zur Hausfrau am Herd degradiert werden, z.B. bei den Eskimos, den sie jeden Tag Lebertran kochen soll oder im Schwarzwald, wo sie einem strohblonden Förster die „Pantoffeln für die Tagesschau“ bringen soll.

Nix da, denkt sich Anne und fliegt „oh pardon! Auf dem Besenstiel davon, geradeaus, über’s Haus, dreimal rum und hoch hinaus!“. Und ihre Entschlossenheit zahlt sich aus. Sie lernt (ausgerechnet in Wanne-Eickel, unglaublich, wie Schicksal manchmal spielt…) einen netten Jungen kennen, den kleinen Hansi Heinemann, (der im Übrigen einsam war) der ihr eine Kaffeekanne schenkt und mit dem sie dann gemeinsam davon fliegt.

Von derartigen gleichberechtigten bzw. emanzipatorischen Ansätzen ist man in dem Lied „Tanz, tanz, Quieselchen“ meilenweit entfernt. Hier wird eine Person namens Quieselchen (über die Herkunft des Namens dürfen gerne noch etymologische Forschungen angestellt werden) unter in Aussichtstellung eines neues Kleides, eines Pferdes und eines Hauses zum Tanzen aufgefordert. Jedoch lösen weder Kleid noch Pferd noch Haus bei Quieselchen auch nur den geringsten Tanzimpuls aus. Erst als ihr fürs Tanzen ein Mann versprochen wird, da tanzt sie, was sie kann. Erschütternderweise hat also die Torschlusspanik auch Einzug in das Kinderliedgut gefunden…

Um die Verständnislosigkeit eines Vaters gegenüber der Lebensweise seines Sohnes (ein Thema, so alt wie die Welt…) geht es in dem Lied über den „Kleinen Fuchs Karl August“.
Karl August ist sehr zum Leidwesen seines Vaters Vegetarier und zieht Brote, dick mit Nougatcreme bestrichen, einem saftigen Gänsebraten vor. Dies erträgt der Vater gar nicht und schickt seinen Sohn an einem Tag sehr entschlossen zum Bauern, damit er dort mal nach den Gänsen sieht (was, wenn man es mal nüchtern betrachtet, eine verkappte Aufforderung zum vorsätzlichen Gänsemord ist). Nun ist Karl August aber ein pfiffiges Kerlchen und nutzt die verklausulierte Mord-Aufforderung seines Vaters in seiner eigenen, freien Interpretation. Er sieht tatsächlich nach den Gänsen und lässt sich von ihnen nicht nur zehn Brote mit Nougatcreme schmieren, sondern auch noch sechs Federn schenken. Die Federn im Mund kehrt er zu seinem Vater zurück, der ihn mit einem erleichterten „Mein Sohn, Du bist gesund!“ empfängt.

Aber nicht alle Liedtexte sind derartig gehaltvoll und inhaltsreich und packen wirklich heiße Eisen an. Besondere Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang das Lied „Der Joghurt und der Quark“. Beide Molkereiprodukte gingen in den Park und dort kommt der Quark auf die Idee, gemeinsam nach Frankfurt zu reisen, eine Idee, die vom Joghurt außerordentlich positiv aufgenommen wird. Das Lied endet dann unerwarteterweise mit einer eindeutigen Werbebotschaft und fordert den Konsumenten auf, doch Joghurt und Quark zu kaufen, die (Originalzitat!) „sind billig und schmecken gut!“. Hier stellt sich doch wirklich die Frage, ob eigentlich alle Werber immer noch koksen (das ist soooo 80er...).

Man sieht, der Kauf des Kassettenrecorders nebst Kassetten hat sich wirklich gelohnt, nicht nur für das Entertainment meines Kindes, nein, auch für ein paar Textinterpretations-Spielereien der Mutti… ☺

1 Kommentar:

  1. Die Kassette kenne ich, die habe ich als Kind gehört und suche sie nun für meinen Sohn. wie heißt sie denn?

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