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Hier schreibe ich über die Dinge, die ich so erlebe, Lustiges, Kurioses, Ärgerliches... Über all das, was jedem von uns jeden Tag im Alltag widerfährt und wo man vielleicht denkt, wieso schreibt da eigentlich nicht mal einer drüber?
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Deine Violet

Montag, 3. Januar 2011

St. Pauli ist die einzige Möglichkeit

Manche hier in Hamburg denken, St. Pauli sei einfach nur ein Stadtteil von vielen, vielleicht ein bisschen abgerockter, wilder und gefährlicher als die anderen Stadtteile (nun, wer das denkt, war noch nie in Steilshoop…).

Weit gefehlt. St. Pauli ist das politische und moralische Gewissen Hamburgs, wenn nicht sogar der ganzen Bundesrepublik. Kein politisches oder zumindest heiß umstrittenes Thema, zu dem die St. Paulianer nicht ihren Senf abgeben, zumeist in Form von auf die Häuser der Hafenstraße gesprayte oder sonst wie applizierte Parolen.

„St. Pauli ist die einzige Möglichkeit!“ Dieser selbstbewusste Spruch dreier Fans des 1. FC St. Pauli prangt auf einer der Fassaden entlang der Hafenstrasse. Bezieht sich diese Parole in erster Linie natürlich auf den Fussballclub, so birgt sie doch auch den Stolz der St. Paulianer, gerade hier zu leben und nirgendwo anders.
Dann ist da noch die Parole „Deutschland, halt’s Maul!“, deren Bedeutung sich mir nie so recht erschlossen hat…
Deutliche Stellungnahmen zum Stromanbieter Vattenfall sind klar, ebenso ein Klassiker unter den politischen Parolen: „Kein Mensch ist illegal!“. Natürlich gibt es auch Kommentare zur Fragwürdigkeit des Kapitalismus und zum Wert der arbeitenden Klasse.
Bei dem Spruch „Komm in die Gänge“ am Fuße des Golden Pudel Club hat es etwas gedauert, bis ich auf den Zusammenhang mit dem Hamburger Gängeviertel gekommen bin, dessen Erhalt derzeit zur Disposition steht.

An jedem Haus kleben Flugblätter (in der Szene auch Flugis genannt...), die zu Demonstrationen für diverse Themen und gegen unsägliche Mißstände aufrufen.

Nun hat ja politisches Bewusstsein auf St. Pauli durchaus Tradition, man denke nur an die Hausbesetzerszene in der nun schon mehrfach erwähnten und berühmt-berüchtigten Hafenstrasse, die allerdings mittlerweile samt ihren Häusern zur Touristenattraktion geworden ist. Und auf dem Kiez wurden Regeln von jeher kräftig gegen den Strich gebürstet, wurde falscher Moral und verkrusteten Konventionen schon immer kräftig in den Allerwertesten getreten. Und irgendwie stimmt man den St. Paulianern auch in den meisten ihren Protestthemen zu.

Wenn es z.B. um Themen wie die Neugestaltung des Bernhard-Nocht-Quartiers geht, wo aus Altbauwohnungen entweder durch Sanierung oder durch Plattmachen und Neubauen schicke, neue Yuppie-Luxus-Eigentumswohnungen entstehen sollen, die für die alteingesessenen St. Paulianer (und für jeden anderen, der sein Geld nicht als Art Director oder Banker verdient) schlicht unbezahlbar sind, ist es absolut nachvollziehbar, dass der Kiez sich lautstark zu Wort meldet und dagegen protestiert.

Aber manchmal ist es ist halt wie mit dem guten Freund, den man echt mag, der aber immer alles besser weiß und zu allem und jedem seinen Kommentar abgeben muss und dessen Selbstgefälligkeit einem ziemlich oft auf den Keks geht.

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