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Hallo und herzlich Willkommen in meiner Welt!
Hier schreibe ich über die Dinge, die ich so erlebe, Lustiges, Kurioses, Ärgerliches... Über all das, was jedem von uns jeden Tag im Alltag widerfährt und wo man vielleicht denkt, wieso schreibt da eigentlich nicht mal einer drüber?
Was ich schreibe, kann man gut finden, muss man aber nicht. Kann man kommentieren, muss man aber nicht. Frei nach dem Motto: Alles geht, nichts muss.

In diesem Sinne: viel Spaß!
Deine Violet

Sonntag, 16. Januar 2011

Guten Tag, ich will mein Leben zurück!

Vor einiger Zeit war ich in einem Drogeriemarkt Zeuge, wie ein relativ verzweifeltes Elternpaar versuchte, ihre schreiende Tochter zu beruhigen. Die Kleine hatte sich aber scheinbar schon in Rage geschrien und so waren alle Versuche, ob mit gutem Zureden, streicheln oder Schnuller vergebens.
Dann ging ein weiteres Paar an mir vorbei, der Mann rollte mit den Augen und sagte dann mit deutlich verächtlicher Stimme: „Kinder sind doch wirklich was Tolles!“

Ja, und da stimmte ich ihm doch sofort, allerdings ohne Ironie und Verächtlichkeit, zu. Allerdings gebe ich offen zu, dass ich, als ich noch kein Kind hatte und jünger war, wohl oft ähnlich von schreienden Kindern genervt war.

Kinder sind toll und irgendwie eigentlich auch das, was am Ende der Tage wirklich zählt. Nichtsdestotrotz gibt es immer wieder Erlebnisse, wo mir der Song „Die Reklamation“ von „Wir sind Helden“ nicht mehr aus dem Kopf geht.

So zum Beispiel gestern Vormittag gegen 11 Uhr. Ich kam gerade mit meinem Sohn vom Einkaufen zurück und versuchte ihn mit Engelszungen dazu zu bringen, schneller als einen Schritt pro Stunde zu gehen, eine Geschwindigkeit, die sich dadurch ergibt, dass er jeden, aber auch wirklich jeden Stein auf dem Weg genauestens betrachten muss. Ich hatte schlecht geschlafen, im Gegensatz zu meinem Sohn, der nach zehn Stunden Schlaf höchst erquickt gegen 6 Uhr morgens aufgewacht war und irgendwie wenig davon hielt, dass Mama noch schlafen wollte. Dementsprechend war ich müde, genervt und angespannt, zumal ich an diesem Wochenende Strohwitwe war (der beste aller Ehemänner war auf einem Berlin-Trip mit einem Freund).

Da kam mir ein junges Paar entgegen. Händchenhaltend, sie hielt in der anderen Hand eine Brötchentüte, schlenderten beide den Weg entlang und sahen sowohl außerordentlich ausgeruht als auch höchst entspannt aus. Ich nehme einfach mal an, sie haben erstens die Nacht durchgeschlafen, konnten zweitens ausschlafen bis gegen 10 Uhr und haben sich dann kurz vor 11 Uhr auf den Weg zum Bäcker gemacht, um dann so gegen halb zwölf erst einmal in aller Gemütsruhe zu frühstücken. Den restlichen Verlauf ihres Tages mochte ich mir dann nicht mehr vorstellen, sonst hätte ich wahrscheinlich geweint.

Und da war sie wieder, die Textzeile: „Guten Tag, guten Tag, ich will mein Leben zurück.“ Natürlich nicht wirklich, aber manchmal stelle ich mir vor, in Ruhe Zeitung zu lesen, ohne dass eine kleine Stimme äußerst beharrlich „Buch! Buch!“ oder „Durst!“ oder „Baun’“ oder „Auuuutooooo“ sagt. Ich stelle mir vor, nachts tief und fest durchzuschlafen, ohne gegen 3 Uhr morgens vom Schrei-o-mat geweckt zu werden und senkrecht im Bett zu sitzen. Und ich stelle mir vor, morgens mal länger als bis 6 Uhr zu schlafen, ohne das jemand „Milch!“ ruft oder „Mama!“ oder mit seinem Laufwagen gegen die Schlafzimmertür bollert.

„Guten Tag, ich gebe zu, ich war am Anfang entzückt. Aber euer Leben zwickt und drückt nur dann nicht, wenn man sich bückt.“

Eine Freundin von mir sagte, Kinder sind toll und wenn man sich erstmal von dem Wunsch verabschiedet hat, ein eigenes Leben haben zu wollen, dann ist es auch egal, wie viele man hat.

Solche Gedanken gehen mir immer dann durch den Kopf, wenn ich grad mal wieder sterbensmüde bin oder zum gefühlt achthundertsten Mal „Kati, das Kätzchen“ vorgelesen habe oder in Regen und Kälte auf dem Spielplatz stehe.

Und dann passiert irgendetwas Wunderbares. Dann küsst mich mein Sohn freiwillig oder legt seine Ärmchen um meinen Hals und drückt mich oder sagt „Mami!“ und lächelt mich so bezaubernd an, dass ich ihn knutschen könnte. Und dann weiß ich wieder, was wirklich zählt und warum ich mich bis auf weiteres von einem eigenen Leben verabschiedet habe.

1 Kommentar:

  1. Das mit dem eigenen Leben kommt ja auch wieder. Erst zehnminuten-, dann irgendwann stundenweise. Bloß Ausschlafen, das wird wohl nie mehr das werden, was es mal war - wenn das wieder geht, also wenn die Kinder ausgezogen sind oder so, dann kann sich mein Körper vermutlich nicht mehr umstellen und halb neun wird mir schrecklich spät vorkommen, so wie meinen Eltern.

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