Schön, dass Du vorbei schaust...

Hallo und herzlich Willkommen in meiner Welt!
Hier schreibe ich über die Dinge, die ich so erlebe, Lustiges, Kurioses, Ärgerliches... Über all das, was jedem von uns jeden Tag im Alltag widerfährt und wo man vielleicht denkt, wieso schreibt da eigentlich nicht mal einer drüber?
Was ich schreibe, kann man gut finden, muss man aber nicht. Kann man kommentieren, muss man aber nicht. Frei nach dem Motto: Alles geht, nichts muss.

In diesem Sinne: viel Spaß!
Deine Violet

Sonntag, 29. August 2010

Manchmal sagen Bilder mehr als Worte...


...diesen Cartoon fand ich neulich in einer Zeitschrift und ich finde, er beschreibt die Situation in Deutschland recht gut...

Dienstag, 24. August 2010

Rebellische Zonen

So wie die meisten Frauen meines Alters habe auch ich sogenannte Problemzonen. Die Oberschenkel erinnern an Waffelpiqué, der Bauch hat nach einer Schwangerschaft auch schon bessere Zeiten gesehen und das Stillen nicht gut für die Beschaffenheit der Oberweite ist (also ich meine die Post-Stillphase), kann ich nun bestätigen.

Also legen wir Frauen uns gerne diverse Produkte zu, um die Straffheit der frühen 20er Jahre wieder herzustellen.
Ich habe mich für ein pflanzliches Produkt eines französischen Anbieters entschieden, der damit wirbt, dass die Natur der Frau noch nie so gut verstanden wurde wie von ihm. Dieses Produkt enthält gemäß Aufschrift den Extrakt grüner Kaffeebohnen und hat auch selbige Farbe. Über die Wirksamkeit lässt sich streiten, man muss den grünen Kaffeebohnen aber zugute halten, dass die Aufgabe, meinen Körper zu straffen, für sie alleine eine nicht zu bewältigende Aufgabe darstellt (da müssten noch weniger Gummibärchen und mehr Sport zur Hilfe kommen).

Was mich aber an dem Produkt wirklich begeistert, ist die französische Beschreibung dessen, wofür bzw. wogegen es gut ist. Während auf Deutsch mal wieder sehr sachlich und nüchtern von Problemzonen die Rede ist (sehr unschönes Wort, wenn auch auf den Punkt), spricht der revolutionserfahrene Franzose sehr einfühlsam von „zones rebelles“. Ist das nicht hübsch?
Oberschenkel, Bauch und Busen geben also nicht einfach nur dem altersbedingten Verfall und der Schwerkraft nach, sondern sie rebellieren!
Man sieht sie förmlich vor sich, zu hunderten durch die Innenstädte ziehend, mit Protestplakaten, auf denen zu lesen ist: „Ich will nicht auf mein Aussehen reduziert werden!“ und „Es leben die inneren Werte!“.

Die Rebellion des eigenen Körpers ist einfach besser zu ertragen als seine blanke Resignation gegenüber der wachsenden Anzahl von Lebensjahren. Klug erkannt von dem französischen Anbieter!

Montag, 23. August 2010

Mein Kind ist ein rücksichtsloser Raser!

Vor einigen Wochen erstand ich auf einem Flohmarkt für 2 Euro für meinen Sohn einen Lauflernwagen. Das ist so eine Art kleine Schubkarre, mit deren Hilfe Kinder das Laufen lernen sollen. Mädchen haben hierfür meistens ihren kleinen Stubenwagen.

Ich brachte den Wagen also mit nach Hause und präsentierte ihn meinem Kind. Nach anfänglicher Skepsis avancierte der Wagen aber schnell zum absoluten Lieblingsspielzeug, ohne das schlichterdings nichts mehr geht.

Mein Sohn startete eigentlich auch recht vorsichtig mit dem Wagen. Erste Schrittchen, ganz langsam. Doch nach und nach wurde er mutiger. Nach einer Weile hatte er die „Maschine“ voll im Griff, eignete sich eine ausgefeilte Kurventechnik an und bog mit quietschenden Reifen um die Ecken unserer Wohnung.

Und auf einmal wurde meinem Mann und mir klar: unser Sohn ist ein rücksichtsloser Raser. Er hält, ohne mit der Wimper zu zucken, auf jegliches Hindernis zu, in der festen Überzeugung, dass, wenn er angeprescht kommt, man ihm schon Platz machen wird.

Nun, Schränke, geschlossene Türen und Kommoden sind da relativ stoisch und schmerzunempfindlich und bewegen sich nicht automatisch zur Seite. Aber mein Mann und ich sollten das schon tun, ansonsten brettert unser Sohn eben über unsere Füße oder schrabbt an unseren Achillessehnen entlang, wobei unsere Schmerzensschreie ihn perverserweise noch anzuspornen scheinen.

Dementsprechend graut uns vor dem Zeitpunkt, wo er gerne den Führerschein machen und dann auch ein eigenes Auto besitzen möchte. Denn ich fürchte wirklich, dass er die Führerscheinprobezeit nie und nimmer besteht und wenn doch, dass er dann irgendwann eine Dauerkarte für den Führerscheinidiotentest-Kurs sein Eigen nennt.

Ich sehe ihn schon übellaunig und fluchend hinter dem Steuer seines Autos, alle vor ihm fahrenden und für sein Verständnis ungeheuer lahmarschigen Verkehrsteilnehmer auf’s übelste beschimpfend. Er sollte vermutlich niemals einen Sportwagen fahren…

Und auch beim Parken sehe ich Probleme auf ihn zukommen. Ich bin mir sicher, er bevorzugt die Variante des französischen Einparkens und würde bei leise geäußerter Kritik an seiner Parktechnik sicherlich nur barsch erwidern, was man denn denke, wofür der Stoßfänger am Auto da sei.

Zusammenfassend stellt sich mir die Frage, ob es wirklich klug war, ihm den Wagen mitzubringen oder ob ich damit nicht die Weichen für eine Raser-Drängler-Karriere gestellt habe…

Mittwoch, 18. August 2010

Was ist Glück?

Kurze Frage. Gute Frage. Eine einfache Antwort ist allerdings nicht möglich. Glück ist wohl für jeden etwas anderes.

Was ist Glück für mich? Der Sechser im Lotto? Die Eigentumswohnung mit Dachterrasse? Ein Sportflitzer? Jede Woche ein neues Paar Schuhe?

Glück ist ein gesundes Kind. Ein liebevoller Ehemann. Glück ist ein heißer Pott Kaffee am Morgen, wenn die Nacht unruhig war (und sonst eigentlich auch). Glück ist, am Samstagmorgen aufzuwachen und zu realisieren, dass Samstag ist. Glück ist, mein Kind beim Schlafen zu beobachten. Glück ist ein Sonntag im Sommer an der Ostsee.

Glück ist, morgens aufzuwachen und die Sonne scheint. Ein Parkplatz in Laufnähe kann echtes Glück bedeuten, wenn es gerade mal wie aus Eimern schüttet. Oder ein gemütlicher Vormittag im Café mit einer Freundin.

Zeit für sich zu haben und diese gut zu nutzen, sorgt bei mir für Glücksgefühle. Doof ist es immer, wenn ich mal Zeit habe und dann wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Wohnung flitze, weil ich nichts mit mir und der freien Zeit anzufangen weiß.

Freundschaft ist Glück. Gute Freunde, auf die man zählen kann, egal in welcher Situation man sich gerade befindet.

Und jemand, der Dich nur anschaut und weiß, wie es Dir geht und was Dir jetzt gerade gut tun würde. Weil er Dich gut kennt und liebt. Das ist, glaube ich, mit das größte Glück im Leben!

Sonntag, 15. August 2010

Leben mit Kleinkindern oder Leben im Hochsicherheitstrakt

Sobald Kinder anfangen, mobil zu werden, also so mit 4-5 Monaten, fängt es an, das Leben im Hochsicherheitstrakt.

Die ersten drei Monate sind noch recht gemütlich. Das Kind liegt meist irgendwo auf dem Rücken rum und bleibt dort auch liegen. Man kann es kurz mal auf der Couch oder dem Bett parken, ohne das man Gefahr läuft, es hinterher schreiend auf dem Boden wiederzufinden (auf der Wickelkommode sollte es dennoch auch in den ersten drei Monaten niemals nicht alleine liegen!!!)

So ab dem vierten Monat ist es dann aus mit der Gemütlichkeit und das bleibt so, bis das Kind halbwegs versteht, was gefährlich ist und weh tut (diesen Zustand erreicht es so ca. mit 30 Jahren…). Das Kind fängt an, sich zu drehen. Dann erreicht es irgendwann die Roll- bzw. Robphase. Danach kommt die Krabbelphase und ungefähr zeitgleich fängt es an, sich an allem hochzuziehen und an Tischen, Wänden oder einem aufgestellten Laufgitter entlangzulaufen (übrigens dienen Laufgitter nach und nach immer weniger dem Schutz des Kindes als vielmehr dem Schutz von Gegenständen wie Stereoanlagen, Fernseher, DVD-Playern, Pflanzen jeglicher Art und irgendwie allem, was entweder gefährlich ist oder kaputt gehen könnte).

Wenn das Kind das erste Lebensjahr vollendet hat, ist ziemlich bald damit zu rechnen, dass es die ersten Schritte alleine tut. Und mit wachsender Mobilität sowie mit wachsender Körpergröße entdeckt der kleine Steppke dann irgendwann, dass es total spannend und lustig ist, Schränke aufzumachen, Gegenstände aus Regalen zu ziehen, den Herd anzuschalten, die Spülmaschine abzuschalten, Spielzeug ins Klo zu werfen und 1000 andere Dinge zu tun, die, ich sagte es bereits, entweder gefährlich sind und/oder weh tun können oder schlicht nervig sind (Spielzeug aus dem Klo zu fischen gehört nun mal nicht zu meinen liebsten Beschäftigungen…).

Außerdem ist das Gehen lernen ein recht mühseliger Prozess, verbunden mit zahlreichen Blessuren durch Hinfallen, Umplumpsen und gegen Ecken dotzen. Eine Freundin von mir warnte mich, dass, sobald mein Sohn mobiler wird, die Zeit der Beulenpest beginnt (und ich habe ihr natürlich nur bedingt geglaubt…).
Was soll ich sagen, sie hatte natürlich recht. Mein Sohn sieht manchmal so zerbeult aus wie Captain Kirk im letzten Enterprise-Blockbuster.

Also fängt man aus all den genannten Gründen an, die Wohnung kindersicher zu machen. Der Fachhandel bietet hier mannigfaltige Schutzutensilien, angefangen vom Eckenschutz für scharfe Tisch- und Schrankecken über Schrankverschlüsse, Klodeckel-Verschlüsse, Anti-Fingerklemm-Vorrichtungen für die Türen, Fenster und Schubladen, Türstopper, Steckdosenschutz, Abdeckung für Blumentöpfe bis hin zum Herdschutz und dem Türgitter für Treppen und Räume, zu denen das Kind keinen Zutritt haben soll.

Wenn man dies alles kauft, hat man ziemlich schnell das Gefühl, im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses für ganz schwere Jungs zu sitzen.
Schränke gehen nur unter größten Bemühungen wieder auf, Räume können nur betreten werden, nachdem man den komplizierten Mechanismus des Türgitters überwunden hat und staubsaugen geht erst dann, wenn es einem gelingt, den Stecker des Staubsaugers in die mit einer cleveren Sicherung abgedeckten Steckdose zu wurschteln. Und wenn man das erste Mal gaaaanz dringend wo hin muss und auf die Schnelle die Sicherung am Toilettendeckel nicht aufbekommt, stellt sich eine gewisse Verzweiflung ein, verbunden mit dem dringenden Wunsch, das Kind möge doch bitte ganz schnell erwachsen werden und ausziehen.

Und das Fatalste an der Sache: trotz dieser mannigfaltigen Schutzvorrichtungen denkt man nie an alles und kann es leider auch nicht verhindern, dass es zu kleineren bis mittleren (hoffentlich keinen größeren!) Unfällen kommt (in der Notaufnahme des hiesigen Kinderkrankenhauses kennt man uns gut und mit den Rettungssanitätern der 112 bin ich praktisch per Du…).

Zum Trost sei gesagt, es wird besser. Kinder lernen laufen und Gefahren einschätzen. Aber bis dahin muss ich leider weiterhin „Prison Break“spielen, wenn ich auf’s Klo möchte…

Freitag, 13. August 2010

Wenn Ihnen ein Fremder plötzlich ein Croissant schenkt…

Es gab mal irgendwann in den 80er, 90er Jahren so ein fieses Deo, das hieß „Impulse“. Und dazu gehörte ein sensationell dämlicher Werbespot mit einem noch blöderen Slogan: „Wenn Ihnen ein Fremder plötzlich Blumen schenkt, könnte das an „Impulse“ liegen.“
Völlig unmöglich, das Zeug stank bestialisch und wenn man dafür Blumen bekam, dann höchstens, damit diese den penetranten Geruch überdecken.

Egal, auf jeden Fall musste ich heute Morgen an diesen Slogan denken, als ich beim Bäcker war. Ich hatte mir auf die Schnelle nur etwas Kleingeld eingesteckt und mein Portemonnaie daheim gelassen. Und nun stand ich da und diskutierte mit der Bäckereifachverkäuferin, ob mein Kleingeld für vier Goldjungs, ein Franzbrötchen und ein Croissant reichen würde.

Die Bäckereifachverkäuferin hatte sich gerade den Taschenrechner geschnappt, um eine kleine Kalkulation aufzustellen, als ein netter junger Mann hinter mir meinte, alles kein Problem, er hätte noch etwas Geld, für mein Croissant würde es noch reichen.

Er sah nett aus, durchaus attraktiv, könnte ein Student gewesen sein. Nach überschüssigem Geld sah er nicht aus, aber er wollte trotzdem das Croissant für mich kaufen.

Was an dieser Episode bemerkenswert ist?
Nun, es kommt selten vor, dass jemand so reagiert. Die meisten wären eher genervt gewesen, weil ich mit meinen Rechenkünsten den Betrieb aufhalte.
Und ich fand es erstaunlich, wie beschämt ich war. Sah ich so arm aus, dass er mir zutraute, nicht das Geld für ein Croissant zu haben (tatsächlich hatte ich es ja auch nicht, aber nicht aus Armuts-bedingten Gründen…)? Der Gedanke schoss mir durch den Kopf und ich bin sicherlich auch rot geworden. So etwas wie „Ach, wie nett, das ist ja mal eine freundliche Geste…“ kam mir irgendwie erst danach in den Sinn.

Bleibt also die Frage, ob es uns so schwer fällt, Hilfe bzw. eine Zuwendung anzunehmen? Es scheint fast so.

Montag, 9. August 2010

Eine andere Person hat meinen Job

Ich bin von Beruf Personalmanagerin. Oder auch HR-Managerin.
Bis vor ein paar Monaten hatte ich einen Job in einer kleinen Firma. Ich war dort als alleinverantwortliche Personalleiterin tätig.

Diesen Job hat jetzt eine andere Person. Wie das kam? Nun, ich wurde schwanger.

Ich wurde schwanger, besorgte eine Stellvertreterin für mich und ging in den Mutterschutz. Und als ich nach insgesamt 7 Monaten inkl. Elternzeit wiederkam, hatte meine Vertretung mich voll ersetzt. Und zwar so ersetzt, dass ich nun, obwohl ich wieder da war, keinen Job mehr hatte.

Ich habe das nicht von Anfang an gemerkt. Erst nach und nach, schleichend, passierten merkwürdige Dinge. Meine Leistung, die vor meinem Weggang außer Frage stand, war nun auf einmal auf dem Prüfstand.
„Man hat mir zugetragen, dass man mit Deiner Arbeit nicht zufrieden ist.“ sagte mein Chef. Und: „Ich habe das Gefühl, dass Dir Deine Familie wichtiger ist als Dein Job.“ Sagte mein Chef ebenfalls.
Woraus er das schloss? Nun, ich war nicht immer da, ich ging pünktlich, denn zuhause wartete mein Kind. Ein Baby, gerade mal 6 Monate alt.

Meine Vertreterin, deren Vertrag verlängert wurde, ist immer da und geht nie pünktlich. Muss sie auch nicht. Sie hat keine Familie, keine Freunde, sie hat eigentlich nur ihren Job. Nein, falsch, meinen Job.

Ich bekam „Arbeitsbrocken“ zugeworfen, Ideen, die ich hatte, für moderne, nachhaltige Personalarbeit, wurden abgetan. Nicht so wichtig.

Der Wind wurde rauer, die Kritik schärfer, ungerechtfertigter, unfairer. Nach 6 Monaten in Teilzeit gab ich auf.

Es ist hart. Es ist ungerecht. Aber wenn ich in das lachende Gesicht meines Kindes schaue, wenn ich seine kleinen Ärmchen um meinen Hals spüre und wenn ich ihn „Mama“ sagen höre, dann stellt sich mir die Frage, für wen das Leben wirklich hart ist. Für mich, die ich keinen Job mehr habe oder für meine Vertreterin, die nichts außer meinem Job hat.

Samstag, 7. August 2010

Was einem keiner sagt...

So. Nun steht man also im Badezimmer und blickt ungläubig auf das Kontrollfenster des soeben durchgeführten Schwangerschaftstests, wo sich eine kleine rosa (wahlweise auch hellblaue) Linie bildet.

Ungläubig, weil man

a. schon so lange geübt und drauf gewartet hat, ein Kind zu bekommen, dass man sich eigentlich innerlich schon von dem Gedanken, das es jemals klappt, verabschiedet hat,

b. es kaum fassen kann, dass die Mörderkohle für eine künstliche Befruchtung diesmal nicht umsonst war,

c. ganz überrascht ist, beim ungeschützten Abschiedspoppen mit dem Jetzt-Ex-Freund (wahlweise dem One Night Stand aus der Bar neulich) doch tatsächlich schwanger geworden zu sein.

Wie dem auch immer sei, so langsam sickert ins Bewusstsein, dass man tatsächlich schwanger ist und in ca. 40 Wochen, wenn alles gut läuft, Mutter sein wird.
Und wenn man sich dann irgendwann an diesen Gedanken gewöhnt hat, kommt langsam so etwas wie Freude auf und man macht erste Pläne. Man denkt darüber nach, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird und überlegt sich Namen.
Und bis auf die Damen, die aus Grund c. von der Schwangerschaft überrascht sind, haben sich die Muttis in spe natürlich auch schon wenig in die Thematik eingelesen und wähnen sich gut vorbereitet für die Zeit, die nun vor ihnen liegt.

Doch die Erfahrung zeigt, dass dies reines Wunschdenken ist. Denn die Wahrheit darüber, was es bedeutet, ein Kind zu bekommen, erzählt einem keiner. Wohlweislich, denn sonst würde die Geburtenrate vermutlich noch weiter absinken.

Sicher, theoretisch weiß man, was auf einen zukommt. Wie auch schon mal erwähnt, wenig Schlaf, wenig Freizeitaktivitäten, Urlaub wird logistisch aufwendiger und erfolgt nicht mehr in Form von Fernreisen sondern wird mehr so in heimischen Gefilde (Nordsee, Ostsee, Schwarzwald, Bayrischer Wald…) verlagert. Freundeskreise werden neu durchmischt, es kommen andere Leute mit Kindern dazu und manche ohne Kinder fallen weg. Partys finden primär am Nachmittag statt und die Notaufnahmen des nahegelegenen Kinderkrankenhauses kennt man dann auch irgendwann recht gut.

Also grob weiß man, was auf einen zukommt. Was einen jedoch völlig unerwartet trifft und auf was man sich auch nicht vorbereiten kann, bringt ein Dossier in der Zeitschrift „Brigitte“ (Brigitte Nr. 16, Erscheinungsdatum 14.07.2010) auf den Punkt: „…die elementarste Veränderung trifft alle mit voller Wucht: Eine Familie zu gründen bedeutet den Abschied vom selbstbestimmten Ich.“
Exakt. Ganz genau das passiert.

Klar, vorher denkt man, ach kein Problem, das Kind wird einfach in unser bestehendes Lebenskonzept integriert. Fernreisen mit Kleinkind, machen andere doch auch und wenn wir abends mal eingeladen sind, dann schläft das Kleine einfach irgendwo in unserer Nähe in seiner Babyschale oder im Reisebettchen. Kinder schlafen doch überall. Und wenn wir mal ausgehen wollen, finden wir schon einen guten Babysitter. Alles kein Problem.

Aber so ist es nicht. Das Kind wird nicht in das bestehende Leben integriert sondern das Leben arrangiert sich komplett um den neuen Erdenbürger herum. Kinder sind im Grunde kleine Spießer, die außerordentlich empfindlich auf Veränderungen in der gewohnten Umgebung oder im gewohnten Tagesablauf reagieren.

Die Quittung dafür, Märta-Luise mit auf die Party genommen und in einem anderen Raum zum schlafen abgelegt zu haben, erhält man in der Regel am nächsten Tag in Form eines quengelnden weil ziemlich mies gelaunten Kleinkindes.
Und die Fernreise auf die Osterinseln mit Klein-Fritz ist dann doch eher etwas für den erfahrenden Logistik-Projektmanager, der auch in seiner Freizeit gerne Flow-Charts malt und für den der Impfung-Reisepass-Visum-Auslandskrankenschein-Krampf mehr eine Herausforderung als eine nervenaufreibende Belastung ist (von dem „Was-nehmen-wir-für’s-Kind-mit-und-was-soll-es-dort-essen“-Krampf mal ganz abgesehen).

Ja, man muss irgendwann ermattet zugeben, dass der Höhepunkt des gesellschaftlichen Lebens ein Kinobesuch pro Quartal ist, vorausgesetzt man hat tatsächlich jemand gefunden, dem man Kind und Wohnung für einen Abend anvertrauen mag (dies ist einfacher, wenn die Großeltern in der Nähe wohnen und Zeit und Lust zum Babysitten haben).

Eltern zu werden ist jedem zu empfehlen, der sich „irgendwie so alleine“ fühlt. Mit Kind ist man nämlich in den nächsten 18 Jahren nie wieder allein. Mal eben shoppen gehen oder sich spontan mit Freunden auf ein Bier treffen, mal in die Sauna gehen oder für zwei Stunden in den neu eröffneten Wellness-Tempel kann man vergessen. Und für uns Frauen geht oftmals dann auch noch der Job flöten, denn allzu viele Arbeitgeber gibt es nicht, die begeistert „Hier“ schreien, wenn eine Mutter in Teilzeit ihre Arbeitskraft anbietet.

Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: es ist toll, ein Kind zu bekommen! Und wenn man nicht eine totale Abneigung gegen Kinder hat oder eine komplett andere Lebensplanung, sollte man sich auf dieses Abenteuer einlassen.

Es muss einem nur bewusst sein, dass mit der Geburt des Kindes das bisherige Leben endet und ein neues Leben beginnt. Aber vermutlich ist es gar nicht möglich, sich das vorher theoretisch bewusst zu machen, genauso wenig, wie man sich vorher auf den Wehenschmerz vorbereiten kann (man hat gehört, es wird heftig, aber so heftig?!?) Da muss man einfach durch!

Dienstag, 3. August 2010

Ich habe ein Vorzeige-Kind!

Nicht, dass das jetzt falsch rüberkommt, ich will nicht prahlen mit meinem kleinen Engel.

Es ist nur lediglich so, dass ich manchmal das Gefühl habe, mein Sohn ist die real gewordene Version von Dr. Jekyll und Mr. Hyde.

Zuhause habe ich sehr häufig Mr. Hyde zu Gast. Einen kleinen, zum Jähzorn neigenden Zornnickel mit einem Geduldsfaden so dünn wie ein Spinnwebfaden, der sich heulend vor Wut auf den Boden wirft, wenn das Runde nicht durch’s Eckige passt (er hat so einen kleinen Eimer mit Deckel, in dem Deckel sind Löcher in verschiedenen Formen, durch die man die jeweils passenden Klötzchen schieben muss). Oder wenn das mit dem die Rutsche hochlaufen nicht klappt.
Auch unseren neuen Herdschutz fand er durchaus nicht „amusing“. Nach intensiven, aber vergeblichem Geruckel, um wieder an die Drehschalter am Herd zu kommen, drehte sich Mr. Hyde auf dem Absatz um und verließ brüllend vor Wut die Küche.
Allgemein ist über ihn zusagen, dass er, wenn etwas nicht so läuft, wie er sich das vorstellt, vollkommen die Contenance verliert (von wem er das haben könnte, ist mir völlig schleierhaft…)

Oftmals ist die Laune von Mr. Hyde bereits am frühen Morgen so schlecht, dass ich ausnahmsweise mal kein schlechtes Gewissen habe, wenn ich in der Kita bei Erzieherin Tina und ihren Kolleginnen lasse. Frei nach dem Motto, sollen die sich doch eine Weile mit meinem kleinen Mr. Hyde rumschlagen.

Aber in der Sekunde, wo ich die Kita verlasse, geschieht das Unheimliche. Mr. Hyde, der kleine wutschnaubende Terrorist verwandelt sich wieder in Dr. Jekyll, einen außerordentlich liebenswerten, freundlichen und charmanten Zeitgenossen. Er lacht, er spielt, er shäkert mit Tina und den anderen Erzieherinnen und wenn ich zwischendurch mal anrufe, um mich nach dem Befinden meines kleinen Wutmonsters zu erkundigen, bekomme ich zu hören, dass sich Dr. Jekyll sehr gut amüsiert, fröhlich, guter Dinge und überhaupt ganz reizend ist.

Stellt sich also die Frage, was machen Tina und ihre Kolleginnen richtig und ich falsch?

Wäre Dr. Jekyll nicht auch ab und zu hier bei mir daheim anwesend, würde mich diese Frage vermutlich schlicht verzweifeln lassen. Letztlich ist es wohl so, dass die doofe alte Mama irgendwann langweilig ist und dass Langeweile Wutausbrüche produziert. Und eventuell spielen ja auch doch die Gene eine Rolle…

Sobald mein Kind Publikum hat, blüht es auf, strahlt und gibt den süßesten Fratz den man sich vorstellen kann. Nicht das schlechteste, es gibt ja genug Leute, die als Rampensau einen Haufen Geld verdienen.

Sonntag, 1. August 2010

Das lustige „Wer steht auf?“-Spiel

Wenn man ein Kind bekommt, lernt man lauter tolle neue Spiele kennen.
Zum Beispiel das „Nutz’ die Gelegenheit!“-Spiel (Kind schläft, also schnell mal was essen, duschen, Sex haben,…), lustige Suchspiele (sobald das Kind mobil wird: wo waren noch gleich die Autoschlüssel? Ach ja, im Müll…), das „Sei cleverer als Dein Kind“- Spiel (und ahne voraus, auf welche teilweise gefährlichen Ideen der kleine Terrorist kommt, laut Anleitung handelt es sich um ein taktisches Strategiespiel, dabei ist es ein reines Glücksspiel!) und natürlich das lustige „Wer steht auf?“-Spiel.

An diesem Spiele nehmen zwei Erwachsene im Alter von 20 bis 45 und ein Kind teil (das Kind ist so zwischen 0 und 7 Jahre alt). Spielort ist das elterliche Schlafzimmer, gespielt wird von ca. 22 Uhr bis um 6 Uhr morgens.

Die Erwachsenen liegen in ihrem Bett und schlafen, das Kind schläft in seinem Bett (je nachdem, ob die Betten zusammen oder in unterschiedlichen Räumen stehen, steigt der Schwierigkeitsgrad). Irgendwann in der Nacht fängt das Kind an zu weinen und zu schreien. Beide Erwachsenen liegen stocksteif da und stellen sich tot (richtige Hardcore-Spieler sind die, die vom Schreien des Kindes nicht mal wach werden! Hier scheint es für die Einfach-X-Chromosomen-Träger einen leichten genetischen Vorteil zu geben...) Nun beginnt der spannende Teil: wem versagen zuerst die Nerven, sprich, wer steht auf, um nach dem Kind zu sehen?

Dies hängt ein bisschen von Intensität und Dezibel-Zahl des Schreiens und von der Gesamtkonstitution der Mitspieler ab (Kind krank oder gesund, wer hat wie viel Schlaf bekommen in den letzten Nächten und wer ist zuletzt aufgestanden, außerdem hat sich hier schon oft das zweite X-Chromosomen als hinderlich erwiesen).

Jeder der erwachsenen Mitspieler denkt sich: „Boah, also ich steh’ jetzt nicht schon wieder auf, ich bin die ganzen Nächte davor schon dreimal pro Nacht aufgestanden, jetzt kann der / die mal gehen und überhaupt bleibt hier alles an mir hängen!“

Das Ziel des Spieles ist, dass irgendwann dann doch einer von beiden aufsteht (der sich dann in der Regel denkt „Mann, jetzt stehe schon wieder ich auf, so’n Mist, er / sie ist aber auch echt `ne Wurst, ich hab’s so satt!“), es sei denn, man zieht den Joker und das Kind schläft von alleine wieder ein (passiert fast nie…).

Wer dann in diesem Spiel der Gewinner und wer der Verlierer ist, bleibt der jeweils eigenen Interpretation überlassen, denn der Liegenbleiber bekommt auf jeden Fall am nächsten Tag sein Fett weg!