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Hallo und herzlich Willkommen in meiner Welt!
Hier schreibe ich über die Dinge, die ich so erlebe, Lustiges, Kurioses, Ärgerliches... Über all das, was jedem von uns jeden Tag im Alltag widerfährt und wo man vielleicht denkt, wieso schreibt da eigentlich nicht mal einer drüber?
Was ich schreibe, kann man gut finden, muss man aber nicht. Kann man kommentieren, muss man aber nicht. Frei nach dem Motto: Alles geht, nichts muss.

In diesem Sinne: viel Spaß!
Deine Violet

Samstag, 7. August 2010

Was einem keiner sagt...

So. Nun steht man also im Badezimmer und blickt ungläubig auf das Kontrollfenster des soeben durchgeführten Schwangerschaftstests, wo sich eine kleine rosa (wahlweise auch hellblaue) Linie bildet.

Ungläubig, weil man

a. schon so lange geübt und drauf gewartet hat, ein Kind zu bekommen, dass man sich eigentlich innerlich schon von dem Gedanken, das es jemals klappt, verabschiedet hat,

b. es kaum fassen kann, dass die Mörderkohle für eine künstliche Befruchtung diesmal nicht umsonst war,

c. ganz überrascht ist, beim ungeschützten Abschiedspoppen mit dem Jetzt-Ex-Freund (wahlweise dem One Night Stand aus der Bar neulich) doch tatsächlich schwanger geworden zu sein.

Wie dem auch immer sei, so langsam sickert ins Bewusstsein, dass man tatsächlich schwanger ist und in ca. 40 Wochen, wenn alles gut läuft, Mutter sein wird.
Und wenn man sich dann irgendwann an diesen Gedanken gewöhnt hat, kommt langsam so etwas wie Freude auf und man macht erste Pläne. Man denkt darüber nach, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird und überlegt sich Namen.
Und bis auf die Damen, die aus Grund c. von der Schwangerschaft überrascht sind, haben sich die Muttis in spe natürlich auch schon wenig in die Thematik eingelesen und wähnen sich gut vorbereitet für die Zeit, die nun vor ihnen liegt.

Doch die Erfahrung zeigt, dass dies reines Wunschdenken ist. Denn die Wahrheit darüber, was es bedeutet, ein Kind zu bekommen, erzählt einem keiner. Wohlweislich, denn sonst würde die Geburtenrate vermutlich noch weiter absinken.

Sicher, theoretisch weiß man, was auf einen zukommt. Wie auch schon mal erwähnt, wenig Schlaf, wenig Freizeitaktivitäten, Urlaub wird logistisch aufwendiger und erfolgt nicht mehr in Form von Fernreisen sondern wird mehr so in heimischen Gefilde (Nordsee, Ostsee, Schwarzwald, Bayrischer Wald…) verlagert. Freundeskreise werden neu durchmischt, es kommen andere Leute mit Kindern dazu und manche ohne Kinder fallen weg. Partys finden primär am Nachmittag statt und die Notaufnahmen des nahegelegenen Kinderkrankenhauses kennt man dann auch irgendwann recht gut.

Also grob weiß man, was auf einen zukommt. Was einen jedoch völlig unerwartet trifft und auf was man sich auch nicht vorbereiten kann, bringt ein Dossier in der Zeitschrift „Brigitte“ (Brigitte Nr. 16, Erscheinungsdatum 14.07.2010) auf den Punkt: „…die elementarste Veränderung trifft alle mit voller Wucht: Eine Familie zu gründen bedeutet den Abschied vom selbstbestimmten Ich.“
Exakt. Ganz genau das passiert.

Klar, vorher denkt man, ach kein Problem, das Kind wird einfach in unser bestehendes Lebenskonzept integriert. Fernreisen mit Kleinkind, machen andere doch auch und wenn wir abends mal eingeladen sind, dann schläft das Kleine einfach irgendwo in unserer Nähe in seiner Babyschale oder im Reisebettchen. Kinder schlafen doch überall. Und wenn wir mal ausgehen wollen, finden wir schon einen guten Babysitter. Alles kein Problem.

Aber so ist es nicht. Das Kind wird nicht in das bestehende Leben integriert sondern das Leben arrangiert sich komplett um den neuen Erdenbürger herum. Kinder sind im Grunde kleine Spießer, die außerordentlich empfindlich auf Veränderungen in der gewohnten Umgebung oder im gewohnten Tagesablauf reagieren.

Die Quittung dafür, Märta-Luise mit auf die Party genommen und in einem anderen Raum zum schlafen abgelegt zu haben, erhält man in der Regel am nächsten Tag in Form eines quengelnden weil ziemlich mies gelaunten Kleinkindes.
Und die Fernreise auf die Osterinseln mit Klein-Fritz ist dann doch eher etwas für den erfahrenden Logistik-Projektmanager, der auch in seiner Freizeit gerne Flow-Charts malt und für den der Impfung-Reisepass-Visum-Auslandskrankenschein-Krampf mehr eine Herausforderung als eine nervenaufreibende Belastung ist (von dem „Was-nehmen-wir-für’s-Kind-mit-und-was-soll-es-dort-essen“-Krampf mal ganz abgesehen).

Ja, man muss irgendwann ermattet zugeben, dass der Höhepunkt des gesellschaftlichen Lebens ein Kinobesuch pro Quartal ist, vorausgesetzt man hat tatsächlich jemand gefunden, dem man Kind und Wohnung für einen Abend anvertrauen mag (dies ist einfacher, wenn die Großeltern in der Nähe wohnen und Zeit und Lust zum Babysitten haben).

Eltern zu werden ist jedem zu empfehlen, der sich „irgendwie so alleine“ fühlt. Mit Kind ist man nämlich in den nächsten 18 Jahren nie wieder allein. Mal eben shoppen gehen oder sich spontan mit Freunden auf ein Bier treffen, mal in die Sauna gehen oder für zwei Stunden in den neu eröffneten Wellness-Tempel kann man vergessen. Und für uns Frauen geht oftmals dann auch noch der Job flöten, denn allzu viele Arbeitgeber gibt es nicht, die begeistert „Hier“ schreien, wenn eine Mutter in Teilzeit ihre Arbeitskraft anbietet.

Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: es ist toll, ein Kind zu bekommen! Und wenn man nicht eine totale Abneigung gegen Kinder hat oder eine komplett andere Lebensplanung, sollte man sich auf dieses Abenteuer einlassen.

Es muss einem nur bewusst sein, dass mit der Geburt des Kindes das bisherige Leben endet und ein neues Leben beginnt. Aber vermutlich ist es gar nicht möglich, sich das vorher theoretisch bewusst zu machen, genauso wenig, wie man sich vorher auf den Wehenschmerz vorbereiten kann (man hat gehört, es wird heftig, aber so heftig?!?) Da muss man einfach durch!

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