Schön, dass Du vorbei schaust...

Hallo und herzlich Willkommen in meiner Welt!
Hier schreibe ich über die Dinge, die ich so erlebe, Lustiges, Kurioses, Ärgerliches... Über all das, was jedem von uns jeden Tag im Alltag widerfährt und wo man vielleicht denkt, wieso schreibt da eigentlich nicht mal einer drüber?
Was ich schreibe, kann man gut finden, muss man aber nicht. Kann man kommentieren, muss man aber nicht. Frei nach dem Motto: Alles geht, nichts muss.

In diesem Sinne: viel Spaß!
Deine Violet

Mittwoch, 29. September 2010

Die Impf-Frage

Über kaum ein Thema läßt sich, wenn man Kinder hat, so trefflich streiten wie über die Impf-Frage.
Soll man sein Kind impfen lassen, wenn ja, gegen was und vor allem wann?

In dieser Frage gibt es zwei Lager, die Impfbefürworter und die Impfgegner. Zwischen diesen beiden Gruppen klafft eine Schlucht, so tief und unüberwindlich wie der Mariannengraben. Hier wird es niemals eine goldene Brücke geben, über die die Parteien schreiten, um sich dann in der Mitte zu treffen und einander die Hand zu reichen. Leben und leben lassen kann es in diesem Disput nicht geben.

Die Impfbefürworter halten jegliche Impfung für eine total wichtige und gute Sache, auch gesellschaftlich gesehen. Impfen ist gut, Impfen ist toll, nur so können wir endgültig und ein für alle Mal fiesen Krankheitserregern den Garaus machen und impfen lassen sollen sich möglichst alle, um die armen Impfversager (bei denen das Immunsystem einfach ignoriert, dass da gerade Krankheitserreger injiziert wurden) qua sogenanntem Herdenschutz vor Pest und Cholera zu bewahren. Ach nee, das wurde ja bereits ausgerottet, na dann Röteln und Diphtherie und Tetanus und Keuchhusten und und und…

Das Schönste für die Impfbefürworter wäre eine Impfpflicht für alle, so wie in der ehemaligen DDR. Und dann sind wir alle für immer gesund und werden, so uns nicht ein Bus überrollt, uralt.

Was für die Katholiken der Papst, ist für die Impfbefürworter die STIKO, die Ständige Impfkommission, ein Gremium besetzt mit Ärzten, Wissenschaftlern und großen Tieren der Universitäten. Was die STIKO sagt, ist für Impfbefürworter das Wort Gottes. Kritik, dass die in der STIKO sitzenden Ärzte und Wissenschaftler oftmals von der Pharmaindustrie gesponsort werden, wird empört zurückgewiesen, mit den an den Haaren herbeigezogenen Erklärungen entschuldigt oder schlicht stumpf ignoriert.

Das andere Lager der Impfgegner ist nicht weniger radikal in seinen Ansichten. Impfen ist per se schlecht, dem kindlichen Organismus bereits im dritten Lebensmonat bis zu acht verschiedene Substanzen zuzuführen, die dann zu übelsten Impfschäden von Quengeln und Quakigkeit über Rötungen an der Impfstelle bis hin zu geistigen Behinderungen, Autismus und im schlimmsten Fall dem Tode führen können, grenzt an Kindesmisshandlung und muss eigentlich streng geahndet oder zumindest auf’s schärfste angeprangert werden. Statistiken, nach denen Impfschäden zwar vorkommen, aber eben äußerst selten, werden als von der Pharmaindustrie gefälscht und geschönt hingestellt.

Und dann gibt es da noch eine Gruppierung in diesem Thema und das ist die Gruppe, zu der vermutlich die meisten Eltern gehören, die Gruppe der Impf-Pragmatiker.
Wer schon mal nachts am Bett seines weinenden, weil kranken Kindes saß, wer Fieber sorgenvoll überwacht, damit es nicht zu hoch wird, wer in Notaufnahmen von Krankenhäusern gesessen hat, weil sich das Kind grad die Seele aus dem Leib spuckt, wer all die kleinen und doch schon ausreichend nervigen Infekte miterlebt (gerne dann auch am eigenen Leib, denn wenn das Kind krank wird, wird es meistens der Rest der Familie auch), gegen die es keine Impfung gibt und die mit Start des Kita-Besuches zum Alltag gehören, der hat überhaupt kein gesteigertes Interesse daran, dass sein Kind so richtig krank wird und Keuchhusten, Mittelohrentzündung, Masern, Mumps oder Windpocken bekommt.

Für den Impf-Pragmatiker gehört Impfen zur Gesundheitsvorsorge seines Kindes dazu, alleine schon deswegen, um die eigenen Nerven zu schonen. Klar sollte man sich informieren, aber nicht alles, was die STIKO vorschlägt, ist Mumpitz und manche Krankheiten lassen sich nun mal nicht mit Globuli verhindern.

Dienstag, 28. September 2010

Kein Platz mehr für Euphemismen...

Normalerweise gibt es bei der Wettervorhersage der Tagesschau immer sehr schöne Umschreibung auch für das letzte Mistwetter.
Da ist dann von „mehr oder weniger starken Niederschlägen“ die Rede oder auch von „ergiebigem Regen“ oder einer „Niederschlagswahrscheinlichkeit von 100%“.

Am letzten Samstag gingen dem Wettersprecher aber angesichts der Vorhersage für Sonntag und die nächsten Tage scheinbar einfach die Euphemismen aus. Er sagte nur ganz trocken: „Die Vorhersage für die nächsten Tage: es schüttet.“

Ich war da ehrlich gesagt etwas hin und her gerissen: einerseits nennt da endlich mal einer das Kind beim Namen (der Mann wäre vielleicht was für Parteien, wenn sie eine Wahl haushoch verloren haben und die Niederlage dann schön reden…), aber andererseits klingt die Formulierung auch ein bisschen nach Resignation dem Schietwetter der letzten Wochen gegenüber. Dem Sprecher fällt nach wochenlangem Regen einfach keine hübsche Umschreibung mehr.

Mich besorgt das ein bißchen, denn wir haben ja erst September und der schlimmste Monat steht uns noch bevor (der November, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass es hier Unsicherheit gibt, welchen Monat ich meinen könnte).

Aber gut, schauen wir dem Ungeheuer genannt Wetter ins verregnete Auge und finden wir uns damit ab: bis zum nächsten Frühling wird es noch ganz schön häufig schütten!

Sonntag, 26. September 2010

Deine Freunde sind nicht meine Freunde!

Mein Sohn hat in der Kita einen Freund gefunden. Die beiden hängen ständig zusammen und spielen und haben sich so richtig gern.

Das freut mich natürlich, denn wer möchte schon, dass sein Kind alleine in der Ecke hockt. Was mich weniger freut, auch und obwohl mir klar war, dass dies passieren würde, ist, dass Sörens Mama jemand ist, mit dem ich im „normalen“ Leben keine drei Worte wechseln würde, denn wir haben schlicht nichts gemeinsam (außer den Kindern).

Und das ist die fatale Crux, der man als Eltern bedauerlicherweise immer wieder begegnet: die Freunde des Kindes haben nicht zwingend Eltern, mit denen man sich auch anfreunden mag.

Gut, dieses Problem relativiert sich mit den Jahren, irgendwann ist es egal, ob man die Mutter von Sören mag oder nicht, denn irgendwann ist das Kind in der Lage, auch ohne Mama zu Freunden zum spielen zu gehen. Da spielt man dann höchstens noch Chauffeur und das war’s. Und ein kurzes „Hallo-wie-geht’s-alles-klar-na-prima-ich-hol-ihn-dann-gegen-fünf-wieder-ab“ kriegt man immer irgendwie hin.

Bis es soweit ist, vergehen aber in unserem Fall noch ein paar Jahre und so kann es passieren, dass man sein Kind zum Spielen zu Sören bringt (weil die beiden sich ja in der Kita soooo gut verstehen und soooo süß zusammen spielen) und dann sitzt man da mit Sörens Mutter und denkt sich, oh Gott, spielt schneller!

Denn Sörens Mutter hat in der Regel eine Einrichtung, die man schon bei den Schwiegereltern nur schwer erträgt, serviert einem Instant-Cappuccino (weil sie ja nur grünen Tee trinkt, den man selbst zum speien findet) und selbstgebackene, staubtrockene Dinkel-Haferkekse ohne Zucker („Sören bekommt keinen Industriezucker!“, was bedeutet, dass sich Sören beim ersten Kindergeburtstag einer seiner Freunde dermaßen mit Gummibärchen, Schokolade und kaltem Hund vollstopfen wird, dass er alles noch vor dem großen Topfschlagen-Event wieder erbricht…). Des Weiteren hält Sörens Mutter auch bei einer Außentemperatur von 30 Grad gar nichts von Deos (pure Chemie, bähbäh!) und hat sich aber leider direkt neben einen auf die Couch gesetzt.

Also atmet man flach durch den Mund, mümmelt verkrampft lächelnd einen Keks („Ist ja sooo lecker, wusste ich ja gar nicht, dass gesund backen so gut schmecken kann…“), spült ihn mit Instant-Cappuccino runter (was für einen Kaffeeliebhaber so ziemlich das Widerlichste ist, da schmeckt selbst Spülwasser noch besser…) und hofft, dass dieser Nachmittag endet, bevor man einfach stumpf von der braungemusterten Breitcord-Couch kippt.

Es hilft nichts, man muss es mit Fassung tragen. Und vermutlich denkt sich Sörens Mutter auch nach so einem Nachmittag „Gott, diese oberflächliche Kuh hat mich ganz wahnsinnig gemacht mit ihrem Gesabbel. Na, wenigstens hat ihr dieser scheußliche Instant-Cappuccino geschmeckt, den ich noch stehen hatte. Warum die keinen grünen Tee trinkt, ist doch viel gesünder als das gezuckerte Zeug. Warum muss sich Sören denn nun auch ausgerechnet mit deren Kind anfreunden…“ *kopfschütteln*
Wir sind halt alle nur Menschen!

Freitag, 24. September 2010

Sage mir, wo Du wohnst und ich sage Dir, wer Du bist!

Hamburg ist eine Weltstadt. Das Tor zur Welt mit seinem Hafen, Metropolregion. Weltoffen, modern, liberal.

So sagt man. Ist aber totaler Quatsch. Hamburg ist ein Konglomerat von Stadtteilen und Kiezen, die miteinander wenig zu tun haben und dies auch nicht wirklich wollen. Denn der Hamburger bleibt da, wo er wohnt. Wo er seinen Kiez hat. Dort wird eingekauft, ausgegangen, dort leben alle Freunde und das gesamte soziale Netzwerk, dort gehen die Kinder in den Kindergarten und zur Schule und dort trifft man sich auf den Spielplätzen.

Die Menschen sind in der Regel ziemlich stolz auf ihren Stadtteil und würden sich eher drei Wochen lang kopfüber irgendwo aufhängen lassen, als in einen anderen Stadtteil umzuziehen. Ja, es fällt ihnen teilweise schon schwer, den Stadtteil zu verlassen, weil sie in einem anderen Stadtteil arbeiten (ist unwahrscheinlich, kann aber passieren) oder dort ein Geschäft mit Dingen ist, die es auf ihrem Kiez nicht gibt (auch unwahrscheinlich, zumal die Anpassungsfähigkeit enorm groß ist und lieber nach einem auf dem Kiez vorhandenen Alternativprodukt gesucht wird).

Wenn es dann aber doch mal passiert, dass, sagen wir mal, der eingefleischte St. Paulianer seine Komfortzone verlassen muss, fremdelt er doch sehr und fühlt sich derartig unwohl, dass er die Abwesenheit von daheim so kurz wie nur irgend möglich hält.

Natürlich gibt es so was wie assoziierte Stadtteile, also Stadtteile, in die man, wenn man denn den eigenen verlassen muss, eher geht als in andere. Da wird dann zwar auch gefremdelt, aber nicht ganz so stark und man hält es ein wenig länger aus. Sprich, der Winterhuder erträgt die Abwesenheit aus seinem Stadtteil am besten in Eppendorf, gegebenenfalls noch in Eimsbüttel und der Altonaer kann in Ottensen und Bahrenfeld noch einigermaßen frei atmen.
Aber der Ausflug in einen gaaaanz weit entfernten und wohlmöglich in den Norden oder Osten der Stadt wie zum Beispiel nach Barmbek oder Wandsbek löst Panikattacken aus (nicht umsonst gibt es das geflügelte Wort: „Wandsbek, Hamm und Horn schuf der Herr im Zorn…“).

Nein, da ist man schon eigen. Und man zeigt auch seine Zugehörigkeit zu seinem Stadtteil, in dem man die entsprechende Uniform des Kiezes trägt.

In Winterhude und Eppendorf ist das die Bluse oder das Hemd von Ralf Lauren, gerne zart gestreift, der Pagenkopf oder der Pferdeschwanz für die Damen, vorzugsweise in blond, Schuhe von Tods oder Lumberjacks (ja, tatsächlich, es gibt sie noch, ein Relikt der 80er Jahre…), der sogenannte Sylter Kringel, ein locker um die Schultern geschlungener Pullover und das Polohemd mit dem hochgestellten Kragen. Eingekauft wird ausschließlich in den kleinen Boutiquen im Stadtteil, wozu woanders hinfahren, hier gibt es ja alles für die Uniform.

In Altona, Ottensen und Bahrenfeld kommt man eher alternativ gestylt daher, also in mit umweltfreundlichen Naturfarben gefärbter kbA-Baumwolle, Birkenstocks oder Outdoor-Sandalen, Shorts und Hosen aus Leinen-Baumwollmischungen in khaki, beige oder matt dunkelblau, weit geschnitten für die Damen, etwas schmaler geschnitten für die Herren. Man kauft ein bei Hess Natur oder Maas, natürlich auch für die Kleinen! In diesen Stadtteilen sieht man auch verstärkt Tragetücher für die Babys, ist irgendwie natürlicher und ursprünglicher als die Tragegurte (die, wenn man die dann aber doch nutzt, von Ergo-Carrier, Manduca oder Bondolino stammen, natürlich auch aus kbA-Baumwolle, klar!).

Auf St. Pauli, im Karoviertel und in der Schanze läuft man eher grungig durch die Gegend. Sprich, man muss dem Kleidungsstück ansehen, dass es schon einiges erlebt hat. Daher wird auch eigentlich nur im Secondhandladen, auf dem Flohmarkt oder im Kilo-Shop vom Roten Kreuz gekauft. Je schrammeliger desto besser. Man wohnt in kleinen, zugigen Altbauwohnungen mit defekten Heizungen und abgerockten Treppenhäusern, denn nur so kommt ein wenig „Hafenstraße-Feeling“ auf und das muss sein.
An dieser Stelle muss man allerdings sagen, dass die Schanze sich gerade in einem Umbruchprozess befindet und sich sozusagen zwischen die Stühle gesetzt hat, denn es ziehen zunehmend die von der alternativen Szene so verhassten Yuppies in die neugebauten Eigentumswohnungen, um dann mit ihrem ihren Nachwuchs im Bugaboo-Kinderwagen zu den teuren und mit alternativen Touch versehenen Kinderboutiquen wie „Zaza“, „Lille Folk“ und dem „Nasenbär“ zu fahren.

Eimsbüttel und die angrenzende Hoheluft waren Studiviertel, sind Studiviertel und werden auch immer Studiviertel bleiben. Hier ist Hamburg tatsächlich noch am weltoffensten, denn wer hier wohnt, tut dies in der Regel nur vorübergehend, nämlich solange er studiert. Er kommt von woanders und geht nach dem Studium wieder, also sind seine Berührungsängste bezüglich anderer Stadtteile noch am geringsten.
Allerdings kann es natürlich passieren, dass er in Hamburg hängen bleibt. Dann tritt der Kiez-Effekt über kurz oder lang ein und er wird Eimsbüttel nie wieder verlassen, höchstens in Richtung Hoheluft.

Und so hat jeder der 105 Hamburger Stadtteile seinen Kiezeffekt mit seinen Menschen und ihren Eigenheiten. Ist man zugereist, wundert man sich am Anfang und schmunzelt vielleicht auch ein bisschen. Aber es dauert meist nicht lange, bis der Borg-Effekt eintritt: „Sie wurden assimiliert!“

Mittwoch, 22. September 2010

Vom Abenteuer des Wickelns…

Solange man noch ein Kind hat, das noch nicht trocken ist, gibt es jeden Tag immer wieder neue Herausforderungen, nämlich immer dann, wenn man außerhalb der eigenen vier Wände Windeln wechseln muss. Fernab vom heimischen Wickeltisch kann dies nämlich gerne mal zum Wickel-Abenteuer werden.

So ist man natürlich in erster Linie schon mal heilfroh über Wickelgelegenheit in Cafés, Restaurants, Kaufhäusern, Möbelhäusern (hier sind schwedische Möbelhäuser wirklich ganz weit vorn!), eben da, wo man sich gerade in der Öffentlichkeit aufhält.

Eine Frage, die sich dabei jedoch schnell aufdrängt, ist, warum sind diese Wickelgelegenheiten zumeist auf der Damentoilette? Natürlich ist es schon mal toll (wie gesagt…), wenn man nicht auf dem Fußboden oder am Tisch, wo man gleich noch essen möchte, den Verwertungs-Output des Nachwuchses entsorgen muss, aber das Fragezeichen bleibt.

Gehen die Restaurant-, Kaufhaus-, Café-Betreiber spontan einfach mal davon aus, dass bei 99% aller Eltern der weibliche Part wickelt? Gibt es da eine geheimnisvolle Statistik, die ich nicht kenne? Oder ist dies gar ein kulturelles Statement, mit dem mehr oder weniger subtil die Abkehr von der Gleichberechtigung und die Rückkehr zum Patriarchat gefordert werden?

Nun, zugegeben, letzteres ist unwahrscheinlich, aber das Befremden bleibt. Und das Unwohlsein des Vaters ebenfalls, wenn er denn dann in der Damentoilette verlegen lächelnd seinem Junior die Windeln wechselt. Denn das kann’s ja nun nicht sein, dass nur, weil der Wickeltisch auf dem Damenklo ist, wir Mamas dann bei jedem Restaurantbesuch die Gelackmeierten sind. Und ich kenne durchaus Väter, die dies mit einem scheinheiligen Grinsen (Du, sorry, ich kann nicht, ist doch auf der Damentoilette…) schamlos ausnutzen. Da hat man sie dann mit Müh und Not dahin getrimmt, Teile der Versorgung des Kindes zu übernehmen und dann so ein Rückschritt? Das ist ja wohl auch eine Prinzipienfrage!

Schöne Erlebnisse beim Wickeln hat man auch gerne auf Flughäfen. Kommt man z.B. auf dem Flughafen in Palma de Mallorca in die Verlegenheit, einen Windelwechsel vornehmen zu müssen, landet man natürlich! auf der Damentoilette (da sind die stolzen Spanier eigen) und findet dort einen Wickeltisch zum runterklappen. Dieser ist jedoch in einer Höhe angebracht, dass Mütter, die größenmäßig nicht so von der Natur begünstigt sind, mit in die Höhe ausgestreckten Armen und blind wickeln müssen. Sind die Spanierinnen alle 1,75m???

Zusammenfassend ist zu sagen, dass ich dem Tag entgegen fiebere, an dem mein Sohn den Sinn und Zweck der Toilette verstanden hat (nein, sie dient nicht zum Spielzeug versenken…). Dann werde ich mit ihm hocherhobenen Hauptes in die Herrentoilette marschieren!

Und noch ein paar versöhnliche Worte zum Abschluss: doch, es gibt sie auch, die Wickelräume ohne Toiletten- und damit Geschlechtsanbindung, freundlich-praktisch eingerichtet und manche sogar mit allen Windeluntensilien ausgestattet. Allerdings, wie schon gesagt, haben hier die Schweden die Nase vorn, sowohl in ihren Möbelhäusen als auch in ihren Bekleidungsgeschäften…

Mittwoch, 1. September 2010

Oh je, ich lese...

Sobald man erzählt, dass man ein Kind erwartet, bekommt man in der Regel verschiedene Büchertipps bzw. bekommt verschiedene Ratgeber zum Thema Kinder, Kinderkriegen, Kinderentwicklung und –erziehung geschenkt.

Das kann teilweise hilfreich sein, manchmal macht es einen aber nur noch zusätzlich kirre.
So werden zum Beispiel in einem Buch von zwei niederländischen Psychologen die Entwicklungsschübe des Kindes in den ersten 14 Lebensmonaten erklärt. Das ist nicht schlecht, denn dadurch versteht man als Greenhorn-Mutter besser, warum das sonst so sonnige Kind auf einmal so viel weint und so quengelig ist, nämlich, weil es gerade „schubt“ (Umgangssprachlicher Ausdruck für einen Entwicklungsschub in den einschlägigen Internet-Mutti-Diskussionsforen).

Fatal ist allerdings, wenn man dann liest, was der kleine Schatz nach dem Schub denn nun alles können müsste und der kleine Schatz aber überhaupt keine Anstalten macht, mit sechs Monaten alleine mit Messer und Gabel zu essen, der Mami Kussshändchen zuzuwerfen oder sein Bilderbuch auswendig zu repetieren. Wenn dann noch eine andere Mutti daher kommt, deren Kind dies selbstverständlich alles kann (klar!), passiert wieder genau das, was man eigentlich lassen sollte: man vergleicht. Und fühlt sich schlecht dabei. Dumm das.

Von Ratgebern dieser Art gibt es unzählige, geschrieben wie gesagt von niederländischen Psychologen, schweizer Kinderärzten und dänischen Erziehungsexperten, die irgendwie versuchen wollen, einem die neue Welt zu erklären, in die man da blind getappt ist und die einen statt dessen oftmals nur noch mehr verunsichern.

„Ach,“ höre ich da wieder die sehr abgeklärten Mütter sagen, „ich habe mich davon gar nicht beeindrucken lassen, ich ziehe mir aus den Büchern, was ich brauche und lasse mich nicht verunsichern.“
Natürlich ist es vernünftig, Ratgeber jeglicher Art genauso zu lesen: sich das rausziehen, was man braucht und den Rest ignorieren. Und nach einiger Zeit mit dem Kind kommt man auch in eine Routine und gewinnt Sicherheit, einfach weil man selbst am besten weiß, was das Kind gerade hat oder braucht oder kann. Beim zweiten oder dritten Kind weiß man dann auch von Anfang an, dass jedes Kind seine eigene Norm und sein eigenes Tempo hat. Aber beim ersten Kind ist die Unsicherheit eben groß.

Frage ist jetzt, was verwirrt eigentlich mehr, der Ratgeber oder die coolen Alles-Wisser-Muttis? Beide, würde ich sagen. Und so muss man eben durch die Phase der Unsicherheit inklusive Ratgeber-Studium und Super-Mutti-Diskussionsforen durch, bis man selbst am besten weiß, was gut und richtig ist. Ist man dann eigentlich auch eine Super-Mutti???