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Hallo und herzlich Willkommen in meiner Welt!
Hier schreibe ich über die Dinge, die ich so erlebe, Lustiges, Kurioses, Ärgerliches... Über all das, was jedem von uns jeden Tag im Alltag widerfährt und wo man vielleicht denkt, wieso schreibt da eigentlich nicht mal einer drüber?
Was ich schreibe, kann man gut finden, muss man aber nicht. Kann man kommentieren, muss man aber nicht. Frei nach dem Motto: Alles geht, nichts muss.

In diesem Sinne: viel Spaß!
Deine Violet

Dienstag, 26. Oktober 2010

Und wir hätten ihn doch Paul nennen können!

Als ich erfuhr, dass ich schwanger bin, habe ich mich sehr gefreut. Sofort habe ich mir ausgemalt, wie es wäre, eine kleine Tochter zu bekommen. Wie ich mit ihr shoppen gehe und sie mit mir all ihre Kümmernisse bespricht. Denn ich war einfach fest davon überzeugt, mit einer Tochter schwanger zu sein, insbesondere, weil ich die ersten 17 Wochen sehr, sehr, sehr oft mit dem großen weißen Telefon im Badezimmer gesprochen habe (Und es heißt ja, wenn die Schwangere sehr viel spucken muss, wird’s ein Mädchen…).
Ich wusste auch schon, wie sie heißen würde (natürlich verrate ich den Namen jetzt nicht, denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, nicht, dass mir dann einer den Namen wegschnappt!).

In der 13.Schwangerschaftswoche wurde dann ein hochauflösender 3D-Ultraschall gemacht und der anwesende Arzt ließ bereits mit einem Blick und wenigen Worten all meine Pläne zerbröseln: „Ach, da sehen wir ja schon den kleinen Penis, das ist ja selten, so früh...“.

Peng. Da saßen wir nun da (na ja, also ich lag eigentlich mehr…). Mein Mann konnte seine Begeisterung ob dieser Nachricht nur schwer verbergen und hyperventilierte in unmännlich hohen Tönen Worte wie „Carrera-Bahn!“ und „Miniatur-Wunderland!“.
Ich hingegen musste das erst mal verdauen, denn wir hatten namensmäßig keinen Plan B. Aus unerfindlichen Gründen hatte ich nicht im Entferntesten in Erwägung gezogen, dass wir auch einen Sohn bekommen könnten.

Gott sei Dank hatten wir ja nun noch einige Woche Zeit, einen Namen zu finden, aber der Weg dahin war lang und steinig und keinesfalls das Ziel, sondern vielmehr die Pest.
Wir begannen nun, komplexe Excellisten zu erstellen (mein Mann ist IT'ler), mit Ja/Nein/Vielleicht-Spalten und Filtern, so dass man immer nur die Namen sehen konnte, die gerade noch im Rennen waren (wobei sich das ständig änderte).

Mein absoluter Lieblingsjungenname war und ist Paul. Paul ist kurz, knapp, knackig. Paul ist für mich ein süßer, blonder Bub, frech, ein Bengel und ein Engel, ich träumte sogar von ihm. Nun ist Paul aber ein Name, den nicht nur ich toll finde, sondern, wie ein Blick auf die im Internet zahllos bereitgestellten Namenshitlisten seit Anno Knack bestätigt, gefühlte 35 Millionen andere Eltern auch. Paul ist seit Jahren immer in der Top Ten.

Nun möchte man ja vermeiden, dass man seinem Kind statt eines Namens eine Sammelbezeichnung gibt (insbesondere, wenn man selbst mit einer solchen gesegnet ist, seufz…), also nahm ich blutenden Herzens und tränenden Auges Abstand von Paul.

Die Namensfrage ist eine heikle. Es ist ein Balanceakt zwischen Namen, die zwar schön sind, aber zu häufig vorkommen und Namen, die schön, aber so selten und vielleicht auch eigenwillig sind, dass man seinem Kind auch keinen Gefallen tut (Adel, Enno, Jarno, Ted…).
Man möchte seinem Kind einen sympathischen, passenden Namen geben, einen, der bezaubert und Menschen für sich einnimmt, einen, den alle toll finden, einer, mit dem er eines fernen Tages Abitur macht und danach Medizin studiert und mit Auszeichnung abschließt und dann in Stockholm den Nobelpreis für Medizin mit den Worten entgegen nimmt: „…und dies verdanke ich alles meiner Mutter! Danke Mama!“ Und wie neueste Studien unter GrundschullehrerInnen ergaben, lässt sich dass als Justin nun mal schwer realisieren.

Irgendwann haben mein Mann und ich uns dann auf einen Namen für unseren Sohn geeinigt. Und wie ich derzeit feststellen muss, in der Kita, in Krabbelgruppen, auf dem Spielplatz, hätten wir ihn doch ruhig Paul nennen können, denn bislang ist mir kein einziger Paul dort begegnet. Aber ein anderer Name begegnet mir im Moment dauernd und ich muss echt mal wieder einen Blick auf die Namenshitlisten werfen. Ich bin mir sicher, dieser Name ist derzeit ganz weit vorn!

Unser Sohn hat jetzt einen Namen, der an einen polnischen Underground-Regisseur erinnert. Und so gebe ich mich süßen Träumen hin, wie mein Sohn dereinst im Kodak Theatre in Los Angeles den Oscar für den besten ausländischen Film annimmt und seiner alten Mutter daheim auf dem Sofa für die nicht enden wollende Unterstützung dankt, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre: „Danke Mama!“

Ach, schön!

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