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Hier schreibe ich über die Dinge, die ich so erlebe, Lustiges, Kurioses, Ärgerliches... Über all das, was jedem von uns jeden Tag im Alltag widerfährt und wo man vielleicht denkt, wieso schreibt da eigentlich nicht mal einer drüber?
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In diesem Sinne: viel Spaß!
Deine Violet

Donnerstag, 25. November 2010

Mütter-Mobbing

In letzter Zeit begegnet mir immer häufiger das Phänomen des Mütter-Mobbings. Immer mehr Frauen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis erzählen mir ihre Schauer-Geschichten, wie sie von erfolgreichen, geschätzten, ja, man könnte fast sagen, teilweise geliebten Mitarbeiterinnen zur persona non grata werden, nur, weil sie dummerweise irgendwie schwanger geworden sind.

Die Vorgehensweise ist eigentlich immer die gleiche. Irgendwann nach Bekanntgabe der Schwangerschaft und vor Beginn des Mutterschutzes wird eine Absprache zum Thema Elternzeit und Rückkehr in den Job getroffen. Häufig kommen heutzutage die Frauen recht schnell wieder und bevorzugt in Teilzeit.
Gegen den Wunsch einer werdenden Mutter, Teilzeit in Elternzeit zu arbeiten, kann der Arbeitgeber qua Gesetzgebung wenig machen. Einige Chefs fragen zwar nichtsdestotrotz bei ihrer Personalabteilung an, ob sie der Teilzeit wirklich zustimmen müssen oder ob man der Frau nicht einfach kündigen kann. Da dies nicht geht, (denn es gibt so was wie Kündigungsschutz in der Elternzeit) werden dann gerne schon mal Ideen wie inhaltliche und gehaltliche Degradierung geäußert (zu denen natürlich die arbeitsrechtlich versierte Personalabteilung nur bedauernd den Kopf schütteln kann).

Sprich, der Arbeitgeber hat also nun eine werdende Mutter am Hals, die im Verlauf ihrer Schwangerschaft unter Umständen weniger belastbar ist und die dann erst mal weg ist, eine Stelle blockiert und dann noch die Chuzpe hat, in Teilzeit arbeiten zu wollen. UND ER KANN NICHTS DAGEGEN TUN! Zumindest nichts rechtlich und moralisch Korrektes.

Ab hier beginnen dann die Überlegungen, was man denn stattdessen tun kann. Und man kann versichert sein, da gibt es einiges.

Meistens beginnt es mit sehr dubiosen Feedbackgesprächen, in denen die Frau mit an den Haaren herbeigezogenen Vorwürfen wie Unzuverlässigkeit und nachlassendem Engagement (diese beiden Punkte tauchen übrigens immer wieder auf…), konfrontiert wird. Für die Vorwürfe gibt meist keinerlei Nachweise außer „Es wurde uns zugetragen, dass…“. Wer da wem was zugetragen hat, bleibt in Dunkeln.

Anfangs wird in den Gesprächen noch Verständnis demonstriert. Ja, die Rückkehr in den Job ist nicht einfach, man war eine zeitlang weg, die Welt im Unternehmen dreht sich aber weiter, Job und Kind unter einen Hut zu bekommen, ist schwierig und ob es denn irgendwas gibt, wo man die Mitarbeiterin unterstützen kann.
Nach und nach jedoch wird der Ton rauer. Immer mehr Vorwürfe kommen, es wird von mangelndem Vertrauen und einer Gefährdung der weiteren Zusammenarbeit gesprochen, wenn die Frau nicht ihr Verhalten ändert. Es wird gewarnt, teilweise gedroht, es wird von persönlicher Enttäuschung gesprochen und betroffen geguckt.
Dann wird meist noch ein Gang zugelegt: Aufgaben werden entzogen, Termine so gelegt, dass die betroffene Frau nicht teilnehmen kann, es wird kontrolliert und Druck gemacht. Natürlich macht man unter solchen Bedingungen mehr Fehler als vorher und liefert unfreiwillig den nächsten guten Grund für ein weiteres Tribunal beim Chef.

Die Frauen sind in der Regel völlig geschockt von den Vorwürfen und wissen überhaupt nicht, was sie auf einmal anders machen als vorher und welches Verhalten um alles in der Welt sie denn ändern sollen!
Sie stehen den Vorwürfen, mit denen sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit überzogen werden und die im Verlauf dieses ganzen Mobbing-Prozesses immer haltloser und bezugloser werden, hilflos gegenüber.
Zudem ziehen sich Kollegen und Mitarbeiter merklich zurück, denn wenn da ständig jemand zum Gespräch zum Chef rein muss, da kann ja was nicht stimmen und überhaupt, die ist ja auch nie da, besonders, wenn man sie mal braucht und immer ist das Kind krank und die ganze Arbeit bleibt an den Kollegen hängen.

Und manche der Kollegen sind überdies Kriegsgewinnler, sprich, sie würden einen Vorteil daraus ziehen, wenn die betroffene Frau nicht mehr im Unternehmen wäre, wie zum Beispiel eine Festanstellung oder gar eine Beförderung. Da ist die Motivation, mitzumachen, natürlich groß.

Das ganze kulminiert dann nach einer gewissen Zeit in Ultimaten, Einträgen in die Personalakte und in letzter Instanz in Abmahnungen.

Irgendwann, nach ein paar Wochen, vielleicht Monaten, je nachdem wie dick das Fell der Betroffenen ist, hat man sie dann soweit. Sie gibt auf, zieht sich zurück. Entweder kündigt sie gleich oder sie stoppt die Teilzeitaktivitäten im Unternehmen und geht zurück in die erwerblose Elternzeit. Oder sie wird richtig krank, klappt einfach zusammen, wenn sie den Rückzug nicht rechtzeitig schafft bzw. durchhalten will.

Und das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass die Frauen anfangen, sich selbst in Frage zu stellen. Was habe ich bloß falsch gemacht? Wo hätte ich mich anders verhalten können?

Sie haben nichts falsch gemacht. Sie haben auch keine Fehler gemacht, außer denen, die im Arbeitsprozess nun mal jeden Tag passieren und über die bei jedem anderen überhaupt kein Wort verloren würde.
Sie haben nichts falsch gemacht. Sie haben nur in einem der kinderfeindlichsten Länder der Welt ein Kind bekommen.

Das sind alles Einzelfälle? So etwas wie Mütter-Mobbing gibt es nicht in Deutschland?
Nun, 66.700 Ergebnisse bei Google unter diesem Stichwort sprechen meines Erachtens nach eine andere Sprache.

Ausgwählte Links zum Thema:

Und raus bis Du!

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