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Hallo und herzlich Willkommen in meiner Welt!
Hier schreibe ich über die Dinge, die ich so erlebe, Lustiges, Kurioses, Ärgerliches... Über all das, was jedem von uns jeden Tag im Alltag widerfährt und wo man vielleicht denkt, wieso schreibt da eigentlich nicht mal einer drüber?
Was ich schreibe, kann man gut finden, muss man aber nicht. Kann man kommentieren, muss man aber nicht. Frei nach dem Motto: Alles geht, nichts muss.

In diesem Sinne: viel Spaß!
Deine Violet

Freitag, 9. Juli 2010

Schlechtes Gewissen

Das schlechte Gewissen gehört zur Grundausstattung einer Mutter. Man hat eigentlich permanent ein schlechtes Gewissen, wegen allem. Bevor man Kinder bekommt, weiß man davon nichts und wenn es einem einer erzählt, glaubt man es nicht. Quatsch, weswegen sollte ich denn ein schlechtes Gewissen haben?

Dafür gibt es ungefähr eine Millionen Gründe. Egal, was man tut oder nicht tut, das schlechte Gewissen ist wie der Igel in der Geschichte von selbigen und dem Hasen: es ist schon da.

Irgendwo mal in Ruhe einen Kaffee trinken? Peng, da ist es schon: Wieso sitzt Du hier und trinkst Kaffee, ach ja, Du hast ja Dein Kind in die Kita abgeschoben.

Man selbst ist krank, das Kind ist quengelig und man wird ungeduldig? Poff, schon ist es da: Wie, Du bist grad genervt von Deinem süßen Engel? Wegen ein bisschen Schnupfen und weil er oder sie gerade etwas unleidlich ist? Jetzt reiß’ Dich aber mal zusammen!

Man zieht sein Kind immer irgendwie zu dick oder zu dünn an (dies kommt immer dann besonders zum tragen, wenn das Kleine krank ist), gibt ihm immer irgendwas zu essen, was irgendwie nicht gut ist (Keks bei Quengeligkeit, oh, ganz, ganz schlecht, das schafft Frustesser und die Essstörung bzw. die Fettleibigkeit ist vorprogrammiert und Mutter trägt Schuld!), kümmert sich im Grunde immer zu wenig um sein Kind und könnte eigentlich immer mehr tun (schließlich gibt es ja Mütter, die Barockperücken aus Klopapierrollen basteln und ganze Herbarien aus der beim gemeinsamen Spaziergang in der Natur gesammelten Flora zu erstellen).

Wie, der Kuchen ist nur aus einer Backmischung oder gar, pfui Spinne, gekauft?? Die Mutter von Lisa backt sechsstöckige Buttercremetorten ganz nebenbei, wenn sie von der Arbeit kommt. Und die Mutter von Veit hatte schon nach drei Wochen ihr Vor-Schwangerschafts-Gewicht zurück und geht jede Woche dreimal zum Sport.

Überhaupt, der Veit. Der wird wenigstens richtig gefördert. Der ist in einer zweisprachigen (oder in schick: in einer bilingualen) Kita und geht außerdem zur musikalischen Frühförderung, zum frühkindlichen kreativen Gestalten und in die Zwergen-Karate-Gruppe. Während das eigene Kind das Bilderbuch beim Anschauen immer noch falsch herum hält.

Und krawum, da ist es wieder: das ganz, ganz schlechte Gewissen und das Bewusstsein, als Mutter mal wieder total versagt zu haben.

Mütter sind nicht krank, nicht müde, nicht genervt, nicht angespannt. Sie schreien nicht, sie haben Geduld und immer ein Lächeln auf den Lippen. Mütter sind immer tolerant, haben immer Zeit, gute Laune und kreative Ideen für ihr Kind. Sie brauchen keine Zeit für sich, wozu, Zeit mit den lieben Kleinen ist doch wie Zeit für sich.

Klappt bei mir leider nicht.

Woher kommt es bloß, das schlechte Gewissen? Es kommt daher, weil wir uns ständig vergleichen. Mit den Müttern aus unserem näheren Umfeld, aber auch mit den prominenten Super-Muttis, die alles unter einen Hut bekommen und sich ständig richtig um ihre Brut kümmern. Wir bekommen dauernd gesagt und vermeintlich vorgelebt, wie eine Mutter zu sein hat. Und wir springen wider besseren Wissens voll darauf an.

Und so manches Mutterbild, das so im Umlauf ist, ist schon so alt, dass es schon ziemlich bräunlich ist.

Was also tun gegen das schlechte Gewissen? Nicht mehr vergleichen? Sicherlich die beste Lösung. Funktioniert aber nicht. Auch wenn man weiß, dass man’s nicht tun soll, tut man’s trotzdem.

Interessanterweise scheinen Männer überhaupt niemals ein schlechtes Gewissen zu haben. Selbst wenn sie ihre Frauen oder das Finanzamt oder die Bürger, von denen sie gewählt wurden, betrügen, machen sie dies mit einem wahren Teflongemüt: es gleitet einfach alles an ihnen ab. Ob dies ein genetischer Defekt ist? Oder gar eine von der Evolution geplante Mutation?

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