Der Göttergatte ist ein extrem geduldiger Mensch. Muss er
auch sein, denn er hat sich mit mir nicht gerade ein pflegeleichtes und
unkompliziertes Exemplar der Gattung Frau ausgesucht.
Ich neige ein wenig zur Eigenwilligkeit und Sturheit und bin
bereits mitten drin in dem von Markus Barth in seinem Buch „Mettwurst ist kein
Smoothie“ beschriebenen Prozess der Verkauzung (großartiges Buch, nebenbei
bemerkt, sehr empfehlenswert, ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Tränen
beim Lesen gelacht habe…). Sprich, meine Handlungen sind nicht immer
nachvollziehbar und schon gar nicht logisch.
Aber wie gesagt, der Göttergatte trägt es mit großer
Gelassenheit. Allerdings wird seine Belastbarkeit und Stressresistenz einmal im
Jahr besonders gefordert, nämlich zur Weihnachtszeit. Ab dem 1.12. günstigstenfalls, zu seinem Leidwesen eher
schon früher (so ab Mitte November) raste ich nämlich total aus.
Da gibt es für mich kein Halten mehr und ich dekoriere die
Wohnung mit Engeln, Weihnachtsmännern, Sternen und vielerlei Zierrat mehr. Dazu
sorge ich mit ungefähr einer Fantastillionen Kerzen für Atemnot bei meinen
Mitbewohnern, da ich sie alle gleichzeitig anzünde und so für akuten
Sauerstoffmangel sowie Paraffingestank sorge, den ich gern noch mit dem
Abbrennen von Rauchkerzen flankiere. Ich finde es schön so, dem Göttergatten
hingegen tränen die Augen.
Aber das ist bei weitem noch nicht die größte Belastungsprobe
für den Göttergatten. Nein, die wirklich härteste Herausforderung für ihn ist
die Tatsache, dass ich weihnachtliche Musik liebe und diese so gern mit meinem
Gesang begleite. Ab dem ersten Advent dudele ich in der Dauerschleife „Last
Christmas“, „White Christmas“, „Jingle Bells“ und ähnliche Weihnachtsevergreens
und singe so inbrünstig mit, dass nicht nur mir die Tränen kommen.
Ich schwebe also auf meinem Wölkchen aus Weihnachtsstimmung,
Rauchkerzen und Plätzchenduft durch die Wohnung und der Göttergatte denkt über
eine Flucht nach Guatemala nach. Doch seine Leidensfähigkeit ist groß. Ich
nehme an, dass muss wohl Liebe sein…